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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 7
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Rüttenauer, Benno: Kölner Ausstellung 1906: die Sonderausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0031

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KÖLNER AUSSTELLUNG 1906.

ein Dutzend Trübner zerstreut aufzuhängen, und
es würde dem blödesten Auge auffailen, wie
durchaus unabhängig und seibständig die Trüb-
nersche Kunst dasteht, wie trotz der erwähnten
Bewunderung auch nicht ein Hauch fremden
Geistes in ihr zu spüren ist. Das müßten dann
seibst diejenigen zugeben, die für gemeinhin
die Deutschheit in Trübner nicht sehen, weii
sie die Deutschheit so gern nur in piumpen
Äußeriichkeiten sehen, die mit der Kunst meistens
überhaupt nichts zu tun haben. Der einzige
Trübner, wir woiien das immer und immer
wieder sagen, ist Beweis genug, daß die
modernste deutsche Kunst, sagen wir, die
modernste Kunst eines deutschen Mannes, wenn
sie echt ist, in ihrem innersten Wesen ebenso
deutsch sein muß, als es die altdeutsche nur
je war.
Man nehme nur die „Frauen-Insel mit
Wiese" im deutschen Saai und frage sich, ob
man dieses Bild, es könnte einem in der Welt
begegnen, wo es woiite, nicht sofort ais ein
deutsches erkennen würde — wenn man eben,
wie gesagt, die Deutschheit nicht einzig in
plumpen Äußeriichkeiten sieht, die mit der
Kunst meistens überhaupt nichts zu tun haben.
Das angeführte ist ein äiteres Biid Trübners,
aber man trete vor die fünf oder sechs Land-
schaften im Pankok-Saal, die neuesten Datums
sind und die ganze sprühende Pracht der
letzten Trübnerschen Technik aufweisen; und
wer auch nur halbwegs ein Organ hat für das,

worum es sich hier handeit, der wird die über-
wäitigende Originalität, die erstaunliche Per-
sönlichkeits-Energie dieser Bilder, die zugleich
prächtig und schlicht sind, notwendig spüren,
auch wenn er sich nicht bewußt davon Rechen-
schaft geben kann. Auf wen dies letztere
etwa gilt, wer stumm ergriffen dieser geheimnis-
volien Sprache gegenübersteht, der soll sich
seiner inneren Ergriffenheit nur nicht schämen,
weil er sie sich nicht erklären kann. Das
Sich-erklären können ist das Nebensächliche;
nur, wenn ihrs nicht fühlt usw.
Und ein so erstaunlich Persönliches, fast
unbewußt Persönliches, jedenfalls im höchsten
Grade naiv Persönliches eines deutschen Künst-
lers sollte nicht deutsch sein, ausschließlich
deutsch bis in seine Wurzelfasern? Das wäre
ja Blödsinn.
Aber betonen wir nicht allzu einseitig die
Deutschheit in Trübner; es ist vieles deutsch,
was uns kein Ruhm ist; betonen wir darum
mehr die deutsche Überlegenheit, die wir in
Trübner erkennen, auch wenn wir gerade von
Paris kommen, oder vielleicht gerade deswegen.
Das Moralische versteht sich von selbst, pflegte
der Moralist Vischer zu sagen; noch mehr ver-
steht sich das Deutsche bei einem Deutschen
von selbst. Erst wenn das Deutsche dem be-
deutenden und siegreichen Fremden ebenbürtig
oder gar überlegen ist, haben wir Grund zum
Stolz.
Und so sind wir stolz auf Wilhelm Trübner.


Gustav Schönieber. Besigheim.
 
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