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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Hofstede de Groot, Cornelis: Gerrit van Hees, der Maler der "Landschaft mit den Planken" in der Akademie zu Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0311

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Corn. Hofstede de Groot: Gerrit van Hees, der Maler der „Landschaft etc. 297
Es hat lange gedauert, bis der Houck’sche van Hees einen dauernden
Aufbewahrungsort gefunden hat. Nach der Auction Houck (Amsterdam,
Mai 1895) wurde er von Hauser gereinigt und hing dann mehrere Jahre
als Eigenthum des Rembrandtvereins im Directionszimmer der Haager
Galerie, wo ich Gelegenheit hatte, die Eigenart des Künstlers vollständig
in mich aufzunehmen. Durch dieselbe bekundet sich der Künstler als ein
Jugendgenosse des grossen Ruisdael’s, als Zeitgenosse jener zahlreichen
Schaar von Haarlemer Landschaftsmalern, als deren Lehrer man vielleicht,
als deren Vorgänger man sicher Cornelis Vroom betrachten darf und zu
der z. B. Guillam du Bois, der ältere Johannes Vermeer, Nicolaes Molenaer,
Cornelis Decker, die beiden van Vries und die beiden Rombout's gehören.
Van Hees steht unter ihnen in erster Reihe, er übertrifft die Meisten,
steht höchstens dem Vermeer in dessen besseren Leistungen nach. Er
malt die Motive der heimathlidien Natur, meistens die der Dünenlandschaft.
Sie setzen sich zusammen aus einigen alten Bäumen, seien es Eichen
oder Buchen, einer schilfbedeckten Bauernwohnung zwischen Sträuchern,
einem Bach oder Teich, einem breiten Sandweg und spärlich mit Gras
bewachsenen Dünenhügeln. Wie Ruisdael in seiner Frühzeit es liebt,
das Licht auf einen sandigen Abhang oder eine sonstige scharf be-
leuchtete Stelle zu concentriren, so auch van Hees. Im Wiener Bild dienen
die hölzernen Einfriedigungen des Weideplatzes, denen es seinen Namen
entlehnt, diesem Zweck, ein anderes Mal sind es die weissgrauen Stämme
der Buchen.
In künstlerischer Beziehung verräth van Hees seine geringe Be-
gabung durch die nüchternere Auffassung seiner Landschaften. Ihm fehlt,
wie schon 1875 in der Zeitschrift für bildende Kunst sehr richtig bemerkt
wurde, die Poesie, die Ruisdael in seine Bilder hineinzuzaubern weiss;
seine Behandlung der Einzelheiten, möge es der Himmel oder der Baum-
schlag oder das Terrain des Vordergrundes sein, ist monotoner, stereotyper,
langweiliger. Auch die wenigen Figuren, die er selbst als Staffage seinen
Bildern beigiebt und die meistens in bescheidenen, wenig hervortretenden
Tönen gemalt sind, haben etwas Einförmiges, leicht wieder zu Erkennendes.
Von seinen Bildern sind mir bis jetzt folgende bekannt geworden:
1. Die bezeichnete, 1650 datirte ehemalige Houck’sche Landschaft
im Haarlemer Museum.
2. Eine ebenfalls bezeichnete Landschaft im Museum zu Rennes,
dort C. Decker zugeschrieben (Kat. 1884, Nr. 87). Der Katalog von 1859
erwähnt wenigstens die sei es denn auch unrichtig G. Nees gelesene
Signatur G. v. Hees.
3. Die Landschaft mit den Planken in der Galerie der Wiener
Akademie der Künste. (Kat. 1900, Nr. 893.)
4. Eine Waldlandschaft im Besitz des Herrn Pacher von Theinburg
in Wien, früher Hobbema zugeschrieben.
5. Eine Landschaft im Museum zu Lille, unter dem Namen Simon
Dubois katalogisirt. (Kat. 1893, Nr. 266.)
 
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