Konrad Witz.
ährend des Kirchenkonzils, das 1431 bis 1449
in Basel lagle, waren hier, wie wir aus den
Urkunden wissen,hauptsächlich zweiMaler mit
großen Ausgaben beschäftigt: ein NiklausRuesch, genannt
Lawelin,und Konrad Witz. Beide waren, wie später Hol-
beinderAltere und seinebeidenSöhne,ausbenachbarten
schwäbischen Gauen emgewandert, Ruesch aus Tübin-
gen, Witz, der aus Konstanz stammte, aus Rottweil. Der
erstere hat eine größere Aahl zum Teil umfangreicher
Wandmalereien in Auftrag erhalten; von ihm ist auch
möglicherweise der berühmtere der beiden Basler Toten-
tänze das einstige Wahrzeichen der Stadt gewesen, aber
von seinen Werken ist nichts auf uns gekommen, und aucb
die anderen Wandmalereien, die aus seiner Aeit stammen,
sind nur aus Berichten, alten Kopien und Resten, die
den künstlerischen
Wert und Charakter
nicht mehr erkennen
lassen,bekannt. Von
dem MeisierKonrad
aber, dessen Tätig-
keit wir nach den
Urkunden kauni
ebenso hoch ein-
schätzenwürden.sind
in den letzten Iahr-
zehnten einegrößere
Iahl von bedeuten-
den Tafelbildern
festgestellt worden,
die uns die über-
raschendsten Auf-
schlüsseüberdieober-
deutsche Malerei
und ihre Bedeutung
für die Schweiz so-
wie auch über die
Bedeutung der gro-
ßenKirchenkonzilien
für die Kunst dies-
chits der Alpen ge-
geben haben. Diese
TafUn sind sämtlich
Altarbilder und ge-
hören etwa sechs
Altären an, von
denen zwei von
größerem Umfange
gewesenseinmüssen.
DieAltargemälde
aber waren damals
die wichtigste Auf-
gabe der Kunst im
Norden geworden.
Jm Altarbild hat
sich auch der bedeu-
tendste Umschwung
der abendlandischen
Malerei vollzogen. Einst in der romanischen Epoche
war auch im Norden das Wandbild neben dem
Buchbild das eigentliche Feld der Malerei. Erst aus
dem Schlusse dieser Aeit sind überhaupt Altargemälde
erhalten, und diese sind noch von bescheidenem Umfange.
Jm 13. und 14. Iahrhundert lösen sich die Mauern der
Kirchen dann in Fenster auf,und Glasgemälde mit ihrer
Nötigung zu einer stilisierenden Darstellung, die nocb
über das hinausgeht, was das Wandbild verlangt, treten
an Stelle der früheren monumentalen Aufgaben. Iu-
gleich aber wachsen in den hohen Chören und Nischen
der hohen Kirchen die Altäre in die Breite und Höhe, und
es mehren sich hier die Flächen, die nnt Bildern geschmückt
wurden. Dadurch wurde das Tafelbild, die Malerei auf
Holz, mit seinen andersgearteten künstlerischen Auf-
gaben zahlreicher
und bedeutungs-
voller. Diese Ent-
wicklung hat sich im
14. Iahrhundert
vollzogen. Um das
Iahr 1400 war der
bilderreiche Altar
schon üblich, wenn
auch noch nicbt so
häufig wiezuDürers
Aeit,unddieMalerei
auf gerahmtenHolz-
tafeln wurdedieaus-
schlaggebende Kunst
und bot den Anreiz
zu einer Art der
Darstellung, die das
Glasgemalde nicht
begünstigte. Esvoll-
zog sich im Norden
die Neuerung, die
an den Namen der
Brüder van Eyck
geknüpft ist, die ent-
scheidendste in der
Weltgeschichte der
Malerei: die Ein-
führung jener per-
fpektivischen, jener
raumlich plastischen
Darstellung der
Dinge, die für das
Abendland seither
charakteristisch ist.
DieserUmschwung
warvonlangerHand
vorbereitet,nament-
lich durch die Groß-
tatenderFlorentiner
und Sienesen in der
ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts auf
Konrad Witz. Heilige Familie mit der heil. Katharina und Barbara (Neapel).
