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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 12.1906

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Nr. 12
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Knorr, Theodor: Vom elsässischen Kunsthaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.26232#0287

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Ausstellungsraum im Elsässischen Kunsthaus, Strassburg. Entwurf von C. Spindler.

'VfOM ELSÄSSISCHEN KUNST-
V HAUS.
Als vor einem Jahre eine kurze Mitteilung
in der voriiegenden Zeitschrift die Gründung
eines Verkaufs- und Aussteliungsiokafes für
Kunst und Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen
meldete, welches in Straßburg unter dem Namen
,,Elsässisches Kunsthaus" ins Leben getreten
war, da wußten im weiteren Verbreitungs-
gebiet des Rheinischen Verbandes nur wenige
Eingeweihte Näheres über die eigenartigen
Verhältnisse, die zur Organisation dieses Unter-
nehmens geführt hatten. Bisher hatte in der
alten Reichsstadt ein Sammelpunkt für Kunst
und Kunstgewerbe gefehlt. Wer das wußte,
der stand der neuen Gründung gleich damals
sympathisch gegenüber und hoffte auf eine ge-
deihliche Fortentwicklung; denn jedes derartige
Unternehmen mußte besser sem als eben gar
keines.
Heute, nach dem vollendeten ersten Jahre
seines Bestehens, hat das Elsässische Kunst-
haus in künstlerischer wie in geschäftlicher
Beziehung so erfreuliche und für die Zukunft
vielversprechende Erfolge gehabt, daß es schon
der Mühe wert ist, auch von außerhalb des
Reichslands die Blicke kunstfreundlicher Kreise
darauf hinzulenken. Zunächst auf die Or-
ganisation selbst, die schon jetzt anregend auf
ähnliche Institute gewirkt hat und in Zukunft
vielleicht vorbildlich werden kann. Diese Or-
ganisation rührt in der Hauptsache von Gustav

Stoskopf her, der seit Jahren darauf hinarbeitete,
daß die Künstler sowohl untereinander, wie
mit dem Publikum in Fühlung kamen.
Es handelt sich bei dem Elsässischen Kunst-
haus um eine Gesellschaft mit beschränkter
Haftung, als deren Mitglieder sich eine Anzahl
Künstler, Kunstliebhaber und Industrielle zu-
sammengefunden haben, um der Kunst und
dem Kunstgewerbe des Reichslandes geeignete
Ausstellungs- und Verkaufsräume zu verschaffen.
Also eine Kunsthandlung, die von Künstlern
ins Leben gerufen ist und von Künstlern ge-
führt wird, und damit verbunden periodisch
wechselnde Kunstausstellungen unter Leitung
der Künstlerschaft selbst. Der jeweilige Vor-
stand des Verbandes Straßburger Künstler
fungiert als Jury.
Nun würde es ja nicht immer leicht sein,
ein Unternehmen solcher Art aus den Ver-
kaufsprovisionen verkaufter Kunstwerke zu
unterhalten, für Straßburger Verhältnisse wäre
das sogar vollkommen unmöglich — da ist es
denn das Kunstgewerbe, das helfend einspringt.
Durch die Verbindung von Kunst und Kunst-
gewerbe allein ist der materielle Erfolg mög-
lich, der es schon jetzt erlaubt, Überschüsse
zur weiteren Ausgestaltung des Elsässischen
Kunsthauses zu verwenden.
Inzwischen hat das Elsässische Kunsthaus
durch seine in der Regel monatlich wech-
selnden Kunstausstellungen bereits ein treues
Spiegelbild der reichsländischen Kunst gegeben.
Das Hinüber- und Herüberwogen deutscher
und französischer Einßüsse verleiht ihm ein
 
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