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fach bewohnt gewesen ist, verraten die
Einarbeitungen an den Wânden der Grotte.
Rômische Scherben, die sich hier gefunden
haben, aus dem 3.— 4. Jahrhundert, beweisen
eine Benutzung in rômischer Zeit. Aber
wie wohl für die meisten Hôhlen ist auch
für sie eine Benutzung schon für die frühesten
Zeiten menschlicher Ansiedlungen anzu-
nehmen. Einen Beleg dafür bildet ein
Feuersteinmesser, das letzthin unmit-
telbar vor der Hôhle aufgelesen wurde, nach
dem Urteil von Dr. R. R. Schmidt-Tübingen
der Aurignacien-Periode der Steinzeit an-
gehôrig. Wenige Tage darauf wurde ein
anderes Feuersteinmesser noch nâher
bei Trier, am Südabhang des Stubenbergs ge-
MISZELLEN.
funden, das nach der Art der Bearbeitung der
nâchstfolgenden Steinzeitperiode, der So-
lutréen-Epoche zuzuweisen sein wird. Da
solche Funde in der Umgegend von Trier bis
jetzt erst selten beobachtet sind, sind diese
kleinen Steinsplitter nicht ohne Bedeutung.
Veltheim a. Weser. Die Ausgrabungeines
Hügelgrabes hat einen grossen Grabfund er-
geben, der für das Museum der Stadt Dort-
mund erworben ist. Unter den zahlreichen
Gefässen sind mehrere röm. Bronzegefâsse,
deren eines mit einem Fries verziert ist,
und eine Sigillataschale von Interesse. Die
Verschiedenheit der Grabbeigaben lâsst auf
mehrere Beisetzungen schliessen.
Das Lager in Newstead bei Melrose.
23. Ich verdanke die Kenntnis des vorlâufigen Berichtes der Society of
antiquaries of Scotland der Güte von Haverfield.
Die bei den deutschen Limesgrabungen immer vergeblich gesuchte An-
lage der Mannschaftsrâume treten auf dem Plane des englischen Lagers
(Abb. 16, nach dem Plane des Berichts) in Newstead mit überraschender
Deutlichkeit hervor. In der Prâtentura liegen die Pedites zweier Cohortes
equitatae quingenariae. Beiderseits der Via prâtoria liegen 3 Manipeln zu
2 Centuriae. Jede Centuria hat 11 Zelte; jedes Zelt misst durchschnittlich
15x.3ο Fuss; zwischen den Zelten sind die incrementa tensurae deutlich zu
erkennen. Es entspricht demnach die Anlage in allen Einzelheiten den An-
gaben des Hyginus, wie ich dies in meiner Schrift ,die Anlage der Limes-
kastelle 1 erschlossen hatte. Nur hat man mit dem Verfalle der disciplina Ro-
mana bei einer späteren Erweiterung den Soldaten bequemere Râume ge-
wâhrt, statt 10 Mann auf das Zelt nur 6 lagern lassen. Aber die ursprüng-
liche engere Anlage ist noch kenntlich. Denn die âussersten Zelte liegen auf
dem Walle des âlteren Lagers. Auch ist die Formierungslinie des jüngeren
Lagers das Intervallum an der Front, und dementsprechend laufen die Strigae
senkrecht auf das Intervallum. Das ist alles nichts als spâtere Verrohung.
Gerade den älteren Zustand unter dem spâteren Kleide zu erkennen, ist die
Aufgabe der Forschung.
Die Armamentaria beider Cohorten liegen zu beiden Seiten der Prin-
cipia (vgl. Neue Pleidelberger Jahrb. 9, 157)· Wohlerhalten ist das Prâtorium
rechts an der Via principalis, mit dem Heiligtum des Genius Prâtorii (vgl.
Religion des römischen Heeres S. 101), an der Apsis kenntlich. Links an
der Via principalis sind die Râume der Centurionen und der Decurionen
anzusetzen.
In der Retentura laufen die Strigae nach jderJÏVorschrift ; es sind die
Lagerrâume der Reiterei, die nur unvollkommen erhalten sind.
Heidelberg. A. von Domaszewski.
Zu den Funden aus dem Lager im Habichtswalde.
‘^(Erwiderung auf R. G. Korr.-Bl. II S. 11.)
24. I. In den mit meiner Unterschrift versehenen Mitteilungen der Osnabrücker
Zeitung vom 27V7. 08 ist nicht davon die Rede, dass die dort erwâhnten Scherben
sämtlich zu den Kochtöpfen ,,mit einwärts gebogenem Rande“ gehôrten, sondern
nur, dass diese Gefâsse „nunmehr auch im Lager des Habichtswaldes vertreten“
seien. Damit wird ein guter Teil der Ausführungen Dragendorffs gegenstandslos.
fach bewohnt gewesen ist, verraten die
Einarbeitungen an den Wânden der Grotte.
