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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 2 (März u. April)
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Schliz, Alfred: Heilbronn: Neolithische Landsiedlungen der Pfahlbauzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0029

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

März u. April. Jahrgang II, 1909. Nr. 2.

NEUE FUNDE.

Heilbronn.

Neolithische Landsiedlungen der Pfahlbauzeit.

12. Obereisesheim. In der alten von Titot verfassten Heilbronner Oberamts-
beschreibung findet sich unter „Deutsche Altertümer“ der Vermerk: „Auf dem
Hezenberg (Hügel, über den die Strasse von Neckargartach nach Obereisesheim
führt) wurden 1809 Töpfe und Schalen aus schwarzem Ton gebrannt (denen
aus den Pfahlbauten zu Castione gleich) mit Resten eines Hirschgeweihs und
eines Ziegenhorns ausgegraben.“ Wer der Gewährsmann Titots für diesen
Vergleich der Funde war, ist nicht bekannt ; demnach konnten sie ebensogut
der Frühlatènezeit angehören, wie der Steinzeit, welcher sie K. Miller in der
neuen Oberamtsbeschreibung zuteilt.

Jedenfalls war es angebracht, nach der Entdeckung des südlich davon
gelegenen steinzeitlichen Dorfs Grossgartach das Gelände sorgfältig zu unter-
suchen, umsomehr als sich der Hezzenberg über dem quellenreichen Tal des
Böllinger Bachs erhebt, aus welchem Heilbronn seine Wasserleitung bezieht.
Die Begehung im Frühjahr, als alle Äcker frisch umgebrochen waren, ergab
jedoch keine Spur einer steinzeitlichen Wohnstätte. Die reichen band-
keramischen Siedlungen des linken Neckarufers hatten hauptsächlich den Hang
nach dem Quellental zur Untersuchung empfohlen und der Misserfolg wurde
dem Umstand zugeschrieben, dass der Hezzenberg in seiner Basis aus den
Geröllmassen der Niederterrasse besteht, in welche Böllingerbach und Neckar
sich tief eingegraben haben. Nur die Kuppe des Hügels besteht aus einer
ansehnlichen Lössanhäufung, welche den ganzen Berg sich 40 m über dem
Neckartal erheben lässt.

Im Juni 1908 ergab nun ein beim Abräumen der Deckschicht der Kies-
lager einer am Fusse des Südabhanges angelegten Kiesgrube gemachter Fund
genauere Anhaltspunkte. Es waren dies zwei in einer Grube (Abb. 5 f) ohne
eigentliche Kulturschicht 1 Meter tief unter dem Ackerboden gelegene
Gefässe, deren Stücke in meine Hand gelangten : ein Tulpenbecher
mit 15 cm Höhe, 13,5 im Randdurchmesser haltendem Trichterhals, welcher
auf einer Einziehung von 9,5 cm Durchmesser aufsitzt und welchem ein
eichelförmiger Körper mit 10,5 cm Bauchdurchmesser und stumpfer Spitze
die Unterlage gibt. Das zweite Gefäss ist eine flache Schale mit schmalem
nach aussen 1 cm umgekremptem rundem Rand von 22,0 cm Gesamtdurch-
messer, rund gewölbtem Bauch, der sich gegen den Boden durch eine schwach
angedeutete Kante 4,5 cm hoch abhebt, und gleichmässig rund gewölbtem
Boden, von dessen grösster Ausladung die Gesamthöhe der Schale 7,5 cm
beträgt. Das Material beider Gefässe ist schwarzer, scharf gebrannter Ton
mit rötlichen und gelblichen Brandflecken. (Abb. 6. Nr. 14. 15.)

Die Untersuchung der Stelle, aus der die Gefässe stammten, ergab keine
Spur von Wohnschicht, aber auch kein eigentliches scharf eingeschnittenes
 
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