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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 8
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Fortlage, Arnold: Die Plastiken der Kölner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0072

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Hans Reisner. Kinderßgürchen (Bronze).

T^IE PLASTIKEN DER KÖLNER
AUSSTELLUNG.
Von Arnold Fortlage.
Im allgemeinen spieit bekanntlich auf unseren
Aussteiiungen die Piastik eine sehr bescheidene,
fast eine Aschenbrödei-Roiie, sie genießt nun
mai beim Pubiikum minderer Beiiebtheit ais
die Maierei. Vieiieicht hat Lionardo Recht,
wenn er die Kunst die höchststehende nennt,
die dem Künstier materieil den geringsten
Widerstand entgegensetzt. Oder aber, die
Piastik hat, da sie später als die Maierei (die
seit Rembrandt keine Abhängigkeit mehr kennt)
von der herrschenden Kunst, der Architektur,
sich iosiöste, noch nicht den Grad von Seib-
ständigkeit erreicht, der ihr nottut, um galerie-
und aussteiiungsfähig zu sein.
Tatsache ist, daß in unseren großen Aus-
steilungshaiien, zwischen iangen Reihen biider-
behängter Wände, in den Ecken vereinzeite
plastische Werke zu stehen oder vieimehr sich
herumzudrücken pßegen, an denen die Besucher
mit ßüchtigen Bitcken vorübergehen. Ich weiß
nicht, ob es den auf der Köiner Aussteliung
gezeigten Skuipturen ebenso ergeht; aber sicher

ist, daß sie gründiiche Beachtung verdienen,
und daß die Aufsteilung und Verteiiung keine
schematische oder dem Zufaii überiassene,
sondern, von Ausnahmen abgesehen, eine
günstige ist. Es sind herziich unbedeutende
Sachen darunter, und auch so ,,reizende" (d. h.
aiberne) Genreßgürchen, wie die Kinder, die
mit ihren Puppen spieien oder ,,sich die Nase
putzen"; aber dann, und weit überwiegend,
ernst zu nehmende Werke und eine Reihe
soicher von höchstem künstierischen Wert.
Gieich in der Eingangshalle wohl das ein-
drucksvoiiste der deutschen: die mächtige
enerne Löwin von Gaui. Das Werk ist be
kannt genug, und über seine Schönheit braucht
hier nichts gesagt zu werden; vornehm und
stark rauschen diese Töne dem Eintretenden
entgegen. Auch durch einige seiner Klein-
piastiken ist Gaui vertreten; die hier abgebiidete
,,Fischotter" gibt ein gutes Beispiel für diese
Vereinfachung der Form und dabei doch das
sichere Festhaiten charakteristischer Bewegung
und typischen Ausdrucks. Die sauberen Tier-
biidungen des jungen Köiners J. Pallenberg
wirken, so gut und Heißig sie modelliert sind,
gegen soiche Werke klein und machen in der
detailiierten Modeiiierung doch eben einen alizu

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