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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 1 (Jan. un. Febr.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0027

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delung sprechen zahlreiche Tonscherben
und ein Stück Bronze. — II. Heierli, Die
Artefakte. — III. Schwerz, Menschliche
Skelettreste im Kâsloch bei Winznau. —
IV. Hescheler, Tierreste von Winznau.

V E R E I N E.

9. Xanten. Die Sammlung des niederrhei-
nischen Altertumsvereins hatseit kurzem die
nastlichen, aber unzulänglichen Râumlich-
keiten, welche ihm von der Stadt auf dem
Rathause zur Verfügung gestellt waren, ver-
lassen und ist in einem neuen, eigenen Heim
neu eingerichtet und der Besichtigung zu-
gânglich gemacht worden. Am 25. Juli 1908
wurde das wiederhergestellte »Clever Thor«
in Gegenwart des Herrn Oberprâsidenten der
Rheinprovinz und anderer Behôrden feier-
lich diesem Zwecke geweiht. Mit der Neu-
ordnung der Sammlung war der Assistent
bei der Röm.-German. Kommission in Frank-
furt, Dr. P. Steiner, (dem als Sohn des Vor-
sitzenden des Xantener Vereins die Samm-
lung seit Jahren vertraut ist), beauftragt
worden. Bei dieser Ordnung war der lei-
tende Grundsatz, die Funde topographisch
geordnet aufzustellen, sodass jedem Be-
sucher gleich ein Bild der Besiedelungs-
verhâltnisse des Museums-Bezirks vor Augen
treten konnte. Diese Absicht zu unter-
stützen wurden mijglichst ausführliche er-
klârende Beischriften zu den einzelnen
Schränken und Gegenstanden, nebst Hin-
weisen auf (auszuhângende) Fundkarten des
Arbeitsgebietes des Vereins und tunlichst
auch der anstossenden Verwaltungsbezirke
vorgesehen. Für diese Karten dient als
Unterlàge ausser der Katasterkarte das
Messtischblatt (1 : 25000) und die Karte des
Deutschen Reiches (1 : 100 000). In diesen
werden alle Fundplâtze durch bestimmte
(lângst einheitlich festgelegte) ') Zeichen
signiert, das rômische Strassennetz und vor
allem grôssere Ansiedlungen und Kastelle
markiert. Auf diese Weise hofft man dem
Besucher, der bisher durchweg ein mehr
oderweniger inhaltloses Vergnügen am Ein-
zelnen suchte, eine plastische Vorstellung
der historischen Gestaltung heimatlicher
Gaue zu Anfang ihrer Entwicklung zu geben.
Und man môchte wünschen, dass alle lo-
kalen Sammlungen ihr Hauptaugenmerk auf
eine Organisatiôn im angedeuteten Sinne
richteten.

Was nun speziell die Xantener Samm-
lung angeht, so standen für sie ausser
einem gerâumigen Dachgeschoss drei grosse
Sâle zur Verfügung, die durch je 2 Fenster
von Nord und Süd ihr Hauptlicht erhalten.
Auf einer etwas unbequemen, aber dafür
»historischen Treppe« steigt man hinauf.
Der erste Raum dient vornehmlich den
nichtrömischen Altertümern, hauptsächlich

1) Siehe Korrespondenzb|. des Gesamtvereins.

— S. 24. Gessner, Die rômischen Ruinen
bei Kirchberg. Villa mit Hypokaustanlage
und Küche. — S. 31. Wavre, Inscriptions
romains des bainsd’Yverdon. Altare u. Stein-
fragmente mit Inschriften an Apollo und Mars.

solchen, die sich auf die neuere Kultur der
Stadt beziehen. Diese Sammlung steckt
freilich noch in Anfangen. Als Rest der
früheren Einrichtung — der Turm diente
als Kantonalgefângnis — ist in diesem Ge-
schoss eine Zelle erhalten worden, die mit
ihrem schweren Holzwerk und der massiven
Tür keine schlechte Wirkung gib.t und zu-
gleich praktisch ist, da sie die Bibliothek,
die Münzen- und Gemmensammlung birgt.
Im nâchsten Stockwerk liegt der Hauptsaal.
Hier sind in 5 grôssen Steh- und 3 Wand-
und Pultschrânken, ausserdem auf Wand-
brettern, Konsolen undPodien die rômischen
Funde untergebracht, etwas eng zwar, jedoch
nicht unübersichtlich. Das rômischeStrassen-
netz bietet den Ariadnefaden, wobei der
Reisende von Süden her die grosse Heer-
strasse herabkommend, gedacht ist. Da hat
er zur Rechten und Linken die Grâberfelder,
deren Funde geschlossen aufgestellt sind;
an der Eingangswand zur Rechten (Schrank
III) die Funde von »Mölders Acker«, der
in der Wegegabel Xanten — Rheinberg —
Schützenhaus (Flur C liegt, Graber

frühestens flavischer Zeit bis ins 3. Jh., zur
Linken im ersten freistehenden Schrank IV
die (gleichartigen) Grâberfunde vom heu-
tigen Friedhof westlich der Landstrasse
Köln —Nymegen ; der nächste Schrank V
zeigt Grabfunde, die hier und da an verschie-
denen Stellen in der Stadt ans Tageslicht
gekommen sind. Sie werden in Zukunft
wohl noch ein klares Bild von der Grup-
pierung der rômischen Strassen zu ver-
schiedenen Zeiten ergeben. Gegenüber in
einem quergestellten Schrank (VI) stehen
Grabfunde aus der Gegend nôrdl. Xanten zur
Schau, Grâber der mittleren Kaiserzeit, die
in Zusammenhang stehen mit den von
Houben in der 1. Hâlfte vorigen Jahrhun-
derts ausgegrabenen (Proben derselben
zeigen die über dem Schrankgesims ange-
brachten Tafeln aus Fiedler-Houbens Anti-
quarium). Eine ausgehângte topographische
Skizze erläutert die Lage der Grâber zu
einander. Diese liegen vornehmlich an einer
west-ôstlich gerichteten Strasse, welche
von der Südmauer der Colonia Traiana ge-
schnitten wird, zum andern an einer süd-
hôrdlichen, die mitten durch diese Ansied-
lungführt Von zwei weiterenStehschrânken
ist der südliche (VII) für die Funde vom
Fürstenberg bestimmt, der nördliche (VIII)
birgt die Funde aus der Colonia Traiana,
darunter offenbar Stücke aus zerstôrten
Gräbern alterer Art.

Ein Schrank an der Rückwand (IX) diente
 
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