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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 7
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Rüttenauer, Benno: Kölner Ausstellung 1906: die Sonderausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0026

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KÖLNER AUSSTELLUNG 1906.

nicht die Natur in die Kunst tragen, sondern
die Kunst, als ein freieres und höheres Prinzip,
der Natur gegenüberstellen, höher steilen als
sie.* Später wird er schwankend, und erst
gegen das Ende seiner Laufbahn erhebt er sich
wieder zur ganzen Strenge und Konsequenz
seines Stiis.
* Eben, beim Durchlesen des Korrekturbogens, habe
ich zufällig einen alten Brief Lugos vor mir; darin heisst
es: ,,Vor allem ists, was mich stets beschäftigt, das Ver-
hältnis der Kunst zur Natur und zu ihrer eigentlichen Auf-
gabe; Goethes Satz ist mir bis jetzt das Klarste und des-
ha!b Bestimmende gewesen, er sagt: ))Der echte gesetz-
gebende Künstler strebt nach Kunstwahrheit, der
andere, der einem blinden Triebe folgt, strebt
nach Naturwirklichkeit, der erstere führt die Kunst
auf ihre höchste, der zweite bringt sie auf ihre
niederste Stufe.« — Dies ßnde ich nun in aHen wirk-
lichen Kunstwerken bestätigt und sehe, dass die Wahrheit
des Kunstwerks nicht in der Wahrheit der Natur (darin)
beruht, sondern hoch über dieser steht, vielmehr in der
streng logischen Durchbildung der künstlerischen Idee liegt;
die Natur ist somit nicht der Endzweck, sie ist nicht die
Herrin, sondern die Dienerin der Kunst. — Wir müssen
sie also kennen, weil wir durch sie die Kunstidee offen-
baren können, wir können sie aber nur kennen und brauchen
lernen, wenn wir Kunstverständige sind, denn was wiH und
kann derNichtkunstkenner mit derNatur machen? Deshalb
ßnde ich die Sucht der modernen Künstler, ))Naturstudienu
zu machen, zwecklos und lächerlich, was helfen sie ihnen?
Kunststudien sollen sie machen; ist die in ihrem Innern
lebendig, dann ist der Geist lebendig, und der wird
Lebendiges schaffen, aus sich. . ..

Lugo hat von allen neueren Künsttern keinen
so hoch gesteilt als Anselm Feuerbach. Was
für diesen sein ,,Gastmahl des Plato", das ist
fur Lugo die „Symphonie pastorale". Aus beiden
sprcchen die gleichen Aspirationen. Die gleichen
Für und Wider gelten für beide. Es ist ein
großes Verdienst der Ausstellung, dieses kaum
gekannte Bild wieder einmal vor die große
Öffentlichkeit gebracht zu haben.
In demselben Saal wie Lugo hängt zugleich
die Kollektion von Anton Burger. Man hätte
keine größeren Gegensätze zusammenbringen
können: es ist der Gegensatz des romanischen
und des nordischen Stils in der Kunst — Lugo
hat eben nicht umsonst einen romanischpn
Namen. Übrigens wirkt auf mich Burger auch
viel weniger persönlich als Lugo, daher „älter"
in jedem Sinn des Wortes — man kann natür-
lich nicht aliem gleich gerecht werden.
* *
*
Anton Burger zeigt sich unverkennbar ais
aus wieder angeknüpfter, neu aufgenommener
holländischer Tradition hervorgegangen. Das-
selbe muß man von Gregor v. Bochmann sagen.
Nur hat dieser von den späteren Neu-Errungen-
schaften der Franzosen mehr proßtiert und ist
reicher an koloristischen Reizen. Doch sieht
man auch in ihm noch zu deutlich die alten


G. v. Bochmann. An der Tränke.
 
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