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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 2 (März u. April)
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Haug, Ferdinand: Baden-Baden: Soldatengrabsteine
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Gornhausen / Reidelbach / Zabern / Zemmer
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Kropatscheck, Gerhard: Zwei römische Amulette
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0036

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erreicht haben, ist aber doch nicht als Rückseite desselben zu fassen, sondern als
besonderer Grabstein. Er zeigt in einer oben abgerundeten Nische das Bild des
Verstorbenen, barhäuptig, mit dickem Halstuch, Waffenroclc(?) und Mantel, Schwert
in der Rechten und Dolch in der Linken, soweit sich das Einzelne noch erkennen
lâsst. Die kleinen Zwickel rechts und links iiber der Nische haben ebenfalls Fiil-
lungen von Pflanzenornamenten. Es fehlt der unterste Teil des Reliefs, sowie die
ohne Zweifel darunter angebrachte Grabschrift.

Mannheim. F. Haug.

14. Gornhausen. In einem grôsseren Grab-
hügel in der Nâhe von Gornhausen (Kr.
Bernkastel) entdeckte ein Bauer beim Èin-
ebnen einer Wiese die Reste einer grossen
rômischen Urne aus hellem gelbgrünem
Glas. Dank sofortiger Mitteilung des Leh-
rers des Dorfes konnten die Scherben für
das Museum in Trier gerettet werden, aus
denen sich ein einigermassen vollstândiges,
fast 30 cm hohes Glasgefâss einer Form
ähnlich Kisa, Das Glas im Altertume Taf. C
Nr. 169 wieder herstellen liess.

Reidelbach (Kreis Merzig). Beim Rei-
delbacher Hof, von dem schon eine ganze
Anzahl von Grabfunden der frühesten rô-
mischen Zeit im Provinzialmusenm zu Trier
stammen, sind im letzten Jahre wieder
mehrere Grâber entdeckt und dank dem
Bürgermeister von Wadern gerettet worden.
Eine Besonderheit war das Vorkommen
einer gallischen Potinmünze recht deutlicher
Prägung mit stehendem Eber n. 1. (vgl. die
Leuker-Münze bei Forrer, Kelt. Numismatik
Abb. 46). Der Avers kônnte der Kopf eines
Pferdes (?) n. r. sein.

Zabern. In Zabern im Elsass steht
noch ein grosses Stück der rômischen
Stadtmauer haushoch aufrecht, das in die-
sem Winter für die Anlage einer neuen

MISZELLEN.

Strasse durchbrochen werden musste. Das
aufgehende Mauerwerk zeigt opus spicatum,
im Fundament steckten wie iiblich skul-
pierte und Inschriftsteine, Reste von Grab-
mälern, durch die die stâdtische Altertümer-
sammlung bereichert worden ist.

Im letzten Sommer hat im Wasserwald
bei Zabern der Altertumsverein des Kreises
Zabern unter Leitung von Verlagsbuchhând-
ler Fuchs Ausgrabungen eines gallo-rômi-
schen Grabfeldes vorgenommen. Es fanden
sich ganz erhaltene Gefâsse, viele Scherben,
auch zahlreiche von verzierter Terrasigil-
lata und Glas, Eisenteile, eine Bronzefibel,
Münzen. Ein steingefasstes Grab von 1,20 m
im Quadrat wurde ganz freigelegt. Gedeckt
waren die Graber mit den bekannten Qua-
dern in Halbwalzenform, von denen 3 ge-
funden wurden.

Zemmer. Dicht bei dem Dorfe Zemmer
(Landkreis Trier) an der Strasse nach
Quint wurden in einem neu erôffneten
Steinbruch zwei fränkische Grâber ge-
funden. Bei den Skeletten lagen nur einige
eiserne Waffen frühmittelalterlicher Form.
Weitere Beigaben fehlten bis auf ein kleines
Fläschchen aus rôtlichem Ton einfachster
Form, das sicher noch rômischen Ur-
sprungs ist.

Zwei rômische Amulette.

Vor dem Nordtor von Nida, der rômischen Ansiedlung· bei Heddernheim,
wird zur Zeit ein reiches, sehr interessantes Gräberfeld untersucht. Die sâmtlichen
Bestattungsgräber dieses Feldes sind nachtrâglich in das aus der Zeit Domitians
und Trajans stammende Brandgrâberfeld eingeschnitten. Die Münzen der Bestat-
tungsgräber gehören sämtlich der ersten Hâlfte des dritten Jahrhunderts an. Dem
entspricht auch der Charakter der übrigen meist sehr spärlichen Beigaben (Gefâsse,
nicht Urnen ; Bronzearmringe und Fingerringe von Bronce und [in einem Fall] Gold-
draht). Unter den Funden verdienen zwei Amulette besondere Beachtung. Herr
Professor Wolff, dem wir auch diese Fundnotizen verdanken,
stellte sie dem Unterzeichneten freundlicherweise zwecks
Verôffentlichung zur Verfügung.

Das eine Stück (Abb. 9) ist ein kleiner halbmond-
förmiger Anhänger aus Silber mit breiter Ôse. Die beiden
Enden bilden einen Knauf, der bei diesen Halbmonden
hâufig ist und zur Annahme einer Ableitungvon phallischer
Form führen kann. Der Anhanger wurde am 2. Oktober
1908 unter dem Kinn eines Kinderskeletts (Grab 137) ge-
funden, zweifellos an der Stelle, an der er einst, an einem
Bande befestigt, auf der kleinen Leiche gelegen hatte. Dass
gerade Kinder solche „lunulae“ als Amulette trugen und sie

Abb. 9.
 
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