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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 7
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Rüttenauer, Benno: Kölner Ausstellung 1906: die Sonderausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0036

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KÖLNER AUSSTELLUNG 1906.
und verb!üffend: in der Wiedergabe der Be-
wegung und der Biidhaftigkeit. Seibst wo er
sich scherzhaft als Schnelimaier produzierte,
also in Skizzen von zehn Minuten, ist eine
schlafwandierische Sicherheit darin, wie die
Dinge ais Licht- oder Schattenwerte in der
Harmonie stehen.
Daß aber auch dieses Phänomen seine
schwache Stelie habe, ist mir in Köln zur Ge-
wißheit geworden. Ich meine nicht, daß er
seine Kunst gelegentlich als biHige Münze
etwas alizu reichiich ausgibt, sondern daß sein
Farbengefühl unausgebildet ist. Einzig in der
,,Husarenkapelle" steht zwar eigentlich keine
ausgesprochene farbige Harmonie, aber doch
das, was man Ton nennt, und zwar schlichtweg
meisterhaft. Dagegen ist die kreidige Farbe
seiner neuen Sachen so ungeschickt, daß man
wahrhaft erschrickt. Im Tonwert richtig, kolo-
riert sie nur, statt ein selbständiges Mittel zur

Harmonie zu sein; abgesehen davon, daß weder
ein Farbenklang als Harmonie durchgehalten
noch eine Farbe in der Natur studiert zu sein
scheint.
So erleben wir an Schreuer, daß ein
malerisches Genie (denn es wäre falsch ihn
einen Zeichner zu nennen) nur ein gering ent-
wickeltes Gefühl für Farbe hat. Ich sehe nicht
klar, ob hier nur eine Vernachlässigung oder
eine Einseitigkeit der Begabung vorliegt. Es
vermag nichts zu ändern an dem Wert seiner
Blätter. Welche Mittel ein Künstler gemäß
seinen Neigungen wählt, ist gleichgültig: es
kommt darauf an, wer er ist und wie er sich
künstlerisch ausspricht. Die einfarbige Technik
Schreuers hat sich konsequent aus seiner Be-
gabung entwickelt. Er hat uns Meisterblätter
darin gegeben, davor jedes künstlerische Auge
entzückt sein muß. Warum wollen wir und
er selber nun anderes von ihm verlangen?


R. von Haug. Gaisburg.

Auch Robert von Haug ist ein Historien-
maler und also unzeitgemäß. Sein ,,Train" (im
deutschen Saal) ist trotzdem ein Bild - fast
nur ein Bildchen — das noch einige Dutzend
moderne Strömungen überdauern und sich
schlichtweg den dauernden Leistungen der
deutschen Kunst — sagen wir ruhig — den
Meisterwerken beigesellen wird. In seiner
silbrigen Helligkeit aber sticht es ebenso von
den übrigen Werken des Meisters ab wie etwa
Schreuers ,,Husarenkapelle" von den anderen
Blättern. Ich habe in seinem Kölncr Kabinett
häuhg gehört, daß man ihm sein etnförmiges

Kolorit vorwarf. Dies bringt mich darauf, was
ich sagen möchte: Seitdem ich seine Male-
reien im Rathaus zu Stuttgart sah — und jede
Kommission, die Ausmalungen zu vergeben hat,
sollte sie erst sehen — kann ich kein Haug-
sches Bild anders als ein Fresko betrachten.
Seine ganze Farbengebung — in Ö1 zu gleich-
förmig wirkend — ist glänzend auf der weißen
rauhen Wand. Dort — in den Stuttgarter
Bildern nämlich — erreicht er mit denselben
Klängen, die auf den Ölbildern gleichförmig an-
muten, die silbrige Helligkeit wie auf seinem
„Train". So scheint mir seine ganze Begabung

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