Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

DOI Artikel:
Jacobsen, Emil: Italienische Gemälde im Louvre, [2]: kritische Notizen zu den im neuesten Katalog angeführten Bildern, sowie zu den vielen neuen Erwerbungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0304

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
290

Emil Jacobsen:

Gestalten war offenbar das Frescowerk mit dem Heiligen von Ghirlandajo
in Ognissanti zu Florenz. — 496. Thronende Maria von vier Heiligen
umgeben. Von einem schwachen Schüler Fra Filippo’s, der auch von
Pesellino beeinflusst erscheint. Von Mary Logan ist es in der Gazette
des Beaux Arts 1901 zusammen mit der „Dreieinigkeit“ in London und
einer Reihe anderer Bilder einem unbekannten Gehilfen Pesellino’s (Com-
pagno di Pesellino) zugeschrieben, lieber die Dreieinigkeit, welche den
übrigen Bildern wesentlich überlegen ist, vergleiche meinen Aufsatz über
die Londoner Galerie. Auch die übrigen von der Verfasserin erwähnten
Bilder (von ungleicher Qualität) sind, wenn auch mit einander verwandt,
nicht alle von derselben Hand. Salomon Reinach hat auf die Verwandt-
schaft unseres Bildes mit Zenobio Macchiavelli hingewiesen. Eine solche
ist gewiss vorhanden, kann aber sehr wohl auf der gemeinsamen Finflnss-
sphäre beruhen.* * * * * * * * * * * * * * * 73) — 497. Maria mit dem Kinde. Es ist schon lange her,
dass das Bild von Frizzoni (nicht von Morelli, wie gewöhnlich angegeben
wird) als ein Werk Piero di Cosimo’s bestimmt wurde. Im Colorit macht
sich vornehmlich ein kühles Blau und Roth in zwei Nuancen (hell und
tief) geltend. Starke bläuliche Reflexe im Gesichte Maria’s. Die nackten
Formen des Christkindes von grosser Schärfe. Glatter Auftrag der Farben.
Das Bild dürfte in dieselbe Periode gehören, in welcher das bedeutende
Altarwerk im Ospizio degli Innocenti zu Florenz geschaffen wurde.74) —

in Chantilly, dem sogenannten Amico di Sandro zugeschrieben, theils auch
an Francesco Botticini. Eine knieende weibliche Figur in einem dieser Bilder
ist in ihrer ganzen Stellung und in der eigenthümlichen Faltenlage ihres Kleides
fast identisch mit einer Figur in Botticini’s Predella in Empoli. Es ist ganz er-
freulich, wie in der letzten Zeit aus dem Chaos der unbekannten florentinischen
Bilder kleine Künstlergestalten wie Francesco Botticini, Jacopo del Sellajo, Pier,
Francesco Fiorentino, Piero di Lorenzo sowie die Pseudonyme Amico di Sandro
und Compagno di Pesellino aufgetaucht sind. Wenn einmal die Kataloge dieser
Künstler nach Gebühr gesichtet und vervollständigt vorliegen, haben wir in ihnen,
wenn auch nicht bedeutende, doch auch nicht ganz uninteressante Kleinmeister
zu verzeichnen, von denen Jeder, wenn auch abhängig von den grossen führenden
Geistern der Zeit, seine kleine Eigenart besitzt.
(Späterer Zusatz: In der Februar Sitzung der Kunstgeschichtlichen Gesell-
schaft zu Berlin für dieses Jahr [1902] hat Dr. Mackowsky auf das Gemälde
Nr. 364 in der Pittigalerie als ein Werk Sellajo’s aufmerksam gemacht).
73) Gazette des Beaux Arts 1900, II. Vergleiche meine Schlussbemerkung
zu Nr. 347 dieser Galerie.
74) Äusser den Gemälden, welche in neuester Zeit dem Piero zugeschrieben
werden, beiinden sich in Florenz noch mehrere Bilder, die ihm jedenfalls sehr
verwandt sind. Ein Tondo in den Uffizien Nr. 85, Anbetung des Kindes, wird
Schule Lorenzo di Credi’s, ein anderer Tondo Nr. 89, Toscanische Schule genannt.
Beide stehen jedoch in den Gesichtstypen der Madonna und der Kinder, in den
Formen der Hände, des Ohres und des schweren Gefälte dem Piero sehr nahe.
In Nr. 85 ragt im Mittelgründe ein Felsen empor, der fast identisch in der An-
betung des Kindes bei Mr. A. E. Street, London, vorkommt. Das Christuskind ist
 
Annotationen