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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Lehner, Hans: Xanten: Ausgrabung von Vetera im Jahre 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0061

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Abonnementspreis pro Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Juli u. August. Jahrgang II, 1909. Nr. 4.

NEUE FUNDE.

Xanten. (Ausgrabung von Vetera im Jahre 1908.)

Die vorjährige Campagne der Ausgrabung von Vetera auf dem
Fürstenberg bei Xanten war vom glücklichsten Erfolge begleitet, in-
sofern sie nunmehr die wirkliche Grösse und Form des bereits im vorigen
Jahre ausführlich in den Bonner Jahrbüchern 116 S. 302 ff. beschriebenen
Dopppellegionslagers der V. und XV. Legion, dessen Orientierung
und Tore und damit also auch die Züge der Hauptstrassen feststellte. Wir
hatten in dem genannten Berichte angenommen. dass die damals ermittelte
Südwestbiegung des Umfassungsgrabens dieses Lagers die Südwestecke sei
und daraus ein annähernd quadratisches Lager von 630: 586 m Seite gewonnen.
Die Annahme war um so bestechender, als die Masse fast ganz genau denen
des Doppellegionslagers bei Polybius entsprachen. Unsere diesjährige Aus-
grabung belehrte uns alsbald, dass wir zwar die Breite von 630 m richtig
ermittelt hatten, das^ dagegen die vermeintliche Südwestecke lediglich die Ein-
biegung des Grabens an dem westlichen Seitentore gewesen war. Indem wir
nämlich in diesem Jahre die entsprechende Einbiegung auf der Ostseite, wo
die örtlichen Verhältnisse günstiger lagen, ausgruben, ergab sich, dass der
östliche Graben dort nach einer etwa 42 m breiten Torunterbrechung mit
einer entsprechenden Biegung wieder einsetzt und schnurgrade noch fast
300 Meter nach Süden weiterläuft. Die weitere Grabung ergab dann die
Auffindung der wirklichen Südostecke, der ganzen Südfront mit dem Südtor
und der Südwestbiegung, so dass jetzt der Umfang zweifellos feststeht.
Das Lager stellt sich nunmehr als ein sehr regelmässiges Rechteck von
920 Meter Länge und 630 Meter Breite, also von ganz kolossalen Abmessungen
dar, welche ziemlich genau den römischen Längenmassen von 3150 zu 2150
Fuss entsprechen. Die Breite stimmt also völlig mit der von Nissen im
Templum errechneten Breite des Polybianischen Doppellegionslagers, welches
aber quadratisch ist; unser Lager ist aber grade 1000 römische Fuss länger
als breit. Es zieht sich von der höchsten Höhe des Fürstenberges bis zu
dessen südlichem Fuss hinunter. Das Südtor wurde genau in der Mitte der
südlichen Schmalseite gefunden, dagegen liegen die beiden Seitentore nicht
in den Mitten der Langseiten, sondern soweit zur Südfront vorgerückt, dass
ihr Abstand von dieser etwa ein Drittel der ganzen Langseiten beträgt.
Daraus ergibt sich, dass das Südtor, welches ganz am Fusse des Fürsten-
berges liegt, die porta praetoria, das auf der höchsten Höhe des Berges
liegende Nordtor die porta decumana, das östliche, dem Rhein zugewendete
Seitentor die porta principalis sinistra, das westliche die porta principalis
dextra ist. Da die Grabenunterbrechung an der porta principalis sinistra,
wie gesagt, 42 Meter beträgt, so lässt dies auf eine Breite der via principalis
von 100 römischen Fuss (= 29,60 m) schliessen, ebenfalls entsprechend den
 
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