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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 12
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Fischer, Karl: Die Jubiläums-Ausstellungen in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0276

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H. v. Volkmann: Wiese im Wolkenschatten.

und vielleicht das beste Wort über sie hörte
ich zufällig: „Sie reiten nicht über das Feld,
sie reiten über die ganze Welt". Dann, wie
übersichtlich ist diese große Tafel, wie weise
abgewogen in der Komposition und im Gleich-
gewicht der farbigen Massen. Trotz des star-
ken Farbenwechsels nichts Herausspringendes,
nichts, was den ruhigen Gang des Auges
störte. Das ist große, klare Kunst.
Es folgt eine Reihe gewichtiger und be-
kannter Namen: Gust. Schönleber, dessen Be-
deutung erst vor kurzem von Wilhelm Schäfer
in voller Stärke beleuchtet wurde; Hans von
Volkmann mit einem der besten Bilder, die
ich von ihm kenne (Wiesen im Wolkenschatten);
Gust. Kampmann, sehr schön und eindringlich
in der Kontrastierung von großen Flächen mit
Teilen voll reicher FüIIe; Ferd. Keller, durch
ein großes dekoratives Gemälde „Pallas" seine
Freunde wie stets entzückend; Julius Berg-
mann, Otto Fikentscher, C. Langhein, Max
Roman, Wilh. Nagel, O. Propheter, C. Ritter,
Herm. Göhler, Ad. Luntz, P. von Ravenstein,
Max Lieber, Helm. Eichrodt, A. Des Coudres,
H. Osthoff, W. Strich-Chapell — es mag un-
gerecht sein, aber es ist unmöglich fortzuiahren,
wenn ich nicht den größten Teil des Katalogs
zitieren soll, besonders da unter den graphischen
Arbeiten sich noch mehr anschließen, wie Karl
Biese, Hans Schrödter, Ad. Schinnerer, Otto
Leiber u. a. Interessante Vergleiche ergaben
sich, wo das gleiche Motiv von zwei verschie-
denen Künstlern behandelt wurde, z. B. ein
Laubgang. Der eine, von Fanny von Geiger-
Weishaupt, einer unserer bedeutendsten Male-

rinnen, war in dem Akkord: grüne Bäume,
graue Hausmauer als Abschluß und einer
weiblichen Figur in Schwarz koloristisch von
feinster Wirkung, während Anton Glück für das
Problem des überall hereindringenden Lichtes
eine prächtige Lösung fand. W. Conz malt
einen „Goldregen" ganz naturalistisch, während
E. R. Weiß seine Blumen- und Fruchtstücke
stilisiert, um den heiteren und wohltuenden
Zusammenklang der Farben zu betonen.
In überaus starker Eigenart kommt wieder
Albert Haueisen. Sein großes Bild ,,Im Freien"
wird das vielumstrittenste der Ausstellung
sein. W. Schäfer nannte die Kunst Haueisens
einmal unruhig, und es ist gewiß, daß Haueisen
kein Verweilen auf dem eben Erreichten kennt.
„Ich lasse dich nicht, du segnetest mich denn".
Des Handwerks ist er Meister. Das beweisen
seine Landschaften, und das zeigen in der Aus-
stellung die 13 kolorierten Tuschzeichnungen,
die mit den einfachsten Mitteln Landschaften
mit und ohne Staffage, Details wie ein Schindel-
dach oder Baumkronen u. a. in prachtvoller
Klarheit und fester Bestimmtheit wiedergeben.
Man muß sich vor diesen außergewöhnlichen
Dingen fragen, wo die Sammlungen oder Sammler
bleiben, die sich solche Serien sichern? Jetzt
ßattern die Blätter in alle Winde. Für Haueisen
kommt aber nun der Kampf um den einfachsten
und reinsten Ausdruck dessen, was er als reifer
Mann über das Erlebte und Durchdachte zu
sagen hat. Dafür bietet ihm wohl die Land-
schaft allein nicht mehr genug, es scheint, als
ob er den entscheidenden Schritt zum großen
Figurenbild gemacht habe. Und da drängt ihn

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