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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 6 (Nov. u. Dezember)
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Barthel, Walther: Sigillatamanufakturen in Lavoye
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0103

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Hadrian bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts. Und in diesen letzteren ist zweifellos
auch Sigillatageschirr hergestellt worden ; das zeigen die in grosser Zahl gefundenen
Reste von Formschüsseln. Leider bringt der Bericht noch keine Abbildungen der
wichtigeren Funde, und die Beschreibungen sind zudem meist so summarisch, dass
sich vorerst wenig aus ihnen entnehmen lâsst. Das gilt namentlich von den Form-
schüsseln und den Resten der Bilderschüsseln. Von Belang ist hier nur die Notiz,
dass unter den Töpfereifunden der âltere Typus Dragendorff 29 nicht mehr ver-
treten ist; nur die Formen 30 und 37 kommen vor.

Ausführlicher sind bereits die Stempel mitgeteilt, frcilich noch ohne die für
eine sichere Verwertung unentbehrlichen Faksimiles. Wenn ich die offenkundig von
auswârts nach Lavoj'e gelangten Stempel, die meist auch ausserhalb des Gebietes
der Tôpfereien gefunden sind, und einige zweifelhafte Lesungen beiseite lasse,
handelt es sich um 56 Namen, unter denen sich auch mehrere neue befinden. Auf
Formschüsseln stehen die Stempel AMIINVS, GERMANVS F, GIISATVS, TRIBV-
NVS F und das Graffit MARTI, vielleicht Martialis oder Martius. Ausserdem sind
vielleicht folgende Tôpfer mit den Manufakturen von Lavoye in Verbindung zu
bringen: Africanus, Aper, Avastinus (AVASTINI, richtig gelesen?), Bdus, Borius,
Boudus, Bracisillus (gef. ausserhalb der Töpfereien), Carisso, CATHF (vgl. die
Cato-Stempel CIL XIII 10010489), Catucus, Cintugnatus, Gintusmus, Cocirius, Cocus,
Cominius, Creticus, Cretto, Cucillus, Daccius (einmal auch zusammen mit dem Stempel
S . Seni · S), Bisetus, Bivixtus, Cabrus, Giamillus, Jaxus (ausserhalb der Tôpfereien),
Junianus, Latinus, Libonius, Maccono, Maianus, Marcellus, Marcianus, M. Memf....)
Justus allein oder in Verbindung mit Trïbunus, Merco, Messirius, Nasso, Pompeius,
Pupus, Bediüus, Sanucius, Secco, Secundinus, Susa (Susacus (?), ausserhalb der
Tôpfereien), Taurus, Tertius, Tocca, Toccius, Viducus, Vindus, Vitalis und schliesslich
[Se~\verus oder Verus. Ein grosser Teil der Namen erscheint in verschiedenen
Typen und Schreibungen. — Bei dem einen oder anderen dieser Tôpfer bleibt
natürlich mit der Môglichkeit zu rechnen, dass seine Ware auf dem Flandelswege
nach Lavoye gelangt ist ; Sicherheit werden da erst eingehendere Studien und die
Fortsetzung der Grabungen bringcn. Immerhin stimmt das Absatzgebiet der
Töpfereien, soweit ich es mit Hilfe des CIL XIII 3 feststellen kann, zumeist gut
zu der Lokalisierung in Lavoye.

Meunier weist bereits darauf hin, dass für mehrere dieser Tôpfer auch eine
Tâtigkeit an anderen Orten Galliens oder Germaniens bezeugt ist. Seine Liste
liesse sich leicht vermehren. Ich muss es mir aber versagen, auf diese interessante
Frage des Wanderns der Töpfer hier nâher einzugehen; ohne Kenntnis des ganzen
Materials bleibt da ein Urteil zu unsicher. Das gleiche gilt für die Frage nach der
Zeitstellung der Manufakturen : die oben angeführten Tôpfer haben, so viel ich
sehe, in der Zeit von Hadrian bis auf M. Aurel gearbeitet, — ob der Betrieb über
diese Zeit hinaus fortgedauert hat, lässt sich aus Meuniers Berichten zunachst nicht
mit Sicherheit entnehmen. Hoffentlich erhalten wir bald eine umfassende Publi-
kation der neuen Manufakturen.

R o m. W. B a r t h e 1.

LITERATUR.

56. Fundstâtten und Funde aus vorgeschicht-
licher. römischer und alamannisch-frân-
kischer Zeit im Grossherzogtum Baden.

Von E. Wagner, Direktor der Samm-
lungen f. Altertums- und Vôlkerkunde,
Karlsruhe. I. Das badische Oberland. Mit
169 Abbildungen, 3‘Tafeln und 2 Karten.
Tübingen. J. B. C. Mohr. 1908. XV und
267 S. — Preis : geh. M. 5.

Die philologisch - historischen Wissen-
schaften verdanken ihren Aufschwung im
19. Jahrhundert nicht zum wenigsten den
grossen Sammelwerken, in denen neues

Quellenmaterial zusammengefasst u. wissen-
schaftlich gesichtet wurde, welches bis dahin
zerstreut, für den Einzelnen schwer zugang-
lich und kaum übersehbar nur in beschrânk-
tem Mass für die Forschung verwertet
werden konnte. Auch die Prâhistorie stützt
sich auf solche weitzerstreuten „Urkunden“,
ja sie fusst auf ihnen fast allein, und deshalb
können wohl nur ahnliche, alles umfassende
Materialsammlungen den sicheren Unter-
grund bilden, auf dem sie als selbstândige,
eigene Disziplin neben der Geschichte auf-
gebaut werden kann. An kleineren, mehr
 
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