Stephan Lochner. Madonna im Rosenhag (Wallraf-Richarh-Museum, Köln.)
Von den Anfängen der altkölnifchen Malerei.
Zur Wiederaufstellung des Dombildes Meister Stephan Lochners.
^>ßoIoni3, LursL" nannte Ntan im srühen Mittel-
I alter die„heilige"Stadt. ,Molden"nnd „heilig",
beide Worte sind dem Sinne nach eng mitein-
ander verbunden. Au den „goldenen Heiligen" hieß
nach Gregor von Tours (um 590) die Märtyrerkirche
des Heiligen Gereon. Jn goldglänzenden Mosaiks
schwebten dort die Gestalten der Heiligen inc Dunkel
der Apsiden, fern, unnahbar, wie Wesen einer
anderen Welt.
Das Gold wirkte im srühen Mittelalter aus die noch
unverdorbenen Augen der Menschheit wie ein Spiegel
himmlischen Glanzes. In Filigran, Edelstein und Email
vollzog sich die Geburt des Malerischen aus mystischenc
Dunkel heraus, im Lichte war aus der Hand des Menschen
die göttliche Schönheit lebendig geworden. Der große
Lichtgedanke verkettet sich mit Byzanz und Ierusalem.
Im „Goldenen Köln" war dieses Mysterium zum Leben
erwacht. Keine andere Stadt konnte an Fülle goldener
Kostbarkeiten mit ihr verglichen werden. Aus Altar-
tafeln, Leuchtern und goldenen Schreinen spielten hier
Email und edles Gestein wie die Farben am Jrisbogen
ineinander.
Die Goldschmiedekunst des frühen Mittelalters c>nd
der romanischen Aeit umsaßte die Ansänge der Malerei,
als Kunst des Lichtes im eigentlichen Sinne. Awischen
Goldschmied und Maler bestand dern Wesen nach kein
großer Unterschied. Beider Bestreben war, aus goldenem
Grunde der Farben Glanz hervorzulocken, beide waren
ersüllt von heiliger Lariterkeit, den unendlichen Glanz
himmlischen Lichtes auf diese Erde hinabzuziehen. Und
die Baumeister der Kirchen und Kathedralen? Auch sie
wollten nichts anders. Schon die Schreine der Heiligen
waren kleine Bauwerke, Heiligtümer und Tempel des
Lichtes. Die Kirchenbauten wurden zu größeren Ge-
häusen dieser Kostbarkeiten und ihres Inhaltes. Der
Chor des Kölner Domes wurde zu einer Wohnstatt des
Lichtes: in das Haus des Herrn strahlte das Licht
Gottes. Aus dem dunklen Chaos der Nacht gebar sich
immer wieder erneut der sunge Tag. Das gewaltige
Wunder allen Lebens wurde der damaligen Menschheit
//
7Z
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Von den Anfängen der altkölnifchen Malerei.
Zur Wiederaufstellung des Dombildes Meister Stephan Lochners.
^>ßoIoni3, LursL" nannte Ntan im srühen Mittel-
I alter die„heilige"Stadt. ,Molden"nnd „heilig",
beide Worte sind dem Sinne nach eng mitein-
ander verbunden. Au den „goldenen Heiligen" hieß
nach Gregor von Tours (um 590) die Märtyrerkirche
des Heiligen Gereon. Jn goldglänzenden Mosaiks
schwebten dort die Gestalten der Heiligen inc Dunkel
der Apsiden, fern, unnahbar, wie Wesen einer
anderen Welt.
Das Gold wirkte im srühen Mittelalter aus die noch
unverdorbenen Augen der Menschheit wie ein Spiegel
himmlischen Glanzes. In Filigran, Edelstein und Email
vollzog sich die Geburt des Malerischen aus mystischenc
Dunkel heraus, im Lichte war aus der Hand des Menschen
die göttliche Schönheit lebendig geworden. Der große
Lichtgedanke verkettet sich mit Byzanz und Ierusalem.
Im „Goldenen Köln" war dieses Mysterium zum Leben
erwacht. Keine andere Stadt konnte an Fülle goldener
Kostbarkeiten mit ihr verglichen werden. Aus Altar-
tafeln, Leuchtern und goldenen Schreinen spielten hier
Email und edles Gestein wie die Farben am Jrisbogen
ineinander.
Die Goldschmiedekunst des frühen Mittelalters c>nd
der romanischen Aeit umsaßte die Ansänge der Malerei,
als Kunst des Lichtes im eigentlichen Sinne. Awischen
Goldschmied und Maler bestand dern Wesen nach kein
großer Unterschied. Beider Bestreben war, aus goldenem
Grunde der Farben Glanz hervorzulocken, beide waren
ersüllt von heiliger Lariterkeit, den unendlichen Glanz
himmlischen Lichtes auf diese Erde hinabzuziehen. Und
die Baumeister der Kirchen und Kathedralen? Auch sie
wollten nichts anders. Schon die Schreine der Heiligen
waren kleine Bauwerke, Heiligtümer und Tempel des
Lichtes. Die Kirchenbauten wurden zu größeren Ge-
häusen dieser Kostbarkeiten und ihres Inhaltes. Der
Chor des Kölner Domes wurde zu einer Wohnstatt des
Lichtes: in das Haus des Herrn strahlte das Licht
Gottes. Aus dem dunklen Chaos der Nacht gebar sich
immer wieder erneut der sunge Tag. Das gewaltige
Wunder allen Lebens wurde der damaligen Menschheit
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