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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Loeser, Charles: Über einige italienische Handzeichnungen des Berliner Kupferstichcabinets
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0362

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Ueber einige italienische Handzeichnungen des
Berliner Kupferstichcabinets.
Von Charles Loeser.
Die Direction des Berliner Kupferstichcabinets hat sich mit den Attri-
butionen der ihr anvertrauten italienischen Handzeichnungen stets con-
servativ verhalten. Es ist wohl erklärlich, dass nicht alle Tage den
wechselnden Ansichten zu Liebe neue Namen auf die Passepartouts ge-
druckt werden können; und so wurde begreiflicherweise vorgezogen, die
herkömmlichen Benennungen stehen zu lassen, statt den wechselnden
Meinungen der Beurtheiler allzu eilig zu folgen. Immerhin bietet die
Sammlung Anlass zu manch interessanter Debatte. In der Hoffnung, dass
folgende Besprechung der vornehmsten Nummern des alten Bestandes, ehe
die Sammlung durch die Einverleibung der Beckerath’schen Collection
eine so ausserordentliche Bereicherung erfuhr, einiges zur Klärung vor-
handener Probleme beitragen dürfte, möchte ich sie an dieser Stelle ver-
öffentlichen.
Wo ich von der officiellen Benennung ab weiche, drucke ich die
Künstlernamen in Klammern.
Bd. I, Nr. 466. [Parri Spinelli]. Skizze zu einem Brunnen; drei
Mönche. Rückseite: zwei Gestalten in langen Mänteln, die eine in Vorder-,
die andere in Seitenansicht. Gewandung, sowie die darunter sitzenden
Formen, schwach und gehaltlos. Die ganze Mache verräth eine Sucht in’s
Stillos-Uebertriebene. Von gleicher Hand und unter gleichem Namen sind
eine Reihe Blätter in den Uffizien ausgestellt. Bei den angegebenen
Kriterien fällt die Bestimmung des Meisters sehr schwer.
Nr. 485. [Vittor Pisano]. Recto: Decoratives Arabeskenwerk nach
der Antike. Verso: In der Mitte ein reichsculpirter romanischer Säulen-
schaft, worauf der hl. Michael den Drachen tödtet. An beiden Rändern
des Blattes phantasiereiche Skizzen: eine Sphinx, ein geketteter Hund,
eine weibliche Heilige, ein wohl auf persische Vorlagen zurückgehendes
Wandbekleidungsmuster u. s. w.
Mit Verona steht dieses Blatt nicht in Verbindung, der Urheber ist
eher ein strengvenezianischer Künstler, dem Jacobello del Fiore auf’s
Nächste verwandt.
Nr. 486. [Vittor Pisano]. Recto: Zwei heraldische Löwen, wovon
 
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