Rômische Scherben, die sich hier gefunden
haben, aus dem 3.— 4. Jahrhundert, beweisen
eine Benutzung in rômischer Zeit. Aber
wie wohl für die meisten Hôhlen ist auch
für sie eine Benutzung schon für die frühesten
Zeiten menschlicher Ansiedlungen anzu-
nehmen. Einen Beleg dafür bildet ein
Feuersteinmesser, das letzthin unmit-
telbar vor der Hôhle aufgelesen wurde, nach
dem Urteil von Dr. R. R. Schmidt-Tübingen
der Aurignacien-Periode der Steinzeit an-
gehôrig. Wenige Tage darauf wurde ein
anderes Feuersteinmesser noch nâher
bei Trier, am Südabhang des Stubenbergs ge-
MISZELLEN.
funden, das nach der Art der Bearbeitung der
nâchstfolgenden Steinzeitperiode, der So-
lutréen-Epoche zuzuweisen sein wird. Da
solche Funde in der Umgegend von Trier bis
jetzt erst selten beobachtet sind, sind diese
kleinen Steinsplitter nicht ohne Bedeutung.
Veltheim a. Weser. Die Ausgrabungeines
Hügelgrabes hat einen grossen Grabfund er-
geben, der für das Museum der Stadt Dort-
mund erworben ist. Unter den zahlreichen
Gefässen sind mehrere röm. Bronzegefâsse,
deren eines mit einem Fries verziert ist,
und eine Sigillataschale von Interesse. Die
Verschiedenheit der Grabbeigaben lâsst auf
mehrere Beisetzungen schliessen.
Das Lager in Newstead bei Melrose.
23. Ich verdanke die Kenntnis des vorlâufigen Berichtes der Society of
antiquaries of Scotland der Güte von Haverfield.
Die bei den deutschen Limesgrabungen immer vergeblich gesuchte An-
lage der Mannschaftsrâume treten auf dem Plane des englischen Lagers
(Abb. 16, nach dem Plane des Berichts) in Newstead mit überraschender
Deutlichkeit hervor. In der Prâtentura liegen die Pedites zweier Cohortes
equitatae quingenariae. Beiderseits der Via prâtoria liegen 3 Manipeln zu
2 Centuriae. Jede Centuria hat 11 Zelte; jedes Zelt misst durchschnittlich
15x.3ο Fuss; zwischen den Zelten sind die incrementa tensurae deutlich zu
erkennen. Es entspricht demnach die Anlage in allen Einzelheiten den An-
gaben des Hyginus, wie ich dies in meiner Schrift ,die Anlage der Limes-
kastelle 1 erschlossen hatte. Nur hat man mit dem Verfalle der disciplina Ro-
mana bei einer späteren Erweiterung den Soldaten bequemere Râume ge-
wâhrt, statt 10 Mann auf das Zelt nur 6 lagern lassen. Aber die ursprüng-
liche engere Anlage ist noch kenntlich. Denn die âussersten Zelte liegen auf
dem Walle des âlteren Lagers. Auch ist die Formierungslinie des jüngeren
Lagers das Intervallum an der Front, und dementsprechend laufen die Strigae
senkrecht auf das Intervallum. Das ist alles nichts als spâtere Verrohung.
Gerade den älteren Zustand unter dem spâteren Kleide zu erkennen, ist die
Aufgabe der Forschung.
Die Armamentaria beider Cohorten liegen zu beiden Seiten der Prin-
cipia (vgl. Neue Pleidelberger Jahrb. 9, 157)· Wohlerhalten ist das Prâtorium
rechts an der Via principalis, mit dem Heiligtum des Genius Prâtorii (vgl.
Religion des römischen Heeres S. 101), an der Apsis kenntlich. Links an
der Via principalis sind die Râume der Centurionen und der Decurionen
anzusetzen.
In der Retentura laufen die Strigae nach jderJÏVorschrift ; es sind die
Lagerrâume der Reiterei, die nur unvollkommen erhalten sind.
Heidelberg. A. von Domaszewski.
Zu den Funden aus dem Lager im Habichtswalde.
‘^(Erwiderung auf R. G. Korr.-Bl. II S. 11.)
24. I. In den mit meiner Unterschrift versehenen Mitteilungen der Osnabrücker
Zeitung vom 27V7. 08 ist nicht davon die Rede, dass die dort erwâhnten Scherben
sämtlich zu den Kochtöpfen ,,mit einwärts gebogenem Rande“ gehôrten, sondern
nur, dass diese Gefâsse „nunmehr auch im Lager des Habichtswaldes vertreten“
seien. Damit wird ein guter Teil der Ausführungen Dragendorffs gegenstandslos.