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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 2 (März u. April)
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Schliz, Alfred: Heilbronn: Neolithische Landsiedlungen der Pfahlbauzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0034

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Cannstatt. Nördlich von der Stadt erhebt sich ein frei gelegenes
Plateau mit steilem Abfall hoch über dem Neckar, die „Steig“. Hier lag
das rômische Kastell Cannstatt, über dessen neue Ausgrabung Herr
Dr. P. Gôssler in Fundber. 1907, S. 82 ff. und der Schwâb. Chronik (vergl.
Bericht im Röm.-Germ. Korrespondenzbl. I, 1908, S. 60) berichtet hat. Hier
hat die Grabung zahlreiche neolithische Wohnstâtten, umgeben von einem
Spitzgraben aus neolithischer Zeit, nachgewiesen, in welchem die Kastell-
mauer fundamentiert war. Sämtliche steinzeitlichen Funde gehôren dem
Typus der Landsiedlungen der Pfahlbaugruppe an. Am Abhang des Seel-
bergs auf der andern Neckarseite lagen bandkeramische Grâber.

Das obere Neckarland hat bis jetzt nur Einzelfunde spitznackiger
Meissel aus ortsfremdem Material ergeben, von denen wir als Fundorte
Eggenhausen (Nephrit), Darmsheim (Jadëit) Schorndorf (Gneis und
Eclogit), Metzingen (Eclogit), Obertalhe im b. Horb (Saussurit), Rotten-
burg und Orlingen b. Haigerloch (Eclogit), Rotfelden bei Nagold iSaus-
surit) anführen. Damit schliesst sich das Neckargebiet direkt an die neo-
lithische Hôhenbesiedelung desNordrands der Alb vom Hegau an mit Lochen,
Hohenzollern, Hohenstaufen bis zum Ipf und dem Goldberg bei
Bopfingen an. Ersterer hat seine Besiedelung durch einen spitznackigen
Meissel erwiesen, eine ganz hervorragende Hôhensiedelung ist jedoch auf dem
letzteren.

Goldberg, O-A. Nehresheim, durch Geh.-Rat v. Wunderlich in
Stuttgart ausgegraben. Der Goldberg ist einer der weite Rundsicht bietenden
Vorberge der nordwestlichen Ausläufer der schwäbischen Alb im „oberen
Ries“, ein sich südlich von dem Dorf Goldburghausen schroff erhebender
Fels aus goldgelbem „Kalktuff“. Sein Gipfel trâgt. wie der benachbarte
„Ipf“ und der „Lochenstein“ eine schwarze Kulturschicht mit Asche, Kohlen,
Tierknochen und rohen Scherben. Abgegrenzte Wohnstâtten sind nie nach-
gewiesen worden, sondern die Gegenstânde kamen beim Abraum des die
Oberschicht der dortigen Steinbrüche deckenden Humus zum Vorscheîn.
Diese Kulturschicht wurde in den 80er Jahren von Prof. O. Fraas untersucht
und Bruchstücke grosser, dickwandiger Topfe, Schalen, Teller und Tonsiebe,
sowie Hirschhornmeissel und -fassungen für Steinbeile gewonnen (Württ.
Vierteljahrshefte 1890 S. 3). Auch Pfarrer Schips von Nehresheim sammelte
1904 Gefässreste, Feuersteinmesser, Steinbeile, Hirschhornhacken und tônerne
Spinnwirtel (Fundber. a. Schw. XII 1904). 1880 bis 1883 nahm Herr Geh.-

Rat v. Wunderlich umfangreiche systematische Grabungen vor. Das Plateau
des Berges fâllt auf drei Seiten steil ab, auf der vierten finden sich die Zeichen
einer Abgrabung aus früherer Zeit. Die Topographie gleicht also der des
Wartbergs bei Heilbronn. Das Fundinventar ist ein ausserordentlich reich-

Abb. 8.
 
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