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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 5 (Sept. u. Okt)
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Helmke, Paul: Bad Nauheim: Römisches Gebäude
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Günther, Adam: Niederberg bei Ehrenbreitstein: Römischer Töpferofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0081

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6g

Unterzeichneten mit Unterstützung der Grossh. Badedirektion geleitet wurde
und die gut erhaltenen Fundamente eines rômischen Baues ergab; sie
sind zum grossen Teil noch 3U—I m hoch erhalten und zeigen einen Stein-
bau, dessen Mauern durchschnittlich i m stark sind. Die Ecken sind durch
je 2 Pfeiler von i m Länge und der gleichen Stârke gestützt ; die Innen-
ecken sind abgerundet, der Flächeninhalt beträgt ι,6ο X 1,70 cm, der Ein-
gang im Osten ist I m breit. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt, die den
Doppelstempel VEXILLARI—LEG. XIIII GMV tragen. Südlich neben dem
Bau befindet sich eine aus Kies und Môrtel bestehende Plattform, in der die
wohlerhaltenen Reste einer Zisterne gefunden wurden. Sowohl die Stempel
als auch die Gefässränder sprechen dafür, dass die Anlage in den Anfang
der dauernden Okkupation der Wetterau durch die Rômer, also an das Ende
des I. nachchristlichen Jahrhunderts zu setzen ist.

Unter diesen rômischen Anlagen liegt eine durchschnittlich 30 cm starke
Aschen- und Kohlenschicht, die nur prähistorische Scherben enthâlt; letztere
gehören der Mittel- und Spät-Ia Tène Zeit an. Auch dieser Umstand
spricht dafür, dass die rômische Besetzung dieses Platzes früh erfolgte, da
sie die Verdrängung hier ansâssiger Germanen bedingte. Die Ausdehnung
der germanischen Anlage ist noch nicht bis an die Grenzen festgestellt, über-
trifft aber die rômische an Umfang.

Die rômische Anlage, die eine bequeme Signalverbindung zwischen
Friedberg und Butzbach ermôglicht, ist wohl als specula anzusprechen. Die
Funde gelangen im staatlichen Museum der Bade-Direktion von Bad Nauheim
zur Aufstellung, die genaue Veröffentlichung mit Plânen u. s. w. erfolgt in
den Friedberger Geschichtsblâttern. Das Bauwerk wird erhalten und zu-
ganglich gemacht werden.

Friedberg i. H., den 22. Juni 09. Helmke.

Niederberg bei Ehrenbreitstein. Römischer Tôpferofen.

44. Als im März ds. Js. der Küster J. Müller in Niederberg, auf seinem
Grundstück am Ellingsweg, Haus Nr. 51, zur Errichtung eines Stallgebâudes
das hinter dem Hause gelegene hochansteigende Gelânde abtragen liess, wurden
ausser einem weissen Henkelkrug, den die Kinder zerschlugen, verschiedene
Scherben usw. rômischen Ursprungs gefunden. Pflastermeister Jak. Rech
daselbst überbrachte mir den auf Abb. 23 Fig. 1 dargestellten Handleuchter
und das kleine Tôpfchen, Fig. 3, mit dem Bemerken, dass sich dort wahr-
scheinlich ein Backofen befinde. Ich begab mich am 31. Mârz nach Nieder-
berg und legte mit Hülfe des Herrn Rech den auf Abb. 22 im Lageplan
mit A bezeichneten Ofen frei und konnte auch noch die Lage eines zweiten
Ofens B feststellen.

Das Müllersche Grundstück liegt in etwa 230 m Ent.fernung nordôstlich
von der Porta princip. sinistra des Kastells, an der nach dem tonreichen Bezirk
von Urbar führenden Strasse. Schon unmittelbar hinter dem Hause zeigt
sich unter der etwa 3 m hohen Bodenanschüttung eine starke Lage weissgrauer
Ton, sodass also die Tôpferei hier bei, bezüglich in dem Tonlager angelegt
war. Die beiden Ofen waren ca. 7 m von einander entfernt ; von dem Ofen
B fanden sich, wie schon gesagt, nur mehr die Spuren des kreisfôrmigen
Grundrisses vor. Ofen A war aber noch bis auf 1,20 m Hôhe erhalten und
in dem oberen Teile mit Gefâssscherben gefüllt. Der kreisrunde Feuerraum
von 1,05 m Durchmesser besass eine Hôhe von 35 cm, seine flache 20 cm
starke Decke ruhte auf einer ca. 70 cm langen und 25 cm starken Mauer,
die nach dem Schürloch etwa 20 cm und an der entgegengesetzten Seite
 
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