Hans Asper von Zürich.
ls bescheidene Enklave iirrnitten der Werke von
Ferdinand Hodler —, die freilich, anders als in
einem der letzten Hefte dieser Zeitschrift berichtet
wird, nicht in einer Nachlaß-Ausstellung zum erstenmal
im Kunsthaus vereinigt wurden, sondern in einer unter
der lebhaftesten persönlichen Anteilnahme Hodlers vor-
bereiteten und durchgeführten Ausstellung zu Ehren
des lebenden Meisters; gleich wie auch das Aürcher
Kunsthaus nicht erst damals sich um seine Kunst zu
bemühen begann, sondern schon im Jahre 1911 elf
Bilder von ihm besaß; und wie es auch schließlich nicht
nachtraglich für hunderttausend Franken eine „große
Vorarbeit zum Tag" ankaufte, sondern eine große
zweite Komposition, die gegenüber der Berner Fassung
im Aufbau und in der Farbe nach ganz bestimmter
Richtung gesteigert ist, von einem Kunstfreund sich
schenken ließ, der seinerseits wieder nur wenig mehr
als die Halfte der genannten Summe, und noch zu
Lebzeiten des Meisters, dafür ausgelegt hatte —, in-
mitten dieses Reichtums von über siebzig Gemalden
Hodlers besitzt das Zürcher Kunsthaus ein Asper-
Kabinett mit einem halben Dutzend Holztafeln von der
Hand des Aürcher Malers und
seiner Nachfolger.
Jn ruhiger Sicherheit halten
sie dem Ansturm stand, und
mancher Museumsbesucher, der
sie im Vorüberschreiten flüchtia
mißt, mag sich kaum sagen, ivie
viel dazu gehört, um in solcher
Umgebung mit Ehren zu be-
stehen. Der Meister wne sein
Werk sind im übrigen nie völlig
unbeachtet geblieben und auch
schon zu verschiedenen Malen
Gegenstand mehr und weniger
anspruchsvoller wissenschaftlicher
Bemühungen geworden; nicht,
daß seine Persönlichkeit damit
an Lebendigkeit und Anschaulich-
keit viel gewonnen hätte; die
Veröffentlichungen halten sich
durchweg im Ton nachsichtigen
Wohlwollens gegenüber einem
ungelenken aber wackern Provinz-
maler, dem höhere, wirklicb künsi-
lerische Auffassung und Fahig-
keiten eben abgehen.
Tafelbilder von Hans Asper
sind in Zürich in verschiedenen
Gruppen, auswärts wenigstens
in einzelnen Stücken da und
dort vorhanden und gezählt. Im
Herbst des letzten Jahres sam-
melte sie eine Ausstellung im
Aürcher Kunsthaus, soweit sie
erreichbar waren: 19 Bildnisse.
So stand hier zum erstenmal vor
der Öffentlichkeit dem wenigen Tatsächlichen, ivie es in
Handbüchern und Aufsätzen zusammengetragen und Über-
lieferung geworden ivar, unmittelbare künstlerische Tat
gegenüber, zu Bestätigung oder Widerlegung der Über-
lieferung. Die Wirkung war nicht durchweg befreiend.
Die Bilder zeigten sich sehr ungleich, manche ganz, die
meisten teilweise entstellt, weil sie während vier Jahr-
hunderten zu sehr vernachlässigt und dann wieder all-
zusorglich gepflegt worden waren. Dabei hatte ver-
späteter Eifer wohl noch mehr verdorben als dauernde
Gleichgültigkeit.
Als Lebensgeschichte des Meisters lassen sich die
folgenden Nachrichten zusammenfassen: Aus altem
-Zürcher Geschlecht, das sich nach seinem Sitz auf Asp
am Aürichberg nannte, wurde er 1499 geboren. üm
1526 heiratete er die Tochter eines Aürcher Ratsherrn,
Ludwig Nöggi. Von 1527 bis 1552 wurden ihm sechs
Söhne und fünf Töchter getauft. 1545 trat er als Ab-
geordneter der Meisenzunft in den Großen Rat. Zu
bürgerlichem Wohlstand verhalf ihm seine Kunst nicht.
Doch genoß er als geschickter Meister die Anerkennung
und das Vertrauen der Obrigkeit, die ihn auf seine
alten Tage ini Jahre 1568 der
Sorge um den Lebensunterbalt
für sich und seine Frau entbob.
Er starb am 31. März 1571. Äus
den Zürcher Stadtrechnungen
ergeben sich eine Reihe von städ-
tischen Aufträgen. 1531 malte er
die kleine Ratsstube und das
Haus des Stadtschreibers, 1532
das ganze Rathaus, die Aiffer-
blätter am Gericbtshaus und am
Grimmenturm, die blechernen
Fahnen auf Brunnen und Tür-
men in der Stadt und auf der
Landschaft, z. B. im Schloß zu
Grüningen; gleichzeitig stellte er
ein Diptychon im Fraumünster
wieder ber. 1533 malte er im
Auftrag der Stadt Turmfahnen
in Kappel und Knonau. 1538/39
übertrug ihm der Rat das Ver-
golden der Zifferblatter am St.
Peter-Turm in Aürich und die
Ausführung von Fassadenmale-
reien am Rathaus,zwölfMonats-
bilder mit Figuren in Landschaft,
und die genaue Darstellung der
Fische, die in jedem Monat im
See und in der Limmat gefangen
iverden durften; auch malte er
das Aürcher Stadtwappen auf
Pergament, Titelblätter für amt-
liche Aktenbücher und den Wap-
penbrief der Escher vom Luchs;
1546 den Brunnen am Renniveg,
1550 den Brunnen am Neu-
H.Ms Asper. Hauptmann Fröhlich 1549
(Scbweizer Landesmuseum.)
