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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 30.1920

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Heft 3
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Schäfer, Lisbeth: Karl Albiker: ein deutscher Bildner
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https://doi.org/10.11588/diglit.26486#0134

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Karl Albiker.

Auf einer Art Obelisk Wieland der Schmied, derit-
sche Sehnsucht in ihrer gebundenen Gestalt, wie sie die
Flügel erprobt, die eigne Kraft erschuf: das ist Karl
Albikers Aeppelin-Denkmal am Bootshafen in Kon-
stanz! Sieht man diese Lösung, so denkt man keine
andere mehr; was gäbe es gegen diese Gestalt, die, aus
deutscher schmerzlicher Sehnsucht geschaffcn, alle Schwere
bezwingt und das Element überwindet. Sicher ist Albiker
hier Erbe und Sachwalter eines Guts, das sein Volk
ihm verlieh, aber wie er es verwaltet, das zeigt jene Ein-
fügung wieder in den Aeitwillen, deren nur der Künstler
fähig ist, der nicht sich, sondern einem Willen außer
sich verpflichtet ist. Wieviel Rodin, in dessen Werkstatt
Albiker kurz arbeitete, hier in seinen höchsten Leistungen
Vorbild ist, das ist nicht von Bedeutung. Steht doch kein
Künstler allein, geht doch von einern zum andern das
Band, das alle die verbindet, die der gleichen Losung
gehorchen müssen: gehorsam zu sein dem Wollen, dem
Müssen, das in allem Geschehen wirkt und das zu ge-
stalten ihre Aufgabe ist.

Wenn zu dem Grabmal, das in Schachen bei Lindau
steht, ein Wort gesagt tverden soll, das trotzdem wie eine

Kritik klingen könnte, so kommt das daher, daß hier
Albiker, wie auch Rodin oft, versuchte, den Rhythrnus
des Gefühls in eine Skulptur zu bannen, die er in fast
geometrische Umrisse bzw. auf eine solche Basis setzt,
unr dann die Bewegung innerhalb der gegebenerr Form
sich fast frei entfalten zu lassen. Sicher ist auch dies aus
dem Willen heraus zu verstehen, daß hier beim Grabmal
die nrenschliche Figur weniger als sonst Naturbild sein
soll, daß fie Tragerin einer Ordnung zu sein hat, die nicht
zurrr Ornanrent werden, die das Dekorative wohl haben,
aber nicht zum Wesentlichen erheben will. Aber was irr
dem Kriegerdenkmal freier Ausdruck, Expression wurde,
bleibt hier beinahe stecken, weil die Gestalt die Jdee nicht
erreicht. „Sie lebt nicht."

Daß es den Badenern nicht gelungen ist, Karl
Albiker in den fünfzehn Iahren, da er seine Werkstatt
in Ettlingen hatte, als Lehrer an ihre Kunstschulen zu
gewinnen, möchte man bedauern, wenn man nicht
hoffen könnte, daß es nun in Dresden, wohin er kürzlich
geholt wurde, mehr Raum für einen deutschen Bildner
wie ihn geben wird. Lisbetb Schäfer.

Karl Albiker.

Figur von einem Grabmal in Schachen.
 
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