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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Literaturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0313

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Litteraturbericht.
Malerei.
W. Weisbach. Francesco Pesellino und die Romantik der Re-
naissance. Berlin, Bruno Cassirer 1901. 133 S.
In einer glanzvollen Publication, wie sie bisher keinem Renais-
sancemeister gewidmet wurde, legt W. Weisbach das Resultat mehrjähriger
Studien über Francesco Pesellino vor— dem bisher „eingehende litterarische
Würdigung nicht zu theil geworden.“ Aber das Thema wird nicht, wie
üblich, auf den Helden selbst, seine Vorgänger und seine Nachfahren
beschränkt; auf die „Zeitströmung“, die sein Schaffen bedingt hat, ist ein-
gegangen; daher der Nebentitel des Buches.
Schon Vasari verwirrte sich das Bild Giuliano Pesello’s und seines
Enkels, den der Alte erzogen. Diesen ersten Lehrer muss zu fassen ver-
suchen, wer Pesellino’s Ursprung erläutern will. Weisbach hat im XXL
Band des Jahrbuchs der preussischen Kunstsammlungen das Werk eines
Meisters zusammengestellt, dessen Hauptstück, die Predella in der Casa
Buonarroti, Vasari ausdrücklich dem Pesello zuschreibt. Seine Resultate sind
in diesem Zusammenhang kurz wiedergegeben, der Stil des Künstlers wird
charakterisirt. Zugleich findet man die Daten über beide, Grossvater und
Enkel, in diesem ersten Kapitel vereinigt.
Dann folgt die zweite, grössere Einleitung „Romantische Züge der
Frührenaissance“. Die Lectüre französischer Ritterromane wirkte auf die
höfischen Anschauungen und Sitten; von den Wünschen fürstlicher Auf-
traggeber wurde wieder die Kunst beeinflusst. Die Cassonemalereien, die
illustrirten Handschriften, künstlerisch geschmückte Gebrauchsgegenstände
— besonders Majolicagefässe und Elfenbeinschnitzereien — behandeln
ritterliche Scenen, Liebesgeschichten, Mythologisches in romantischem Sinne.
Diese Auffassung greift hinüber auf die Darstellung biblischer Scenen.
Die Anbetung der Könige, gewisse Heiligengestalten, wie Georg und
Hubertus, bieten Gelegenheit, ritterlichen Prunk darzustellen. Die Land-
schaft und einzelne Elemente darin, wie zerfallendes Gemäuer, erwecken
romantische Stimmung. All’ dies war ausgebildet zu Pesellino’s Zeit.
Das Oeuvre des Meisters ist wenig umfangreich. Nur ein einziges
grösseres Bild findet sich darin (die bei seinem Tode unvollendet zurück-
 
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