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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Bruck, Robert: Der Tractat des Meisters Antonio von Pisa über die Glasmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0254

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Der Tractat des Meisters Antonio von Pisa über
die Glasmalerei.
Von Robert Bruck,
Mit meiner Arbeit über die elsässische Glasmalerei beschäftigt,
wurde ich von Prof. Thode auf einen in der zweiten Hälfte des XIV.
Jahrhunderts von Antonio da Pisa verfassten Tractat über die Glasmalerei
hingewiesen, der an verborgener Stelle: in des P. Giuseppe Fratini Storia
della basilica e del convento di S. Francesco in Assisi (Prato 1882) nach
einem im Archive von S. Francesco zu Assisi befindlichen Manuscripte
publicirt worden ist. Denselben weiteren Kreisen durch Abdruck und eine
Uebersetzung, die Thode seiner Zeit schon anzufertigen beabsichtigt, aber
nicht ausgeführt hat, bekannt zu machen, erscheint wünschenswert!}. Es
geschieht im Folgenden.
Ueber den Verfasser des Tractates bemerkt Thode (Franz von
Assisi S. 547) Folgendes: „Offenbar ist dieser Antonio, der so selbstbewusst
auftritt, kein Anderer, als jener gleichnamige Glasmaler, der sich 1395
auf dem herrlichen Fenster über der zweiten Südthüre des Domes von
Florenz nennt. Sicherlich ist Antonio in Assisi thätig gewesen. Vergleicht
man aber jenes in einem reichen, vollen Goldton gehaltene, aus vielen
kleinen Stücken zusammengesetzte Fenster, das nach Agnolo Gaddi’s
Zeichnung gemacht ist und vier Farben: ein besonders bevorzugtes Gold-
gelb, ein leuchtendes Smaragdgrün, ein kräftiges Roth und tiefes Blau
zeigt, mit den Fenstern von S. Francesco, so wird man keine Analogieen
finden. Es könnte sich der Zeit nach höchstens um die Scheiben der
Kapelle Albornoz oder Martini handeln. Aber hier ist die Technik sowie
die Farbenscala eine durchaus andere. Es kann keine Frage sein, dass
Antonio unter den Meistern jener Zeit in Italien den ersten Rang ein-
nimmt — farbenprächtiger dürfte schwerlich ein anderes Glasgemälde
sein, als das in Florenz.“
Auf den alten Tractat über die Glasmalerei des Theophilus presbyter
in seinem Buche aus dem Ende des XI. oder Anfang des XII. Jahrhun-
derts „Schedula diversarum artium“ geht unser Tractat nicht zurück. Er
könnte auch nur mit wenig Nutzen die Vorschriften des Theophilus auf-
genommen haben, da er in einer Zeit geschrieben ist, die bereits mit
ganz anderen technischen Manipulationen zu rechnen hatte; eine Zeit, die
 
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