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ährend des Kirchenkonzils, das 1431 bis 1449
in Basel lagle, waren hier, wie wir aus den
Urkunden wissen,hauptsächlich zweiMaler mit
großen Ausgaben beschäftigt: ein NiklausRuesch, genannt
Lawelin,und Konrad Witz. Beide waren, wie später Hol-
beinderAltere und seinebeidenSöhne,ausbenachbarten
schwäbischen Gauen emgewandert, Ruesch aus Tübin-
gen, Witz, der aus Konstanz stammte, aus Rottweil. Der
erstere hat eine größere Aahl zum Teil umfangreicher
Wandmalereien in Auftrag erhalten; von ihm ist auch
möglicherweise der berühmtere der beiden Basler Toten-
tänze das einstige Wahrzeichen der Stadt gewesen, aber
von seinen Werken ist nichts auf uns gekommen, und aucb
die anderen Wandmalereien, die aus seiner Aeit stammen,
sind nur aus Berichten, alten Kopien und Resten, die
den künstlerischen
Wert und Charakter
nicht mehr erkennen
lassen,bekannt. Von
dem MeisierKonrad
aber, dessen Tätig-
keit wir nach den
Urkunden kauni
ebenso hoch ein-
schätzenwürden.sind
in den letzten Iahr-
zehnten einegrößere
Iahl von bedeuten-
den Tafelbildern
festgestellt worden,
die uns die über-
raschendsten Auf-
schlüsseüberdieober-
deutsche Malerei
und ihre Bedeutung
für die Schweiz so-
wie auch über die
Bedeutung der gro-
ßenKirchenkonzilien
für die Kunst dies-
chits der Alpen ge-
geben haben. Diese
TafUn sind sämtlich
Altarbilder und ge-
hören etwa sechs
Altären an, von
denen zwei von
größerem Umfange
gewesenseinmüssen.
DieAltargemälde
aber waren damals
die wichtigste Auf-
gabe der Kunst im
Norden geworden.
Jm Altarbild hat
sich auch der bedeu-
tendste Umschwung
der abendlandischen
Malerei vollzogen. Einst in der romanischen Epoche
war auch im Norden das Wandbild neben dem
Buchbild das eigentliche Feld der Malerei. Erst aus
dem Schlusse dieser Aeit sind überhaupt Altargemälde
erhalten, und diese sind noch von bescheidenem Umfange.
Jm 13. und 14. Iahrhundert lösen sich die Mauern der
Kirchen dann in Fenster auf,und Glasgemälde mit ihrer
Nötigung zu einer stilisierenden Darstellung, die nocb
über das hinausgeht, was das Wandbild verlangt, treten
an Stelle der früheren monumentalen Aufgaben. Iu-
gleich aber wachsen in den hohen Chören und Nischen
der hohen Kirchen die Altäre in die Breite und Höhe, und
es mehren sich hier die Flächen, die nnt Bildern geschmückt
wurden. Dadurch wurde das Tafelbild, die Malerei auf
Holz, mit seinen andersgearteten künstlerischen Auf-
gaben zahlreicher
und bedeutungs-
voller. Diese Ent-
wicklung hat sich im
14. Iahrhundert
vollzogen. Um das
Iahr 1400 war der
bilderreiche Altar
schon üblich, wenn
auch noch nicbt so
häufig wiezuDürers
Aeit,unddieMalerei
auf gerahmtenHolz-
tafeln wurdedieaus-
schlaggebende Kunst
und bot den Anreiz
zu einer Art der
Darstellung, die das
Glasgemalde nicht
begünstigte. Esvoll-
zog sich im Norden
die Neuerung, die
an den Namen der
Brüder van Eyck
geknüpft ist, die ent-
scheidendste in der
Weltgeschichte der
Malerei: die Ein-
führung jener per-
fpektivischen, jener
raumlich plastischen
Darstellung der
Dinge, die für das
Abendland seither
charakteristisch ist.
DieserUmschwung
warvonlangerHand
vorbereitet,nament-
lich durch die Groß-
tatenderFlorentiner
und Sienesen in der
ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts auf
Konrad Witz. Heilige Familie mit der heil. Katharina und Barbara (Neapel).
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