Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

DOI Heft:
Nr. 1 (Jan. un. Febr.)
DOI Artikel:
Kropatscheck, Gerhard: Oberaden: (Ausgrabungen im Römerlager, 1908)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Gesch. u. Kunst)

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung: von Jacob Lintz in Trier.

Jan. u. Febr. Jahrgang II, 1909. Nr. 1.

NEUE FUNDE.

1. Oberaden [Ausgr'abungen im Römerlager. 1908.]

In Oberaden (vergl. Korrbl. der W Z. 1907, 60) wurde in diesem Jahre
unter Leitung von Museumsdirektor Baum-Dortmund und dem Unterzeich-
neten von Anfang August bis Ende Oktober mit Mitteln der Stadt Dortmund
und der römisch-germanischen Kommission gegraben. Eine kleine Grabung
an der Nordwestseite hatte schon Ostern aus Anlass der in Dortmund tagen-
den Versammlung des nordwestdeutschen und west- und süddeutschen Ver-
bandes der Altertumsvereine stattgefunden, um den Teilnehmern die Hebung
und Lage der Holzteile und Waffenfunde im Spitzgraben vorzuführen T).

Da aus äusseren Gründen zunächst auf die Feststellung der noch feh-
lenden Ost- und Südseite der Umwallung verzichtet werden musste, ging die
Arbeit von den bereits gesicherten Spuren, die ins Innere wiesen, aus. Zu-
nächst wurde die an der Nordwestseite nicht fern von der Biegung zur West-
seite gefundene Abflussrinne [a. a. O. Sp. 13 5 ; auf Abb. 1 zwischen den Schnitten
QO und RO] ins Innere verfolgt. Dicht hinter dem Walle fand sich bald
ein Wasserbassin in der Grösse von 12 m : 4,50 m, dessen Aufbau im
nassen Boden mit den 20—23 cm starken vierkantigen Pfosten und der da7
hinter liegenden Holzverschalung vollständig erhalten war. Die Pfosten standen
in regelmässigem Abstand von 1,50 m fvon Mitte zur Mitte); au der Längs-
seite waren die gegenüberstehenden Pfosten noch durch runde Querhölzer
(11— 15 cm Durchm.) verbunden, die in Zapfenlöchern ruhten. Das Holz zeigte
sich in einer Tiefe von 0,80 m bis 1,10 m, dem niedrigsten Grundwasserstand.
Die Verzapfung setzte bei den besterhaltenen Pfosten mit 90 cm ein; sie
waren sehr sorgfältig zugespitzt und noch etwa 75 cm in den Boden ein-
gerammt. Ausser vielen Scherben fanden sich im Bassin u. a. eine dolch-
artige Waffe mit Holzgriff und ein vergoldetes Bronzegerät, ein verzierter
SchöpfIöffel, dessen senkrechter Stiel in ein kleines Sieb endet. (Wohl ein
simpulum, an das es am meisten erinnert; vgl. Körber, neue Inschriften des
Mainzer Museums, 4. Nachtrag, 1905 S. 47). Die besten Pfosten und Bretter
wurden gehoben. Der Lauf des Abzugsgrabens wurde auch nach aussen hin
bis zum Bahngelände festgestellt. Ein Zufluss zum Bassin fehlt. Dicht hinter
dem Bassin zeigte sich eine starke Kulturschicht. Oben — also im Niveau
des Intervallums — fanden sich zunächst römische Scherben und Münzen ;
darunter in einer tieferen Schicht aber nur zahlreiche germanische Scherben.
Beim Ausschälen ergab sich ein unregelmässiges Viereck als germanische
Wohnstät'te. Wenn sich schon daraus ergibt, dass die Römer sicher ihr Lager
an die Stelle einer germanischen Siedlung gesetzt haben, so liess sich

') Dort wurde auch der hier als Abb. 1 beigegebene Übersichtsplan verteilt. Durch
die Freundlichkeit von Museumsdirektor Baum, dem wir auch den Prätoriumsplan (Abb. 2)
verdanken, war es möglich, auf ihm noch rechtzeitig die Ergebnisse des Jahres icjo§
nachzutragen.
 
Annotationen