Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Rüttenauer, Benno: Kölner Ausstellung 1906: die Sonderausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0038

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KÖLNER AUSSTELLUNG tgoS.

auf die Wandmalerei zu gehen, und so oft ich
vor seine Bilder trete und sie daraufhin prüfe,
muß ich immer wieder erstaunen, wie auch
ihre überaus erwogene Komposition darauf be-
rechnet scheint. Sein ,,Morgenrot" ist als
Lithographie ja eines der bekanntesten deut-
schen Blätter geworden; so vermag es jeder
nachzuprüfen, wie ausgesprochen darin ailes
auf die große dekorative Wirkung berechnet ist,
dieses verhaltene Koiorit von Grün und Rosa,
diese fast mathematisch richtige SteHung der
Silhouetten zueinander. Und auch das hier ab-
gebildete Blatt: die Fahne der 6ier, ist ganz als
Wandbild gedacht; als Zeichnung wie als Tafel-
bild würde man diese siihouettenhafte Lösung
kaum hinnehmen, als Fresko aus dem ver-
haltenen Grund einer weißen Wand entwickelt
müßte sie überzeugend wirken.
Wenn von irgend einem deutschen Meister,
dann muß von Haug gesagt werden, daß er
eine dekorative Begabung in jenem höchsten
Sinn ist, daß sie zum Monumentalen drängt.
Es war ein schöner Glücksfall, daß er sich
in Stuttgart darin betätigen durfte; und erst
wer den dortigen Saal mit dem Zug der
Gewerke gesehen hat, wird die Eigentümlich-
keit seiner Ölmalerei völlig verstehen. In

jenen Fresken hat er für lange Zeit eine vor-
bildliche dekorative Malerei gegeben.
* *
*
Und eine Sonderausstellung ist dem Be-
trachter als solche ganz entgangen: die von
Wilhelm Altheim. Sie ist freilich nur klein, ent-
hält sechs Nummern und hängt unauffällig mit
den Arbeiten von Schreuer und den Zeichnungen
von Gerhard Janssen in einem leicht über-
sehenen Raum. Altheim wird gern mit Boehle
zusammen genannt, mit dem seine Kunst tat-
sächlich verwandt ist. Auch er liebt hgürliche
Darstellungen, die bei einem andern genrehaft
würden, bei ihm aber herb und künstlerisch
bleiben; noch weniger als Boehle liegt ihm die
„moderne" Öltechnik. Seine gemalten Bilder
wirken fast sandig, so trocken behandelt er die
Farbe. Dagegen weiß er mit Rötelzeichnungen
durchaus bildhafte Wirkungen zu erzielen. Im
Ganzen weicher als Boehle, ist er in diesen
Rötelzeichnungen einer unserer stärksten Künst-
ler; und zwar wie Boehle durch den Stil, d. h.
durch die eigene innere Haltung seiner Sachen,
nicht so stark wie jener, aber dafür niemals
altertümelnd. S.


W. Altheim. Schäfer.
 
Annotationen