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wir indessen der Notwendigkeit auch diesen Teil aufzudecken nicht über-
hoben werden. Zwischen der Rückwand und dem stattlichen Eingang breitete
sich eine grosse dunkele Stelle aus, aus der man die Spuren eines Atriums
zu gewinnen hoffen musste. Statt dessen fanden sich zu unserer grossen
Enttâuschung einige durcheinander-
5tr assb nojraben
Via pri
ipalis
Abb. 31. Prätorium. 1 : 1000.
gehende formlose Gruben, deren Füll-
erde nur ganz wenig Scherben, da-
gegen auffâllig viele Steine enthielt.
Wir hatten früher beobachtet, dass
man der Füllung zugeworfener Gruben
des âltesten Lagers durch Steine
grôssere Festigkeit zu geben suchte.
So môchte man den Befund am
liebsten auch hier erklâren. Ein
tückischer Zufall hâtte die Bauleute
gerade da, wo sie das Atrium des
Legatenhauses anzulegen hatten,
auf mehrere Gruben des âlteren Lagers
stossen lassen, in deren Fiillung dann
alle Spuren des spâteren Baus un-
deutlich werden mussten. Aber ich
kann nicht leugnen, dass damit dem
Zufall etwas gar viel Tücke zuge-
mutet wird, da alle umliegenden
Râume von solchen Gruben frei zu
sein scheinen. Indessen wüsste ich
doch keine wahrscheinlichere Erklâ-
rung. Die Rückwand des Gebâudes
hâlt sich in angemessener Entfernung
von dem nôrdlich davon nachgewie-
senen Strassengrâbchen, so dass noch
für eine Reihe von Gruben Platz
bleibt, von denen einige auch schon
dicht hinter dem „Legatenhaus“ ge-
sichtet worden sind.
Unter den Fundstücken ver-
dienen ausser den erwâhnten Relief-
kelchen am ersten hervorgehoben
zu werden ein rundes Amulet, das
’ unter Glas, aus Goldplâttchen zu-
sammengestellt, auf einer Unterlage
von Bronze die Inschrift HAVE zeigt, und das erste aus zahllosen Bruchstücken
vollstândig herstellbare Exemplar eines Fasses (Typus 97) (vgl. Loeschcke, Mit-
teilungen V S. 304 f.), endlich der Rest eines grossen mehrfach gestem-
pelten arretinischen Tellers, wie er in Haltern bisher noch fehlte,
dagegen in Oberaden, Neuss, Xanten vorkommt.
Münster i. W., September 1909. F. Koepp.
Vaihingen a. F. Eine steinz eitliche Siedlung.
53. Kürzlich sind in Vaihingen a. F., seither bekannt durch rômische und ala-
mannische Funde, bei Kanal- und Hausfundamentgrabungen etliche 5 Stellen mit
eingeschwemmter dunkler Kulturerde im natürlichen Lehm konstatiert worden.
Dank rechtzeitiger Mitteilung des Ortsbaumeisters Allmendinger konnte der un-
wir indessen der Notwendigkeit auch diesen Teil aufzudecken nicht über-
hoben werden. Zwischen der Rückwand und dem stattlichen Eingang breitete
sich eine grosse dunkele Stelle aus, aus der man die Spuren eines Atriums
zu gewinnen hoffen musste. Statt dessen fanden sich zu unserer grossen
Enttâuschung einige durcheinander-
5tr assb nojraben
Via pri
ipalis
Abb. 31. Prätorium. 1 : 1000.
gehende formlose Gruben, deren Füll-
erde nur ganz wenig Scherben, da-
gegen auffâllig viele Steine enthielt.
Wir hatten früher beobachtet, dass
man der Füllung zugeworfener Gruben
des âltesten Lagers durch Steine
grôssere Festigkeit zu geben suchte.
So môchte man den Befund am
liebsten auch hier erklâren. Ein
tückischer Zufall hâtte die Bauleute
gerade da, wo sie das Atrium des
Legatenhauses anzulegen hatten,
auf mehrere Gruben des âlteren Lagers
stossen lassen, in deren Fiillung dann
alle Spuren des spâteren Baus un-
deutlich werden mussten. Aber ich
kann nicht leugnen, dass damit dem
Zufall etwas gar viel Tücke zuge-
mutet wird, da alle umliegenden
Râume von solchen Gruben frei zu
sein scheinen. Indessen wüsste ich
doch keine wahrscheinlichere Erklâ-
rung. Die Rückwand des Gebâudes
hâlt sich in angemessener Entfernung
von dem nôrdlich davon nachgewie-
senen Strassengrâbchen, so dass noch
für eine Reihe von Gruben Platz
bleibt, von denen einige auch schon
dicht hinter dem „Legatenhaus“ ge-
sichtet worden sind.
Unter den Fundstücken ver-
dienen ausser den erwâhnten Relief-
kelchen am ersten hervorgehoben
zu werden ein rundes Amulet, das
’ unter Glas, aus Goldplâttchen zu-
sammengestellt, auf einer Unterlage
von Bronze die Inschrift HAVE zeigt, und das erste aus zahllosen Bruchstücken
vollstândig herstellbare Exemplar eines Fasses (Typus 97) (vgl. Loeschcke, Mit-
teilungen V S. 304 f.), endlich der Rest eines grossen mehrfach gestem-
pelten arretinischen Tellers, wie er in Haltern bisher noch fehlte,
dagegen in Oberaden, Neuss, Xanten vorkommt.
Münster i. W., September 1909. F. Koepp.
Vaihingen a. F. Eine steinz eitliche Siedlung.
53. Kürzlich sind in Vaihingen a. F., seither bekannt durch rômische und ala-
mannische Funde, bei Kanal- und Hausfundamentgrabungen etliche 5 Stellen mit
eingeschwemmter dunkler Kulturerde im natürlichen Lehm konstatiert worden.
Dank rechtzeitiger Mitteilung des Ortsbaumeisters Allmendinger konnte der un-