Gelegentlich der Bilder Cuno Amiets.
brunnens rauschen hören und ihm zustreben (Tafel II).
Sie baden ihre Leiber jung in dem strudelnden Ge-
heimnis und stehen dann (Tafel III) erstaunt und noch
hilflos im neuen Dasein da, bis das Bewußtsein ihrer
Erneuerung erwacht und beide — nun wieder, wie ihre
Bilder durch die Tür, so durch die Verschiedenheit ihres
Geschlechtes getrennt — sich jubelnd dem Glück des
Lebens zuwenden (Tasel IV).
Diese Bildidee ist, wie gesagt, ein glücklicher Fund,
sie bringt die sieben Felder in eine Verbindung, nament-
lich darin, wie die drei Felder der Langwand zuein-
ander gehören, und wie das Doppelpaar der Seiten-
felder sich entspricht, und gibt doch jedem seine bildliche
und dekorative Besonderheit. Gemäß seiner Art läßt
Amiet nicht — wie Hodler etwa in seinem Schwurbild —
das ganze Orchester der Farben klingen: er gibt Kammer-
musik, während dort die Hörner blasen und sogar die
Pauke nicht fehlt, aber im Reichtum seiner Farben spielt
doch das ganze Orchester. Der modernen Absicht ent-
sprechend, gibt er das Licht in seiner farbigen Auflösung,
um mit dieser farbigen Auflösung Form darzustellen.
Dabei vermeidet er, gemäß seiner rein malerischen Art,
den zeichnerischen Umriß, durch den Hodler seine Figuren
in dem Nebeneinander seiner Schaufläche vor der Un-
endlichkeit auftreten läßt. Er stellt sie in den Raum und
läßt die Farben spielen, als ob die Flächen, an die ja
auch er als an die Grundlage seiner Mittel gebunden ist,
Seifenblasen wären, in ihrem zärtlichen Schimmer
den Raum zu spiegeln. Obwohl so alles Einzelne von
dem rosagelben Klang seines Lichtes umflossen dasteht,
weiß er die einzelnen Farben aufs bestimmteste dekorativ
einzustellen, und auch der verwöhnteste Genießer muß
es wohlig empfinden, wie lebhaft die einzelnen Farben
einander als Klänge suchen.
So ist es eine wohlige Ruhepause, die der Durch-
schreitende, von Hodler zu Hodler gehend, in diesem
Durchgangsraum erlebt. Für den Künstler Amiet
bedeutet er den ersten starken Sammelpunkt, für das
Aürcher Kunsthaus das erste Bekenntnis, daß nach der
weitreichenden und tapferen Bemühung um den Nach-
laß Ferdinand Hodlers das Leben der Gegenwart vor
einen Toren wartet. W. Schäfer.
Abb. 6.
Blick gegen die Loggia im Zürcher Kunsthaus.
brunnens rauschen hören und ihm zustreben (Tafel II).
Sie baden ihre Leiber jung in dem strudelnden Ge-
heimnis und stehen dann (Tafel III) erstaunt und noch
hilflos im neuen Dasein da, bis das Bewußtsein ihrer
Erneuerung erwacht und beide — nun wieder, wie ihre
Bilder durch die Tür, so durch die Verschiedenheit ihres
Geschlechtes getrennt — sich jubelnd dem Glück des
Lebens zuwenden (Tasel IV).
Diese Bildidee ist, wie gesagt, ein glücklicher Fund,
sie bringt die sieben Felder in eine Verbindung, nament-
lich darin, wie die drei Felder der Langwand zuein-
ander gehören, und wie das Doppelpaar der Seiten-
felder sich entspricht, und gibt doch jedem seine bildliche
und dekorative Besonderheit. Gemäß seiner Art läßt
Amiet nicht — wie Hodler etwa in seinem Schwurbild —
das ganze Orchester der Farben klingen: er gibt Kammer-
musik, während dort die Hörner blasen und sogar die
Pauke nicht fehlt, aber im Reichtum seiner Farben spielt
doch das ganze Orchester. Der modernen Absicht ent-
sprechend, gibt er das Licht in seiner farbigen Auflösung,
um mit dieser farbigen Auflösung Form darzustellen.
Dabei vermeidet er, gemäß seiner rein malerischen Art,
den zeichnerischen Umriß, durch den Hodler seine Figuren
in dem Nebeneinander seiner Schaufläche vor der Un-
endlichkeit auftreten läßt. Er stellt sie in den Raum und
läßt die Farben spielen, als ob die Flächen, an die ja
auch er als an die Grundlage seiner Mittel gebunden ist,
Seifenblasen wären, in ihrem zärtlichen Schimmer
den Raum zu spiegeln. Obwohl so alles Einzelne von
dem rosagelben Klang seines Lichtes umflossen dasteht,
weiß er die einzelnen Farben aufs bestimmteste dekorativ
einzustellen, und auch der verwöhnteste Genießer muß
es wohlig empfinden, wie lebhaft die einzelnen Farben
einander als Klänge suchen.
So ist es eine wohlige Ruhepause, die der Durch-
schreitende, von Hodler zu Hodler gehend, in diesem
Durchgangsraum erlebt. Für den Künstler Amiet
bedeutet er den ersten starken Sammelpunkt, für das
Aürcher Kunsthaus das erste Bekenntnis, daß nach der
weitreichenden und tapferen Bemühung um den Nach-
laß Ferdinand Hodlers das Leben der Gegenwart vor
einen Toren wartet. W. Schäfer.
Abb. 6.
Blick gegen die Loggia im Zürcher Kunsthaus.