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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Schmitt, Franz Jacob: Die ehemalige gewölbte Zehnecks-Pfeilerbasilika Sanct Johannes des Täufers in Worms am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0335

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Die ehemalige gewölbte Zehnecks-Pfeilerbasilika Sanct
Johannes des Täufers in Worms am Rhein.
Von Architekt Franz Jacob Schmitt in München.
Mit dem vom Jahre 1000 — 1025 regierenden Bischöfe Burkard I,
Grafen von Reichenbach-Ziegenhain,1) beginnt die eigentliche Baugeschichte
des monumentalen Worms. Der vierte Band der „Monumenta Germaniae“
hat die „Vita Burchardi“ zum Abdrucke gebracht. Nun trat an die Stelle
des Dom-Urbaues von bescheidenen Dimensionen eine mächtige dreischiffige
Pfeilerbasilika auf neuen ausgedehnten Fundamenten mit doppelten Chören
und zwei flankirenden runden Treppenthürmen an der Westseite. Ward
die Domkirche in der heiligen Linie von West nach Ost errichtet, so ent-
stand an der Südwestseite das Monasterium clericorum mit der Domschule
und auf der Nordseite liess der Oberhirte sein Episcopium errichten, eine
Disposition, welche Worms mit Mainz und Speyer gemeinsam hat. Gleich
Regensburg lag aber in Mainz die Sanct Johannes geweihte Taufkirche
an der Westseite des Sanct Martinus-Domes; in Worms erkor Burkard I
hierfür des Domes Südostseite und so kommt es, dass der auch hier er-
stellte Dom-Kreuzgang nur mässige Ausdehnung von West nach Ost erhalten
konnte. Auch der hl. Bischof Ulrich (923 — 973) von Augsburg hatte das
Baptisterium Sanct Johannes auf der Südseite seiner Kathedrale Sanct
Maria errichten lassen, nur durch einen Hof war es von ihr getrennt, bis
man das hochinteressante durchaus nicht baufällige Denkmal im Anfänge
des XIX. Jahrhunderts, ohne jeglichen zwingenden Grund, abgebrochen hat.
Im Jahre 1018 fand im Beisein des Kaisers Heinrich II die Con-
secration des neuen Sanct Petersdomes von Worms statt, die nächste
1110 und die dritte im Jahre 1181, woraus schon folgt, dass an diesem
mächtigen Gotteshause romanischen Stiles fort und fort gearbeitet wurde
und eine locale Bauschule sich ergeben musste, welche weit über die
Grenzen der Wormser Diöcese befruchtenden Einfluss hatte. Die Aufgaben
dieser Bauschule beschränkten sich aber nicht auf die Kathedrale des

*) Burkard war wahrscheinlich um das Jahr 965 geboren, seine Erbgüter
lagen bei Frankenberg an der Edder in Oberhessen; erzogen wurde Burkard im
Benedictiner-Kloster Sanct Florin zu Koblenz am Rhein, der Erzdiöcese Trier.

Repertorium für Kunstwissenschaft, XXV

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