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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Jacobsen, Emil: Italienische Gemälde im Louvre, [2]: kritische Notizen zu den im neuesten Katalog angeführten Bildern, sowie zu den vielen neuen Erwerbungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0308

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294

Emil Jacobsen:

Bildnisse bekannt, mit welchen es keine Analogie zeigt. An Bugiardini
erinnern einige landschaftliche Züge, aber dieser schwache Künstler hat
sich nie zu solcher Höhe erhoben. Mit R. Ghirlandajo und namentlich
mit Franciabigio zeigt das Bildniss allerdings eine sehr erklärbare Ver-
wandtschaft: Meiner Ansicht nach dürfte dasselbe nämlich von einem
Meister sein, welcher die beiden Letztgenannten beeinflusst hat oder gar,
wie Vasari behauptet, ihr Lehrer gewesen ist,78) nämlich von Alb ertinell i.
Dieser in seiner Production sehr ungleiche Meister ist als Portraitmaler
nicht bekannt. Er hat aber, wie wohl alle florentinischen Maler dieser
Periode, Portraits gemalt. Auch wird von Vasari ein jetzt verschollenes
Bild von Alfonsina de Medici genannt. Die ganze Behandlungsweise
unseres Bildnisses scheint mir auf ihn hinzudeuten. Man vergleiche z. B.
mit diesem Portrait den Kopf des Heiligen links (St. Julian) auf seiner
„Thronenden Madonna“ Nr. 167 in der florentinischen Akademie, der viel
Analogie mit unserem Bildnisse aufweist. Sollte ich in meiner Vermuthung
Recht behalten, dann hätten wir in diesem unter dem Einflüsse Lionardo’s
geschaffenen Werk eine seiner bedeutendsten Schöpfungen zu verzeichnen.
Auch für Albertinelli würde es freilich ein exceptionell bedeutendes Werk
sein. Ich füge noch hinzu, wenn Albertinelli nicht selbst das Bildniss gemalt
hat, dann kann es nur von seinem Schüler Franciabigio sein. Dieser hat
einige Portraits gemalt, die in der Auffassung eine gewisse Aehnlichkeit
mit dem Louvrebild haben, so ein Bildniss Nr. 245 A in der Berliner und
eine anderes Nr. 1035 in der Londoner Galerie. Das Gemälde scheint
ungleich kleiner gewesen zu sein; es ist nach allen vier Seiten ver-
grössert worden. — 525. Männliches Portrait. Dies Bildniss geht wahr-
scheinlich auf Sebastiano del Piombo zurück. Darauf deutet die Behand-
lung des Pelzwerks, sowie auch die nach innen gewandte Stellung der
einen Hand und ihre Form. Ob das hochhängende, sehr schadhafte Bild-
niss ein Original oder eine alte Copie ist, vermag ich nicht zu entscheiden.
Italienische Schule. Schluss des XV. Jahrhunderts. 500 — 513.
Diese vierzehn Idealportraits wurden am Schluss des XV. Jahrhunderts für
Federigo Montefeltro, Herzog von Urbino, gemalt. Vierzehn andere aus
derselben Serie befinden sich im Palazzo Barberini zu Rom. Copieen von
mehreren dieser Bildnisse oder Nachzeichnungen nach den ihnen zu
Grunde liegenden Skizzen befinden sich, wie bekannt, im sogenannten
„Venezianischen Skizzenbuch“. Es scheint, dass mehrere Hände hier be-
schäftigt gewesen sind. Einige zeigen einen ausgeprägten vlämischen,
andere italienischen Stil. Als Beispiel des ersteren nenne ich den hl.
Hieronymus (Nr. 50) und den hl. Agostino (Nr. 506), als Beispiel des letz-
teren Vittorino de Feltre (Nr. 502), Dante (Nr. 504), Thomas von Aquino
(Nr. 507). Das Bildniss des Papstes Sixtus IV scheint sowohl in der
malerischen Behandlung, wie in den Formen abzuweichen. Nach dem

78) Was jedoch nur bei Franciabigio zutrifft. Bugiardini war nur ein Jahr
jünger als Albertinelli.
 
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