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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 1 (Jan. un. Febr.)
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Barenau / Fréjus / Rottenburg / Vezère-Tal / Zülpich
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Dragendorff, Hans: Zu den Funden aus dem Lager im Habichtswalde
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Haug, Ferdinand: Viana: F. Haug
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0023

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— II —

Freilegung sofort in Staub, aber was irgend
möglich war, ist in mehrtâgiger Arbeit ge-
rettet worden. Verschiedene Skelettteile
haben sich zusammenfügen lassen und er-
geben nach dem Urteil des Mitarbeiters
und Berichterstatters (Frankf. Ztg. v. 3. Sept.

1908 Nr. 245) H. Klaatsch, die spezifischen
Merkmale des Neandertalmenschen. Dabei
handelte es sich um ein regelrechtes Begrâb-
nis, das Skelett lag in einer Schlafstellung,
an der Stelle der linken Hand lag ein Faust-
kelt von Feuerstein und ein Rundschaber.

MISZELLEN.

5. Zu den Funden aus dem Lager im Habichtswalde.

In zahlreichen Zeitungen (vgl. z. B. Osnabrücker Ztg. vom 27. 7. 08)
ist im letzten Sommer die Nachricht wiedergegeben, dass bei den Ausgra-
bungen, die Direktor Knoke in dem Lager im Habichtswalde bei Stift
Leeden unternommen hat, Scherben gefunden seien, die den in römischen
Kastellen der Augusteischen Zeit, insbesondere bei Haltern und Ober-
aden aufgefundenen nach Form und Technik durchaus gleichen. Gemeint
sind, wie der dabei gegebene Verweis auf Ritterlings und meine Ausführungen
in den Mitt. d. Altert. - Komm.. f. Westf. II, S. 161, III S. 85 zeigt, die
bekannten Kochtöpfe unrömischer Technik mit einwârts gebogenem Rande,
die aus einer La Tèneform entwickelt sind und -sich in Haltern so zahlreich
gefunden haben, dass sie -— nicht glücklich — vielfach kurzweg als
„Halterner Kochtöpfe“ bezeichnet werden. Bei der Wichtigkeit, den der
Nachweis dieser von den rômischen Heeren der augusteischen Zeit auch nach
Germanien gebrachten Kochtôpfe in dem Lager im Habichtswalde für dessen
Datierung hâtte, bei der Verbreitung, die die Nachricht gefunden und weil
ich dabei gleichsam als Zeuge aufgerufen bin, muss ich kurz darauf eingehen.
Die Scherben, welche ich durch die Freundlichkeit von Herrn Knoke in
Augenschein nehmen konnte, rühren, wie ich bestimmt behaupten kann,
nicht von sog. Halterner Kochtôpfen her. Die Mehrzahl der im Habichts-
wald gefundenen Scherben sind formlose Stücke „prähistorischer“ Technik,
was in diesem Falle blos heissen soll: aus grobem Ton ohne Hilfe der
Töpferscheibe hergestellt. Für die nâhere Bestimmung muss man sich an
die wenigen Randstücke halten. Bei der Unsicherheit, die noch in unserer
Kenntnis der Keramik Westfalens, namentlich für die Zeit von etwa Christi
Geburt bis zum Auftreten fränkischer Keramik, herrscht, môchte ich eine
genauere zeitliche Bestimmung einstweilen nicht geben. Ein paar Randstücke
davon âhneln Scherben, die wir im Verlauf der Grabungen im Gebiet des
Uferkastells in Haltern aufgelesen, bezeichnenderweise aber nie in römischen
Lagergruben gefunden haben. Doch mag die Aehnlichkeit auch zufâllig sein.
Sicher aber gehôren sie nicht zu dem keramischen Inventar, das wir bisher
als bestimmt von den rômischen Soldaten um die Wende unserer Zeit-
rechnung nach Germanien mitgeführt kennen gelernt haben. Ohne auf die
Frage des Ursprungs des Lagers im Habichtswalde nâher einzugehen, kann
ich nur feststellen, dass diese Scherben keinen Beweis für den augusteisch-
römischen Ursprung der Umwallung geben kônnen. Dragendorff.

6 Viana.

Der Geograph Ptolemaeus nennt unter den Stadten an der oberen Donau
Bragodurum, Dracuina, Viana (Ούίανα) und Phaeniana. Nach den von ihm ange-
gebenen Lânge- und Breitegraden sind dieselben westlich von Augsburg zu suchen

Zulpich. Auf dem Schnarenberg bei
Zülpich s:nd bei Erdarbeiten wieder rô-
mische Brandgraber aufgedeckt worden.
Ein Grab enthielt eine grosse Glasurne mit
der Asche der Leiche und mehrere kleine
Glasgefässe; ein zweites als Aschenbehâlter
ein ähnliches grosses Glasgefass, bauchig,
mit breitem Hals und Doppelhenkel, eine
kleine cylindrische Glasflasche und zwei
Lâmpchen mit Stempel. Die letzteren Bei-
gaben standen in einer runden Kiste aus
Kalkstein.
 
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