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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0212

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Litteraturbericlit.
Kunstgeschichte.
Friedrich Seesselberg. Die frühmittelalterliche Kunst der ger-
manischen Völker, unter besonderer Berücksichtigung der
scandinavischenBaukunst in ethnologisch-anthropologischer
Begründung dargestellt. Mit 500 Textfiguren. Hierzu gehörig das
Tafelwerk: F. Seesselberg. Die scandinavische Baukunst der ersten nor-
disch-christlichen Jahrhunderte. Berlin, Ernst Wasmuth, 1897. Text und
Atlas Gross Fol.
Der unserer Wissenschaft zu früh genommene Kenner christlicher
Kunst Franz Xaver Kraus hat das Seesselberg’sehe Werk noch bald nach
seinem Erscheinen im XXI. Bande des Repertoriums 1898, S. 147 in wenigen
Zeilen besprochen. Er nennt die Arbeit eine Publication, die die grösste
Beachtung verdient, „über die man, ohne ein Unrecht zu thun, erst nach
eingehendem Studium wird urtheilen dürfen.“
Zeit zu eingehendem Studium wäre nun wohl inzwischen gewesen,
aber ich habe nicht den Eindruck, dass das Seesselberg’sehe Werk die
Beachtung gefunden habe, die ihm Kraus, nach meiner Ansicht, mit vollstem
Rechte zuerkennt. Denn ein grösserer und gewichtigerer Ansturm gegen
die traditionelle Auffassung baugeschichtlicher Entwicklung ist wohl seit
den Tagen Schnaase’s nicht unternommen worden. Deshalb möchte ich
hier eine ausführliche Besprechung geben.
Freilich eine Kritik, wie sie in diesen Heften üblich ist, kann das
nicht werden. Hier handelt es sich nicht um eine oder ein paar Thesen,
mit deren Stehen oder Fallen die Entscheidung über die ganze Arbeit ge-
geben wäre, was sich in wenigen Zeilen darlegen lässt; sondern hier
handelt es sich um Dutzende von Problemen, die aufgeworfen und nach
einer bestimmten Richtung zu lösen versucht werden. Alle diese Lösungen
wirken dann zu dem einen grossen Resultat zusammen, dass unsere bis-
herige Auffassung der karolingischen und romanischen Baukunst in Deutsch-
land eine irrthümliche gewesen ist. Wenn Seesselberg S. 78 von einer
Brandfackel redet, die in den Tempel der kunsthistorischen Traditionen
geworfen wird, so trifft das für sein Werk zu. Das Werfen dieser Brand-
 
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