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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 7
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Rüttenauer, Benno: Kölner Ausstellung 1906: die Sonderausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0030

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KÖLNER AUSSTELLUNG :go6.
Über Trübners fürstliche Reiterbiider hat
sich Wilheim Schäfer hier schon geäuhert. Ich
bin nun nicht mit Schäfer der Meinung, daß
diese neueste Malerei Trübners mit der Zeit
ebenso zu dem schönen ,,Emaii-Ton" zusammen-
gehen wird, wie seine frühere. Ich bin viel-
mehr überzeugt, daß diese letzte Malerei, wie
sie auf ganz andern Gesetzen beruht, auch
immer anders wirken und eine andere Um-
gebung für ihre Wirkung veriangen wird, ein
Mitsprechen und Mitwirken ganz anders ge-
arteter Eiemente, als jene, so daß ihr endgültiger
Erfolg von nichts Geringerem abhängen wird,
als von dem Sieg und Erfolg des neuen Stils
überhaupt, dessen künftige Herrschaft sich
immer deutlicher ankündigt und dem Trübner
mit den kühnen Konsequenzen seiner Malerei
zuversichtlicher und erfolgreicher das Wort
redet, das Wort redet ohne Worte, als die
schönsten Reden es tun könnten. Und mit
dieser Überzeugung, scheint mir, behnde ich
mich wieder in voller Übereinstimmung mit
dem Herausgeber dieser Zeitschrift.
Ob das Kaiserbild das vorzüglichste ist, oder
ob nicht doch die andern drei Fürstenbilder,
insbesondere das des Großherzogs von Hessen,

durch intime Feinheiten um so überlegener sind,
als sie weniger aufdringlich wirken, mag am
Ende dahingestellt bleiben; so viel ist sicher:
wenn dieses Kaiserbild statt des Borchardschen
in Paris ausgestellt worden wäre, ihm wären, als
Malerei, nicht nur die verächtlichen Bemer-
kungen erspart geblieben, die sich jenes, a!s
Malerei, zugezogen hat, es wäre auch geeignet
gewesen, den Franzosen zum Bewußtsein zu
bringen, daß es auch in Deutschland un-
erschrockene Geister gibt, die einen neuen Ge-
danken bis zur kühnsten Verwegenheit aus-
denken müssen, unbekümmert darum, was sie
dabei an wohlerworbenen Gütern aufs Spiel
setzen.
Eins würden freilich die Franzosen nicht wohl
herausfühlen können, daß dieser Radikale, wie
man sich dort in der Kritik ausdrückt, zugleich
der deutscheste Künstler, zugleich der naivste
deutsche Künstler ist. Wollen doch sogar die
wenigsten Deutschen das einsehen. Um so
stärker ist folgendes zu betonen: Trübner hat
die höchste Bewunderung für die Franzosen,
er hat auch viel gelernt in ihrer Schule, was
man so lernen kann; aber man brauchte nur
einmal in einer guten französischen Ausstellung


W. Trübner. Schlossgarten in Heidelberg.
 
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