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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Engelmann, Richard: Torda in Siebenbürgen (Potaissia) und Aquincum: Römische Tonmodelle, (zu den Tonmodellen von Toren und Türmen von Dunapentele u. a. O.)
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Jagsthausen / Fremersdorf a. Saar
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0067

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Spitze eines solchen Gebâudes ist der Adler als symbolisches Zeichen ganz am
Platze, um anzudeuten, wie die Seele den Körper verlâsst. So sehen wir
über dem antiken Scheiterhaufen den Adler dargestellt, der in die Hôhe
fliegt, sobald der rogus angezündet wird. Auf den Flügeln eines Adlers
erheben sich auch Antoninus Pius und Faustina auf dem bekannten Relief.

„Wenn also in zwei Fällen die erwâhnten Tonarbeiten die Formen eines
Grabmonumentes wiederholen, so muss man fragen, zu welchem Zwecke sie
hergestellt waren. Darauf können wir vorlâufig keine endgültige Antwort
geben. Vorausgesetzt, dass sie einen praktischen Zweck hatten, vermuten
wir vorlâufig, dass sie am Grabe des Verstorbenen aufgestellt waren, um ein
wirkliches grosses Grabdenkmal zu ersetzen, zu dem die Mittel nicht reichten.

,,Die kleinen Grabdenkmâler wurden aus demselben Ton geformt, aus
dem die Soldaten die Ziegel herzustellen pflegten, Es liegt nahe, dass es
vielleicht beim Militär Sitte war, ähnliche Denkmaler auf das Grab zu setzen.

„Wenn wir diese Vermutung annehmen, so bietet sich für die Erklarung
des Tores von Dunapentele, des Turmes und der Mauer von Torda dieselbe
Vermutung dar. Diese roh geformten Nachahmungen von Bauten dürften
gleichfalls Soldatenhänden entstammen, und es ist nicht unmôglich, dass sie
das Andenken derjenigen Personen zu verewigen bestimmt waren, die am
Bau des Tores, des Mauerturmes, des Castrum teilgenommmen hatten.

Soweit Hampel. Ich halte es für richtiger, nichts hinzuzufügen, sondern
weiteres Material abzuwarten, das sicherlich nicht ausbleiben rvird. Nur in
bezug auf das, was Drexel über das Tormodell von Dunapentele sagt, dass
der Verfertiger beabsichtigt habe, die Innenseite darzustellen, wie sie von
der Stadt aus sichtbar war, môchte ich hier bemerken, dass mir dies eine
unmôgliche Annahme scheint.

Rom. R. Engelmann.

33. Jagsthausen. Neue rômische Grab-
funde. Das rômische Jagsthausen, dessen
definitive Publikation durch die Reichslimes-
kommission zur Zeit in Vorbereitung ist,
hat vor einiger Zeit aus dem früher
schon ergiebig gewesenen Friedhof an der
Olnhauser Strasse nordvvârts neue Funde
gespendet. Beim Sandgraben in seinem
Acker stiess der Bauer K. Ende November
1908 auf eine Menge ganz erhaltener Gefasse
und grub dann in den folgenden Wochen
ein Gebiet von über 100 Quadratmeter mit
mindestens 70 - 80 Grâbern um. Auf Mit-
teilung des Ortsgeistlichen nahm sich das
Landeskonservatorium der Sache an und
verzichtete auch für die K. Altertumssamm-
lung auf die Erwerbung der Funde, da Baron
Götz von Berlichingen die Absicht ausserte
und durchfiihrte, den Fund als Ganzes ftir
sein Hausarchiv, das den grôssten Teil der
vielen rômischen Funde von Jagsthausen
birgt und jedermann stets zugânglich ist,
anzukaufen uud daselbst fiir alle Zeiten ge-
trennt aufzustellen. — Der Fund zeichnet
sich vor allem durch die überraschënd gute
Erhaltung der Graber und ihrer Beigaben
aus. Sie sind in die die Lettenkohle iiber-
lagernden Sande und ausgewaschenen Ge-
rôllkiese eingeschnitten. Mit einer Aus-
nahme sind es lauter Brandgraber, die,
den Funden nach zu schliessen, der Wende

des 2. zum 3. Jahrhundert zugewiesen wer-
den müssen. Der Aufbau derselben ist
denkbar einfach. Meist sind die vom Ver-
brennungsplatz aufgesammelten Knochen-
reste ohne jede Umhüllung in die Gruben
gelegt, die durchschnittlich 50 cm Durch-
messer haben ; ein kleiner Teil hat die Asche
in eine hohe Urne geschlossen. Die ein-
zelnen Gruben haben am Hauptfundplatz
einen Abstand von 30 —50 cm von Mitte
zu Mitte. Zu oberst, von 30 cm unter dem
heutigen Niveau an, liegen die Beigaben,
fast bei jedem mindestens ein einhenkliches
Krügchen, deren im ganzen 40 ganz erhal-
tene gefunden vvurden. Dann folgen die
Reste von Holzkohle, im Feuer gelegen
gewesene Scherben, Nâgel, Glasstücke,
Éisenschlacken u. a. ; zu unterst die kal-
zinierten Knochen, diese freilich nicht immer
reinlich von den andern Brandresten ge-
trennt. Besonders interessant ist eine
Schüssel aus terra-sigillata, die inderFarbe
die verschiedensten Verbrennungsgrade auf-
vveist, von rot durch dunkelrot bis leder-
braun und grauschwarz : sie war aufsFeuer
gelegt; als die Hitze sie bersten machte,
flogen die einzelnen Scherben teils ins, teils
neben das Feuer, teils abseits des Feuer-
bereichs. Was man bei Sammlung der Asche
noch fand, legte man in der Grube über
die Knochenreste ; daneben dann dieintakten
 
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