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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 30.1920

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Heft 4
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Wartmann, Wilhelm: Hans Alper von Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.26486#0184

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Hans Asper. Konrad Pellican, Kopf aus dem
Brustbild. (Aentcalbibliothek Aürich).

und Architektur. Wie hatte der Meister auch in dre De
schrankung acis das nur sich selbst genügende Rahmenbild
sich sinden können, da er ja immer wieder in allen Be-
zirken des iveiten Gebietes sicb tummelte, wo irgendivie
Farbe und Linie etwas zu bedeuten haben. Nicht dieVer-
tiefung in die Nuance und deren Verfeinerung ist seine
Lusch sondern die Überführung des Krausen und Allzu-
nahen in das Übersichtliche uud wirklich Wichtige: Gliede-
rung und Vereinfachung.

Kunst ist aber nicht nur Glanz der Farbe und Sicher-
heit der Aeichnung, nicht nur Tüchtigkeit im Handwerk
und in der Gesinnung, namentlich
nicht in der Bildnismalerei. Durch
Farbe und Ieichnung soll das
Menschlich-EigenedesDargestellten
gebunden und sichtbar gemacht
werden. Wir wollen die Erschei-
nung nicht nur sehen, sondern
auch in ihr lesen können. Da
wird nun Asper damit abgetan,
seine Arbeiten lassen in der Bild-
nisahnlichkeit sehr zu wünschen
übrig, und das Jnnenlcben seiner
Modelle bringe er wenig oder gar
nicht zum Ausdruck —, wenn man
neben seinen Bildern an Holbein
denke. Asper mit Holbein verglei-
chen, heißt ihn mit Unvergleich-
lichem vergleichen, und unmöglich
ist es, zum Maßstab zu machen,
was jenseits alles Maßes steht.

Asper schöpft aus eigenen O.uellen
und blickt in anderer Richtung. Um
die Wesensverschiedenheichnicht den
Gradunterschied der beiden Maler
zu erfahren, mag man schließlich

Seitenstücke und kompositio-
nelle Einheit geschaffen
wurden, erlaubt die Gegen-
einanderstellung als vielleicht
möglich, kaum aber als
zweifellos anzunehmen. Der
Maßstab der Figuren und
die Art ihrerDarstellung har-
monieren nicht völlig über-
zeugend. Außer Aweifel steht
dann wieder die Ausannnen-
gehörigkeit von Gelehrten-
bildnissen zu einer formal
einheitlichen Folge. Nur
klaffen noch Lücken, die we-
nigstens an dieser Stelle
nicht erlauben, dies augen-
fallig zu machen.

Bezeichnend ist die Au-
sammenfassung einer Mehr-
zahl von Tafeln als größere
Einheit, mit lebendiger for-
maler Beziehung von Bild
zu Bild und natürlich auch
von Bild zu Raum, Bild

Hans Asper. Heinrich Bremwald, Ausscbnitt aus
einem Brustbild, 1551 (Aentralbibliothek Aürich).

Hans Asper. Hand aus einem Bildnis des
Konrad Pellican (Prioatbesitz).

die Anna Scharer neben Holbeins undatiertes Frauen-
bildnis imHaag und neben die Jane Scymour von 1536
iu Wien stellen, die Landvögtin Holzhalb neben die
zwanzig Jahre ältereDorothea Meyer im Basler Museum,
den Ocolampad neben den Erasmus von 1523 in Long-
ford Castle, den Aürcher Herrn von 1538 und den Ulrich
Stampfer neben Holbeins Hans von Antwerpen und
das eine und andere der Londoner Kaufherren-Bildnisse
von 1532/33, die mit ähnlich einfachen Mitteln ge-
schaffen sind (Brustbilder in Halbprofil oder Ansicht von
vorn, schwarzes Kleid in verschiedenen Abstufungen,
warnce Karnation, schlicht blauer
Hintergrund). Wenn das Hand-
werk noch ähnlich erscheinen mag,
wie verschieden die Hand, und ganz
anders der Geist. Asper ist Meister
in mannigfaltiger Tätigkeit, aber
engem Lebenskreis. Die Alpen hat
er nie überschritten, Aürich kaum
auflangere Aeit je verlassen. Seine
größte Reise, von der man weiß,
ging nach Solothurn. Holbein hat
nach der ersten Heimkehr aus Eng-
land in Basel auch einmal noch
eine Uhr und Wappenschilder ge-
malt, da wandte er aber auch
schon der Vaterstadt den Rücken,
suchte wieder die große Welt und
wurde bald einer der nächsten des
Herrschers amenglischen königlichen
Hof. Basel war ihm zu eng. Asper
fand Aürich für sich weit genug.
Sein Wesen ist nicht Genie, nicht
überlegene Spannkraft und kühle,
bis ins Jnnerste dringende Ge-
schmeidigkeit. Aber er ist auch
 
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