Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 30.1920

DOI issue:
Heft 4
DOI article:
Reinacher, Eduard: Alexia: ein Spiel zur Orgel
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26486#0212

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Alexiü.

Aleriat

Herr, zerbrich mich ganz in Liebe!

O daß nun nichts mehr von mir bliebe!
König! Daß ich würde du!

Mathis:

Weib, ich möchte mit dir gehen!

Jorinde:

Und lässest mich in meinen Wehen?

Mathis:

Trage mich, so trag ich dich!

Laß mich all dein Herz ertragen!

Jch will mich mir dir auswärts wagen!

Jorinde:

Du und du verstößest mich!

Aleria:

O! Jch wasche deine Füße,

Jch speise dich mit holder Süße,

Lieb hab ich dich inniglich!

Mathis:

Könnt ich wahr und wirklich schweben
Und auf Flügeln mit dir leben?

Aleria:

Auf! Und es ruft dich und mich!

Mathis:

Magst, Jorinde, dich entfalten?

Jorinde:

Nein mit allen Herzgewalten!

Jch will mich an der Erde halten!

Weh! Fremd seid ihr beide hier!

Aleria:

Sonne lacht mit klaren Lauten,

Sie Sterne stehn in hellen Bauten,

Die Lüfte gehn wie Berge auf!

Heute ist das Herz erschlossen,

Da sich die Glut auf uns ergossen,

Das Blut hat seinen glühen Lauf.
Gestern war ich, heut nicht wieder,

Das Eigenwesen fällt darnieder,

Gott, mein Gott, du nimmst mich auf!

Gesang von Engeln:
Gott in Strömen, Gott in Wellen,

Gott der Vernichtung, Gott der Quellen,
Gott im Goldstrom überall!

Aleria:

O hinauf! O nicht mehr halten!

Hinauf aus Dasein und Gestalten!

Hinauf von Berg, hinab von Tal!

(Sie geht auf das Meer)
Jorinde:

Sieh Aleria auf dem Meere!

Mathis:

Sie wandelt ohne Not und Schwere!

Aleria:

Jch bin gesührt gleich Tag und Nacht!

O du Führer meiner Seele,

O Tritt der Füße frei von Fehle,

O Vorsicht, übrig wohlbedacht!

Mathis:

Wanderin auf blassen Wogen!

Hast du den Blick so von mir bogen?
Noch habe ich dich schaubar hier!

Gesang von Engeln:
Vogel, prächtig aufgeflogen,

Wahrheit, schwerem Schein entzogen,
Burg und Länder unter dir!

Mathis:

Willst du unverkehrbar fliehen?

Jch komme schnell, mit dir zu ziehen!

Jorinde:

(zu Mathis)

Sehnsucht hängt an deinem Kleid!

Mathis:

Auf, daß Gott dich rein verzehre!

Jorinde:

Jch bin hier bei meinem Leid.

Mathis:

Komm! Sie trägt uns ohne Schwere!
Komm! Sie trägt uns aus der Aeit!

Jorinde:

Und ich bleibe von dem Meere!

Gesang von Engeln:
Ja, du bleibst der Jnsel Aier
Und des braunen Bodens Ehre,
Fruchtbar, weinend, wachsend hier.

Jorinde:

Und ich muß das Kind gebären
Und das junge Leben nähren,

Bis es Mutter spricht zu mir.

Mathis:

Kräftiges Herniederglänzen!

O, wie zieht und führt es an!

Jorinde:

Sehnsucht ohne Maß und Grenzen —
Geh! Jch lasse dich, mein Mann!

Aleria:

Freiheit, klar am Licht verborgen,

O Abend, voll von wahrem Morgen,

O du grenzenloses Land!

Mathis:

(auf dem Meere)

Kehr dich zu mir, großes Lieben,

Jch bin noch wie vom Wind vertrieben,
Jch bedarf groß deiner Hand!

Jorinde:

(leise)

Ach, ich kann nicht von ihm lassen,

Jch muß mit Armen nach ihm fassen,

Als wären wir noch zueinand.

Aleria:

Strand in Strand und Meer in Meere,
Himmel in der Himmel Hehre,

O du eigenloses Pfand!

Mathis:

Jch bin Mensch und Mensch voll Gluten,
Jch bin stark, dich zu durchbluten,

Welt, ich hab dich auf der Hand!
 
Annotationen