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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 1 (Jan. un. Febr.)
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Kropatscheck, Gerhard: Oberaden: (Ausgrabungen im Römerlager, 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0014

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dies noch deutlicher etwa 50 m weiter an der NW-Seite bei den Pallisaden-
gräbchen feststellen. Man sah hier schon an der Fârbung der Füllung, dass
die Rômer eine germanische Siedlung durchschnitten hatten. Diese Stelle
wird im nâchsten Jahre noch genauer untersucht werden. Wichtig ist nach
diesem Fundbestand die Feststellung, dass germanisches Geschirr von den
Rômern selbst nicht gebraucht wurde; die gefundenen Scherben stammen
alle aus germanischen Siedlungen. Es sei auch vorgreifend gleich angefügt,
dass in den Gruben im Innern, die die Hauptmasse der Scherben in diesem
Jahre brachten, keine einzige germanische Scherbe unter den zahlreichen
rômischen .gefunden wurde. Damit ist die Frage, die im vorigen Jahre noch
offen gelassen werden musste, gelôst.

Bei der Freilegung des Bassins konnte auch unmittelbar daneben ein
T u r m festgestellt werden, dessen Konstruktion der im vorigen Bericht
(Sp. 135) erwâhnten glich, d. h. seine Pfosten sprangen nach Innen hin vor.
Ausserdem fanden sich hier aber auch noch Pfosten, die nur eine Treppe
zum Turm getragen haben kônnen.

Zwischen den Schnitten UT und SR an der Nordwestseite war eine zweite
Abflussrinne festgestellt. Auch diese wurde gegen Ende der Grabung nach innen
hin verfolgt. Es fand sich wiederum dicht am Wall ein Wasserbassin, wohl sicher
auch mit Turmschutz. Das Bassin glich in seiner Konstruktion dem vorhin
beschriebenen; nur waren die Pfosten starker und die Streben nicht in Zapfen-
lôcher verzapft. Der feste Mergelboden an dieser Stelle bot auch ohne Ver-
zapfung genügend Halt für die Streben und Pfosten. Die besten und krâf-
tigsten Pfosten und Bohlen wurden auch hier gehoben. Auf den Querhôlzern
lag viel Bretterwerk, lose aneinandergefügt ; zunâchst schien es ein Boden-
belag zu sein ; aber auf diesen Brettern lag eine fast 10 cm starke lehm-
verschmierte Flechtwerkschicht. Dies Bohlenwerk stammt also doch von der
Verdeckung des Bassins her; bewiesen wurde dies u. a. auch durch Brand-
spuren an den Bohlen, die natürlich bei der Annahme eines Bodens im
Wasserbassin ausgeschlossen waren. Man hatte also als Schutz gegen Wit-
terungsunbilden das Bassin mit einem Flechtwerkdeckel versehen, wie man
es noch heute in ländlichen Siedlungen findet. Bei der Zerstôrung war diese
Bedeckung in das Bassin hinabgefallen. Ein Zufluss zum Bassin fehlt auch
hier. Der eintretende Frost erleichterte die Arbeit sehr, da das Holz fror
und besser freigelegt und gehoben werden konnte. Neben den üblichen
Scherben fand sich fast auf der Sohle eine mit Nâgeln beschlagene Schuh-
sohle und in einem Bund zusammen mehrere Eisengerate und Lanzen- und
Pilumspitzen. Neben Feilen und Meisseln ist beachtenswert eine grosse blatt-
fôrmige Lanzenspitze mit breiter, spitzer Mittelrippe.

Die beiden Bassins sind grosse Sammelbecken gewesen, die vielleicht
von Quellen gefüllt wurden und liegen beide im Intervallum. Neben ihrem
Hauptzweck, Wasser für den tâglichen Gebrauch anzusammeln, legt ihre Lage
dicht am Walle auch die Vermutung nahe, dass sie im Kriegsfall bequem die
Feuersgefahr, die bei der Holzbefestigung besonders gross war,abwehren sollten.

Hand in Hand mit der Freilegung der Wasserbehâlter ging die Prüfung
der Turmfrage. (a. a. O. Sp. 135-V Es wurden ausser dem im Vorjahr be-
reits gefundenen 1) und dem oben erwâbnten Turm am Bassin noch zwei Turm-
anlagen an der Nordwestseite festgestellt. Die Türme stehen in regelmâssigen
Abstânden von etwa 45 m (= 150 Fuss von Mitte zu Mitte). Ein fünfter
Turm am zweiten Bassin konnte mit Rücksicht auf den Acker noch nicht
aufgedeckt werden; seine Lage ist aber, wie ein Abmessen auf dem Plan

x) Er ist in den Plan versehentlich nicht eingezeichnet ; er liegt etwa in der Mitte
des unregelmässigen Rechtecks südlich von U—T, das die ausgehobene Stelle bezeichnet,
 
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