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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 1 (Jan. un. Febr.)
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Mestwerdt, Georg: Nymwegen: zweites römisches Gefäss mit 3 Medaillonbildern
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Deuser, Wilhelm: St. Matthias bei Trier: Reste römischer Grabdenkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0021

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9

Der zu beiden Seiten des Henkels mit je einer langen, ovalen Falte ver-
sehene Topf ist 21 cm hoch, der Durchmesser am Rande betrâgt 9, der
grôsste Umfang 42 cm. Zum bequemen Gebrauch des Gefâsses ist unter
dem langgestreckten Henkel eine ovale Vertiefung, Dalle, am Bauche ange-
bracht; man erkennt sie im Bilde (Abb. 3 b und c).

Die 3 eingesetzten Bilder sind wie üblich mit einem Blâtterkranz um-
rahmt. Das mittlere (Abb. 3 a), das einen Durchmesser von 7 cm hat,
zeigt uns ein Viergespann, dessen Lenker in der Linken einen Palmzweig
hält, wâhrend die Rechte einen Lorbeerkranz emporhebt. Die Inschrift links
und rechts von dieser Hand lautet : CALOS VENETE

In dem ersten Worte erblicke ich die lateinische Schreibung des griech.
καλώς und im folgenden den Vokativ von dem Namen eines Wagenlenkers
der blauen Zirkuspartei, der factio veneta. Auf diese Deutung des zweiten
Wortes bin ich aufmerksam gemacht durch Dr. Oxé-Crefeld, der weiter be-
merkt: „Bisher war uns aus ähnlichen Beischriften auf Gefässen und Lâmp-
chen nur die Gegenpartei, die factio prasina, bekannt: nika, prasine bei Déche-
lette, Vases céram. orn. II p. 300, nr. 123. — vig(i)la, prasine CIL XV, 6261
— auf einer Lampe aus Rom, prasinus invictus est auf einem Lâmpchen aus

Nîmes. — Vergleiche ferner CIL XII, 5687, 23. XIII 10013, 27 und Fried-

länder, Sittengesch. Roms II6 S. 336 ff.“

Die Inschrift ist demnach zu übersetzen: „Vortrefflich, Blauer!“ Wie
die Rômer das Fremdwort κκλώς, so gebrauchen wir ja auch das Fremdwort
„bravo“ bei Schaustellungen. Zu der lateinischen Schreibung griechischer
Wörter vgl. das auf Gefässen vorkommende NICA. Zu der Stelle Sueton.

Domit. c. IO. quod post abductam uxorem laudanti vocem suam εότακτώ

dixerat, bemerkt F. A. Wolf : non dubitavi hoc (nâml. εύτακτώ) recipere,
quod vel latinis litteris scriptum in optimis codd. reperitur*).

Dass die Rômer griechische Worte stellenweise mit Vorliebe in ihre
Rede einflochten, zeigt z. B. Cicero ad Att. XIII, ζ2, I : Edit et bibit άδεώς
et jucunde. Sueton. Claud. c. 4: Qui tam άσαφώς loquatur, qui possit, cum
declamat, σαφώς dicere quae dicenda sunt, non video. Sueton. Domit. c. 23:
Ante paucos quam occideretur annos, cornix in Capitolio elocuta est: εστοα
πάντα καλώς.

Das Rundbild links vom Viergespann stellt einen laufenden Hund dar,
das zur Rechten einen springenden Hirsch.

Cleve. G. Mestwerdt.

*) ίντακτω = ενταπτέω, ich bin züchtig, ordentlich.

3. St. Matthias bei Trier. Reste römischer Grabdenkmâler.

Durch die jetzt in Angriff genommene Bearbeitung der Neumagener
Monumente angeregt, môchte ich darauf hinweisen, dass es auch noch einige
Reste ähnlicher römischer Grabdenkmâler in Trier gibt, die, nicht im Pro-
vinzialmuseum aufbewahrt, wenig bekannt sind.

Kurz vor Ostern i. J. 1898 fand man 2 m tief im Humusboden auf dem
S. Mattheiser Kirchhofe (Grab Nr. 189) einen Steinsarg, welchen ich damals
als Rest eines rômischen Grabdenkmals gedeutet habe. Die Deutung stützte
sich auf die Aehnlichkeit des ornamentalen Schmuckes des Sarkophags mit
solchem von Neumagener Grabdenkmalresten, die ursprünglich der meist mit
Flächenmustern versehenen Rückseite angehörten. Dass der in spâterer Zeit
zu einem Steinsarge verarbeitete Werkstein von einem rômischen Grabmale
stammte, darf um so eher angenommen werden, weil (in der Zeit der letzten
30 Jahre) im Beringe der ehemaligen Benediktinerabtei S. Matthias, in un-
 
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