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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 2 (März u. April)
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Schliz, Alfred: Heilbronn: Neolithische Landsiedlungen der Pfahlbauzeit
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Haug, Ferdinand: Baden-Baden: Soldatengrabsteine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0035

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haltiges, mit wenigen Ausnahmen der neolithischen Zeit angehôrend (Abb. 8).
Charakteristisch ist der massenhafte Feuersteinabfall, die sehr reichlichen
Knochengerâte : Pfriemen, Meissel, durchbohrte Hirschhornhacken, Hirschhorn-
fassungen für Steinbeile, von Steinartefakten : spitznackige Meissel aus Melaphyr,

. Hornblendeschiefer und Diabas, Beile vom Pfahlbautypus aus schwarzem Schiefer
und Diabas, Bruchstücke durchlochter Hâmmer aus Serpentin, Sichelmesser,
Pfeilspitzen und Schaber aus geschlagenem Feuerstein, sehr sorgfâltig bearbeitet,
und endlich das ganze Inventar der vom Michelsberg her bekannten Keramik
der Landsiedlungen der Pfahlbaubevôlkerung. Am reichlichsten vertreten
sind dickwandige, steilrandige Tôpfe mit Tupfenleisten unter dem Rand,
flache Schalen mit leicht gebrochener Bauchkante und den verschiedensten
Formen von horizontalen Stichreihen verziert, Vasenstücke mit quergestellten
Rôhrenhenkeln, Griffwarzen und Tupfenleistenauflagen der verschiedensten
Form, Backteller mit getupftem Rand, Tonsiebe und stichverzierte hohe Spinn-
wirtel. Unsere Abbildung 8 gibt eine Auswahl dieser Formen.

Chronologisch interessant sind die links unten dargestellten, mit den
Verzierungen des Sc hu s s e n r i e d e r T y p u s, der hier deutlich seine Ab-
hängigkeit von den Motiven der Nierstein-Heidelberger Gruppe der Rôssener
Dekorationsweise ausweist, versehenen Bruchstücke, ein Gegenstück zu den
Funden vom Michelsberg, die eigentümlich rohe Nachahmung von Mustern
der linearen Bandkeramik, wie wir sie in Urmitz (Bonner Jahrb. 1903, Heft 110,
S. 137) und dem Pfahlbau Wangen (abgeb. Corresp.-Bl. f. Anth. 1902 S. 45,
N. 13) finden und die Bruchstücke der an die Schnurkeramik anklingenden
durchlochten Beilhâmmer. Die hierin sich aussprechende Übernahme von
Kulturgut der beiden andern grossen neolithischen Formenkreise Südwest-
deutschlands ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Landnahme der Pfahl-
baubevôlkerung das Vorhergehen der beiden anderen Kulturen voraussetzt.
Unangefochten geschah diese Landnahme aber sicher nicht, denn unsere
neuen Funde ergeben das nôrdliche Vorland der Alpen in weiter Ausdehnung
von einem Netz befestigter Höhensiedlungen bedeckt, deren Lage grôssten-
teils zum Dienst als korrespondierende Warten geeignet erscheint.

Heilbronn. A. Schliz.

-Baden-Baden. Soldatengrabstei ne.

13. Ende Oktober 1908 sind bei Kanalisationsarbeiten in der Langen Strasse, am
Zähringer Hof, zwei neue Militârgrabsteine gefunden worden (2 schon früher be-
kannte aus derselben Stadtgegend siehe CIL XIII 6304 f.). Der eine Stein, rechts
verstümmelt, bietet eine wohlerhaltene Inschrift, die sich nach den von den Herren
Kah und Klein gemachten Mitteilungen leicht ergânzen und lesen liess.

Die ganze Fassung der Inschrift entspricht dem
Brauch des 1. Jahrh. (vgl. Mannh. Gesch.-Bl. 1907, Sp.
191 ff), die Nachstellung des Beinamens, die Angabe der
Heimat, Placentia, welche der tribus Veturia angehôrte,
ebenso auch die Bezeichnung der militärischen Verhâlt-
nisse, wie die Angabe der Centurie mit dem Namen des
Hauptmanns. Dieser kann identisch sein mit Anicius
Victor (CIL 6305). Auch der mit der Tribus identische
Name des Soldaten, Veturius, ist nicht ohne Beispiel, vgl.
CIL 7575- Die 26. Kohorte freiwilliger römischer Bürger war offenbar am lângsten
die Garnison von Baden; neben ihr scheint aber auch die 25. Kohorte vorzukommen.
Ueber der Inschrift befindet sich ein Giebel mit dem bekannten Sepulcraldreieck
und zwei seitlichen Füllungen, geschmückt mit Pflanzenornamenten.

Der zweite Stein, unten verstümmelt, hat zwar ungefâhr gleiche Masse, etwa
70 cm Breite und 23 cm Tiefe, und könnte auch die Hôhe des ersten (etwa 2 m)

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