Z
ls bescheidene Enklave iirrnitten der Werke von
Ferdinand Hodler —, die freilich, anders als in
einem der letzten Hefte dieser Zeitschrift berichtet
wird, nicht in einer Nachlaß-Ausstellung zum erstenmal
im Kunsthaus vereinigt wurden, sondern in einer unter
der lebhaftesten persönlichen Anteilnahme Hodlers vor-
bereiteten und durchgeführten Ausstellung zu Ehren
des lebenden Meisters; gleich wie auch das Aürcher
Kunsthaus nicht erst damals sich um seine Kunst zu
bemühen begann, sondern schon im Jahre 1911 elf
Bilder von ihm besaß; und wie es auch schließlich nicht
nachtraglich für hunderttausend Franken eine „große
Vorarbeit zum Tag" ankaufte, sondern eine große
zweite Komposition, die gegenüber der Berner Fassung
im Aufbau und in der Farbe nach ganz bestimmter
Richtung gesteigert ist, von einem Kunstfreund sich
schenken ließ, der seinerseits wieder nur wenig mehr
als die Halfte der genannten Summe, und noch zu
Lebzeiten des Meisters, dafür ausgelegt hatte —, in-
mitten dieses Reichtums von über siebzig Gemalden
Hodlers besitzt das Zürcher Kunsthaus ein Asper-
Kabinett mit einem halben Dutzend Holztafeln von der
Hand des Aürcher Malers und
seiner Nachfolger.
Jn ruhiger Sicherheit halten
sie dem Ansturm stand, und
mancher Museumsbesucher, der
sie im Vorüberschreiten flüchtia
mißt, mag sich kaum sagen, ivie
viel dazu gehört, um in solcher
Umgebung mit Ehren zu be-
stehen. Der Meister wne sein
Werk sind im übrigen nie völlig
unbeachtet geblieben und auch
schon zu verschiedenen Malen
Gegenstand mehr und weniger
anspruchsvoller wissenschaftlicher
Bemühungen geworden; nicht,
daß seine Persönlichkeit damit
an Lebendigkeit und Anschaulich-
keit viel gewonnen hätte; die
Veröffentlichungen halten sich
durchweg im Ton nachsichtigen
Wohlwollens gegenüber einem
ungelenken aber wackern Provinz-
maler, dem höhere, wirklicb künsi-
lerische Auffassung und Fahig-
keiten eben abgehen.
Tafelbilder von Hans Asper
sind in Zürich in verschiedenen
Gruppen, auswärts wenigstens
in einzelnen Stücken da und
dort vorhanden und gezählt. Im
Herbst des letzten Jahres sam-
melte sie eine Ausstellung im
Aürcher Kunsthaus, soweit sie
erreichbar waren: 19 Bildnisse.
So stand hier zum erstenmal vor
der Öffentlichkeit dem wenigen Tatsächlichen, ivie es in
Handbüchern und Aufsätzen zusammengetragen und Über-
lieferung geworden ivar, unmittelbare künstlerische Tat
gegenüber, zu Bestätigung oder Widerlegung der Über-
lieferung. Die Wirkung war nicht durchweg befreiend.
Die Bilder zeigten sich sehr ungleich, manche ganz, die
meisten teilweise entstellt, weil sie während vier Jahr-
hunderten zu sehr vernachlässigt und dann wieder all-
zusorglich gepflegt worden waren. Dabei hatte ver-
späteter Eifer wohl noch mehr verdorben als dauernde
Gleichgültigkeit.
Als Lebensgeschichte des Meisters lassen sich die
folgenden Nachrichten zusammenfassen: Aus altem
-Zürcher Geschlecht, das sich nach seinem Sitz auf Asp
am Aürichberg nannte, wurde er 1499 geboren. üm
1526 heiratete er die Tochter eines Aürcher Ratsherrn,
Ludwig Nöggi. Von 1527 bis 1552 wurden ihm sechs
Söhne und fünf Töchter getauft. 1545 trat er als Ab-
geordneter der Meisenzunft in den Großen Rat. Zu
bürgerlichem Wohlstand verhalf ihm seine Kunst nicht.
Doch genoß er als geschickter Meister die Anerkennung
und das Vertrauen der Obrigkeit, die ihn auf seine
alten Tage ini Jahre 1568 der
Sorge um den Lebensunterbalt
für sich und seine Frau entbob.
Er starb am 31. März 1571. Äus
den Zürcher Stadtrechnungen
ergeben sich eine Reihe von städ-
tischen Aufträgen. 1531 malte er
die kleine Ratsstube und das
Haus des Stadtschreibers, 1532
das ganze Rathaus, die Aiffer-
blätter am Gericbtshaus und am
Grimmenturm, die blechernen
Fahnen auf Brunnen und Tür-
men in der Stadt und auf der
Landschaft, z. B. im Schloß zu
Grüningen; gleichzeitig stellte er
ein Diptychon im Fraumünster
wieder ber. 1533 malte er im
Auftrag der Stadt Turmfahnen
in Kappel und Knonau. 1538/39
übertrug ihm der Rat das Ver-
golden der Zifferblatter am St.
Peter-Turm in Aürich und die
Ausführung von Fassadenmale-
reien am Rathaus,zwölfMonats-
bilder mit Figuren in Landschaft,
und die genaue Darstellung der
Fische, die in jedem Monat im
See und in der Limmat gefangen
iverden durften; auch malte er
das Aürcher Stadtwappen auf
Pergament, Titelblätter für amt-
liche Aktenbücher und den Wap-
penbrief der Escher vom Luchs;
1546 den Brunnen am Renniveg,
1550 den Brunnen am Neu-
H.Ms Asper. Hauptmann Fröhlich 1549
(Scbweizer Landesmuseum.)
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