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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 6 (Nov. u. Dezember)
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Goessler, Peter: Vaihingen a. F.: eine steinzeitliche Siedlung
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Barthel, Walther: Sigillatamanufakturen in Lavoye
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0102

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scheinbar aussehende Fund durch das K. Landeskonservatorium wissenschaftlich
untersucht und ausgenützt werdcn. Die Gemeindeverwaltung liess auf unseren
Antrag und unter unserer Leitung eine Stelle bis auf den gewachsenen Boden
ausraumen. Es stellte sich der gut erhaltene Grundriss einer rechteckigcn
Hütte vôn 2,10 x 2,80 m heraus. Es war eine aus Lehmfachwerk gebaute
Wohnung mit Teilung in einen vertieften und einen erhôhten Raum; an 3 Wânden
Iiefen Bânke, ehedem mit Brettern abgedeckt, herum ; gegenüber dem Eingang im
Hintergrund war eine leichte Brandstelle. Im Schutt lag viel — von der Zer-
stôrung hcr — rot gebrannter Hüttenlehm, zum teil mit deutlichem Abdruck des
Pfahlwerks, dann vermodertes Holz in Menge, die Reste der Bretterverschalung ;
vor allem aber Tonscherben aller möglichen Sorten. Letztere ermôglichen die
genaue Zuweisung und Datierung der Anlage. Sie gehôrt in die jüngere Stein-
zeit und zwar nach dem Ornamentstil eincs verzierten Stückes zu schliessen der-
selben Gesellschaft, die die Packwerksbauten im Torfmoor bei Schussenried
bewohnte ; diese ist in das Ende der jüngeren Steinzeit, des 3. Jahrtausends, ■ zu
setzen. Ihre Gefässe sind verhältnismässig sehr gut und fein gearbeitet. Auf die
Verbreitung der in der jüngeren Steinzeit vorkommenden Stilarten der Gefâsse
und der dieselbcn vertretenden einzelnen Bevölkerungsströme wirft der Fund auf
dem Vaihinger Oesterfeld neues Licht. Die heimischc Vorgeschichte hat eine sehr
wertvolle Bereicherung erfahren. Es ist nur zu wünschen, dass mehr und mehr
solche unscheinbare Befunde, die bei Grabungen tagtâglich in unserem reichen
Boden erscheinen, beobachtet und rechtzeitig an die richtige Stelle weiter ge-
geben werden.

Stuttgart. Goessler.

54. Cornelimünster bei Aachen. Bei der vor
zwei Jahren von Prof. Schmid-Aachen unter-
suchten rômischen Villa sind in diesem
Sommer weitere Grabungen vorgenommen
worden, durch die eine Anzahl weiterer
Baulichkeiten und die âusseren Umfassungs-
mauern dieser lândlichen Ansiedlung frei-
gelegt sind.

Euren bei Trier. An der Kirche von
Euren wurde bei Wasserleitungsarbeiten ein
ornamentaler Mosaikboden von ungewôhn-
lich guter Erhaltung freigelegt. Ein dazu
gehôriges Stück hatte schon v. Wilmowsky
aufgenommen, jetzt istfastderganzeMosaik-

boden, der durch die Wasserleitung hâtte
zerstôrt werden müssen, ausgehoben worden
und soll konserviert werden. Es handelt
sich um den Fussboden einer Portikus, der
in seiner ursprünglichen Breite von 2V2 m
und in einer Lânge von über 15 m noch
vorhanden ist.

Solothurn. Bei den Fundamentierungs-
arbeiten eines grösseren Bankgebâudes am
Storchenplatz fand man unter anderen rô-
mischen Resten einen vollstândig erhaltenen
kleinen Altar aus Kalkstein mit einer Weih-
inschrift an die Suleviae.

MISZELLEN.

Sigillatamanufakturen in Lavoye.

Bei der Behandlung des im Kastell Zugmantel gefundenen Sigillatageschirrs
(Obergerm.-raet. Limes, Lief. XXXII Nr. 8 S. 112) habe ich eine Anzahl ostgallischer
Tôpfer zusammengestellt, deren Manufakturen sich noch nicht bestimmt lokalisieren
liessen. Nur dass sie ziemlich weit in nordôstlicher Richtung von Lezoux liegen
mussten, schien sich aus der Verbreitung ihrer Ware zu ergeben. Für eine Reihe
der Tôpfereien hat dieser Ansatz jetzt durch die von Dr. Meunier bei Lavoye
(Département Meuse) unternommenen Ausgrabungen eine Bestâtigung gefunden.
Schon im Jahre 1905 hat Meunier die Aufmerksamkeit auf die reichen keramischen
Funde bei diesem südwestlich von Verdun gelegenen Orte gelenkt und dort eine
Sigillataindustrie vermutet (Bulletin archéol. du Comité des travaux histor. 1905
S. 137—148). Inzwischen hat die Fortsetzung der Grabungen eine reiche Ver-
mehrung des Materials gebracht und die These Meuniers durchaus bestatigt. In
dem unlangst erschienenen Hefte des Bulletin archéol. 1908 S. 185—198 liegt ein
vorlâufiger Bericht über die neuen Ergebnisse vor.

Bis jetzt hat Meunier drei Töpferöfen und die Abfallgrube eines vierten
untersucht. Einen weist er dem 4. Jahrhundert zu, die iibrigen der Zeit von
 
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