DOI Heft:
Mittheilungen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0247
Mittheilungen.
Eine Madonna in trono von Pinturicchio weist L. Staffetti in
einer Kapelle des Domes von Massa nach (s. Un affresco di Bernardino
Pinturicchio nel duomo di Massa im Giornale storico e letterario della
Liguria, vol. 1, pag. 401—423). Sie bildet den einzig erhaltenen Pest des
Freskenschmuckes, womit der Cardinal Lorenzo Cibö zwischen 1489 und
1492 seine Kapelle in S. Maria del popolo durch den Meister hatte aus-
malen lassen. Die Existenz des kostbaren Fragmentes war bisher der
Kunstforschung entgangen. Aus der im Staatsarchiv zu Massa vorhan-
denen Correspondenz zwischen Carlo II Cibö, dem Herrscher des Herzog-
thums und dem Cardinal Alderano Cibö weist Staffetti nach, dass der
letztere, der zu Ende des XVII. Jahrhunderts der Kapelle seines Ge-
schlechts in der genannten Kirche ihre jetzige pompöse Ausschmückung
verliehen hatte, das in Rede stehende Fresco aus Rom um 1690 dem Vater
Carlo II für die im Dom zu Massa im Bau begriffene Familienkapelle
Cibö’s zugesandt hatte, wo es auch sofort als Altarbild Aufstellung fand und
zwar an der Stelle, die es noch heute einnimmt. Der älteste Geschichts-
schreiber von S. Maria del popolo, A. Landucci, beschreibt das Fresco
noch an seiner ursprünglichen Stelle, am Altar der Cibökapelle. Er sagt,
es hätte „die Madonna, den hl. Laurentius und andere Figuren“ ent-
halten. Davon ist leider blos das nach Massa überführte Mittelstück
von 1,25 auf 1,10 m mit der Gestalt der ersteren erhalten. Wir sehen
die Jungfrau in fast ganzer Figur auf einem reichen Thronsessel, wie
er uns aus anderen Bildern Pinturicchio’s wohlbekannt ist, en face da-
sitzen mit dem Kinde auf ihrem linken Knie. Das Kind hält in seiner
Linken ein Buch und hat die Rechte segnend erhoben. Am Throngesims
sitzen zwei nackte Engelputten, zwei andere Engel in Halbgestalt sichtbar
lehnen rechts und links an den Armen des Thrones. Unter ihnen werden
noch zwei Köpfe mit Heiligenscheinen sichtbar, deren Identität sich aber
nicht feststellen lässt; der linke ist sogar blos zur Hälfte vorhanden. Der
untere Abschluss des Bildes fehlt ebenfalls. Dagegen ist das Vorhandene,
mit Ausnahme des unteren Theils des Mantels der Madonna, von jeder
Uebermalung frei geblieben. Die Gesichtstypen der Jungfrau und des
Eine Madonna in trono von Pinturicchio weist L. Staffetti in
einer Kapelle des Domes von Massa nach (s. Un affresco di Bernardino
Pinturicchio nel duomo di Massa im Giornale storico e letterario della
Liguria, vol. 1, pag. 401—423). Sie bildet den einzig erhaltenen Pest des
Freskenschmuckes, womit der Cardinal Lorenzo Cibö zwischen 1489 und
1492 seine Kapelle in S. Maria del popolo durch den Meister hatte aus-
malen lassen. Die Existenz des kostbaren Fragmentes war bisher der
Kunstforschung entgangen. Aus der im Staatsarchiv zu Massa vorhan-
denen Correspondenz zwischen Carlo II Cibö, dem Herrscher des Herzog-
thums und dem Cardinal Alderano Cibö weist Staffetti nach, dass der
letztere, der zu Ende des XVII. Jahrhunderts der Kapelle seines Ge-
schlechts in der genannten Kirche ihre jetzige pompöse Ausschmückung
verliehen hatte, das in Rede stehende Fresco aus Rom um 1690 dem Vater
Carlo II für die im Dom zu Massa im Bau begriffene Familienkapelle
Cibö’s zugesandt hatte, wo es auch sofort als Altarbild Aufstellung fand und
zwar an der Stelle, die es noch heute einnimmt. Der älteste Geschichts-
schreiber von S. Maria del popolo, A. Landucci, beschreibt das Fresco
noch an seiner ursprünglichen Stelle, am Altar der Cibökapelle. Er sagt,
es hätte „die Madonna, den hl. Laurentius und andere Figuren“ ent-
halten. Davon ist leider blos das nach Massa überführte Mittelstück
von 1,25 auf 1,10 m mit der Gestalt der ersteren erhalten. Wir sehen
die Jungfrau in fast ganzer Figur auf einem reichen Thronsessel, wie
er uns aus anderen Bildern Pinturicchio’s wohlbekannt ist, en face da-
sitzen mit dem Kinde auf ihrem linken Knie. Das Kind hält in seiner
Linken ein Buch und hat die Rechte segnend erhoben. Am Throngesims
sitzen zwei nackte Engelputten, zwei andere Engel in Halbgestalt sichtbar
lehnen rechts und links an den Armen des Thrones. Unter ihnen werden
noch zwei Köpfe mit Heiligenscheinen sichtbar, deren Identität sich aber
nicht feststellen lässt; der linke ist sogar blos zur Hälfte vorhanden. Der
untere Abschluss des Bildes fehlt ebenfalls. Dagegen ist das Vorhandene,
mit Ausnahme des unteren Theils des Mantels der Madonna, von jeder
Uebermalung frei geblieben. Die Gesichtstypen der Jungfrau und des