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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 12
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Fischer, Karl: Die Jubiläums-Ausstellungen in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0273

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DIE JUBILÄUMS-AUSSTELLUNGEN IN KARLSRUHE.

nähern sich dem Prunkvolien und werden in
einer schlichten Wohnung fremde Gäste bieiben.
Von ihm stand in einem Vorraum eine runde,
tiefe Brunnenschale mit kieinem Springbrunnen,
die für ein reiches Haus ein wundervoher
Schmuck sein muß.
Was die Großherzogliche Majolika-Manufaktur
von ihren Erzeugnissen ausgewählt hatte, liegt
eigentiich jenseits der Grenzen des Kunst-
gewerbes, und mutete an, wie die Aussteliung
einer Künstlergenossenschaft. Der Leiter der
Manufaktur, Kunstmaier Wilh. Süs, setzt auch
neben die Vervollkommnung der Technik als
Hauptziei den rein künstierischen Entwurf, und
ist unabiässig bemüht, die hiesigen Künstler
zur Mitarbeit anzuregen. Die Maier folgten ihm
noch nicht in dem gewünschten Umfange, trotz
des entzündenden Beispieis von Hans Thoma.
Neben einer reichen KoIIektion dieses Meisters,
und neben sehr vielen Arbeiten von Süs selbst,
die ich beide als in ihrer Schönheit bekannt
voraussetzen darf, hnden wir nur Ad. Luntz
mit einer Reihe kleiner landschaftlicher Platten,
einige Versuche von Heinr. Freytag, Herm.
Haas, Paul Scheffer, und 3 Vasen von E. R.
Weiß. Den Plastikern scheint die keramische
Betätigung näher zu liegen. Unsere beiden
führenden Bildhauer Wilh. Volz und Fridolin
Dietsche werden begleitet von Christ. Elsässer,
Wilh. KoIImar, Wilh. Sauer und Konrad Taucher.
Auf sie im Einzelnen einzugehen verbietet
leider der Raum. Nur von dem bizarren
Künstler Maximitian Würtenberger sei noch
kurz berichtet. Er steht zur Manufaktur in
iestem Verhältnis, und der weitaus größte Teil
der plastischen Arbeiten war von ihm ent-

worfen. Neben Dingen von ruhiger Schönheit
(Johannes, Blumenmädchen u. a.) kommen aus
seiner Hand Reliefs, Tintemässer, Statuetten
von grotesker Komik, Karikaturen, die zum
Lachen reizen, die man aber bewundert in
ihrer kecken Erhndung, in der leichthändigen
Sicherheit der Gestaltung und der prachtvollen
Färbung. Wenn es Süs vergönnt ist, die
Manufaktur aul der bis heute eingehaltenen
Linie weiter zu entwickeln, so wird sie in ab-
sehbarer Zeit zu den Berühmtheiten deutscher
Produktion gehören.
Im Zwecke der Ausstellung lag ein Her-
zeigen der gesamten kunstgewerblichen Ent-
wicklung Badens. Man sah deshalb noch sehr
viele schöne Dinge, die nur angedeutet werden
können: Fahnen, Teppiche, Lederarbeiten,
Stickereien, Schmuck, von G. Schmidt-Staub,
Karlsruhe, Broschen, Diademe u. a. mit Ver-
wendung des wasserblauen, wundervollen Aqua-
marine, Reformkleider, darunter ein entzücken-
des Leinenkleid von Emmy Schoch, eine
Sammlung von Schwarzwaldhauben, diese zum
Schönsten gehörend, was geboten wurde. Be-
sonders eine Sammlung von Hans Drinneberg
trat hervor, silberne Hauben mit breiten Gold-
rändern und bunten Steinen von beinahe
orientalischer Pracht. Dann Glasmalereien aus
den Manufakturen von Hans Drinneberg, Karls-
ruhe, Alfr. Geck, Offenburg, Fritz Geiges, Frei-
burg, u. a., Photographien, kaum noch zu
überbieten an malerischem Reiz (Oskar Suck,
Karlsruhe, Alfr. Krauth, Frankfurt a. M.). Sehr
reich an guten Arbeiten die Plaketten-Samm-
lung, unter ihnen wohl der Bedeutendste Adolf
Schmid, Pforzheim. Doch ich muß mit diesem


Anton Glück: Wettfahrt.
(Jubiläums-Ausstellung Karlsruhe.)
 
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