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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 30.1920

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Heft 1
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Schmid, Heinrich Alfred: Konrad Witz
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https://doi.org/10.11588/diglit.26486#0038

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Konrad Witz.

Der Genfer Altar ist im Bildersturm stark beschädigt
wordem Vielleicht war er ursprünglich das beste und
reifste Werk. So wie die Gemälde heute freilich auf uns
gekommen sind, pflegt die Straßburger Tafel wohl einen
stärkeren Eindruck zu hinterlassen und sie wird deshalb
auch meist als das späteste Werk bezeichnet.

Witz kann sich an Feinheit nicht mit dem Schöpser
der Frankfurter Bilder messenWie aus der Abtei Flönialle
stammen und jenem großen Unbekannten seinen vor-
läufigen Namen in der Kunstgeschichte gegeben haben.
Aber er ragt wie Dürer und Grünewald an markiger
Krast über die meisten seiner niederländischen Aeit-
genossen hinaus, wenigstens wenn man absieht von den
Brüdern van Eyck. Hierin äußert sich schon jenes zukunft-
verheißende Element, das im Beginn des folgenden Jahr-
hunderts, wenigstens für kurze Jahrzehnte, zum Siege
der Oberdeutschen über ihre niederrheinischen Stammes-
brüder sühren sollte. Witz ist aucb nicht umsonst Bild-

schnitzer gewesen. Die Kraft seiner Eigenart äußert sich
aber doch ganz besonders, wie bei Grünewald und noch
bei Böcklin, in dem leuchtenden Kolorit. Und es sind
sogar dieselben tiefen Farbenakkorde, die während des
ganzen 15. Jahrhunderts die blühende Basler Teppich-
weberei auszeichnet, die auch für Witz charakteristisch sind.
Nach seinem Tode traten an seine Stelle andere Künstler,
die aus Süddeutschland eingewandert waren. Denn die
einst so kriegerischen Eidgenossen haben noch lange fast
alle ihre Künstler aus Schwaben, dem Vorarlberg und
aus anderen deutschen Gauen bezogen. Eigentlich erst
mit Böcklin und Hodler hat sich das Verhältnis ins Gegen-
teil verkehrt. Aber eine gewisse örtliche Eigenart, die
noch in späten Tagen weiter wirkte, scheint sich die Stadt,
die damals der geistige Mittelpunkt Südwestdeutschlands
war, auch in der Kunst gewahrt zu haben.

H. A. Schmid.

Konrad Witz.

Petri Fischzug (Genf).
 
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