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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 3 (Mai u. Juni)
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Dalheim / Heming / Trier / Veltheim
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Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0060

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gesetzt, die Wünsche und Bedürfnisse der
Verbandsvereine in der Kommission be-
rücksichtigt zu sehen.

30. 5. Verbandstag des nordwestdeutschen

Verbandes für Altertumsforschung in
Cassel, am 14. u. 15. April 1909.

Mittwoch Vormittag: i. Begrüssung
durch den Vorsitzenden des Vereins f. hes-
sische Gesch. und Landeskunde General-
major Eisentraut.

2. Bericht des Verbandsvorsitzenden
Schuchhardt über Tatigkeit 1908. Plan
einer Sammlung der rômischen Münzen in
Deutschland (Willers); Prahistorische Zeit-
schrift, über die gedrucktes Programm vor-
liegt.. Im Auftrage der Berliner und der
deutschen Gesellschaft für Anthropologie,
Ethnologie und Urgeschichte, sowie des
nordwestdeutschen und südwestdeutschen
Verbandes für Altertumsforschung heraus-
gegeb. von Schuchhardt, Schumacher, Seger.

3. Bibliothekar Dr. Lange-Cassel be-
spricht vor dem Original einem skulpierten
Grabstein aus einem neolithischen Hügel-
(Brand-)grab bei Ellenbach mit Steinkranz.
Im Norden eine 1 m breite türâhnliche
Lücke; hier lag mit breiter Seite nach unten
eine Steinplatte mit 6 Reihen übereinander
angeordneten Dreiecken verziert, fast ro-
manisch anmutend. Erklârt als aufrecht
stehende Grabstele am Eingang eines be-
sonders vornehmen Fürstengrabes. In stein-
zeitlicher Keramik Dreieck hâufig. Die
neolithische Herkunft des Steines wird teil-
weise bezweifelt.

4. Realschuldirektor a. D. Dr. Jelling- I
h aus-Osnabrück bespricht mit einer Fülle
von Einzelbeispielen früh- und vorgeschicht-
liche Spuren in nordwestdeutschen Orts-
und Flurnamen. Besonders wichtig für
Strassenforschung. Die Namen beziehen
sich meist nur auf einfache Dinge (Boden,
Quellen usw.) ; nur sehr geringe Aufklârung
über geschichtliche und religiöse Vorgânge
ist zu erwarten. Professor Schroeder-
Göttingen gibt Ergânzungen und mahnt zur
Vorsicht. In der Debatte wird u. a. auf
Anfrage Lehner’s seitens der Germanisten
die Annahme, dass das deutsche Birten (bei
Xanten) =Vetera sei, als unsicher hingestellt.

5. Dr. Kropatscheck-Frankfurt a. M.
macht mit der Bitte um Unterstützung Mit-
teilung von seiner in Angriff genommenen
Bearbeitung der rômischen Amulette aus
den Rheinlanden. Beispiel : Stierkopf aus
früh-augusteischen Lagern mit Phallus oder
Pelta im Maul. Astrologische Gründe spre-
chen mit: das Nativitâtsgestirn der Schutz-
gottheit des julischen Hauses, derVenus ge-
netrix, ist der Stier. Daher Stier apotro-

päischesFahnenzeichen der alten casarischen
Legionen. Entsprechend auch das Stier-
kopfamulett nur früh - augusteisch in den
Rheinlanden.

6. Professor Dr. Weerth-Detmold be-
richtet über seine Ausgrabungen auf Alt-
Sternberg 1908. Anlage etwa aus dem Ende
des 12. Jahrhunderts nach zwei Münzen und
Keramik. Fünf Grâber; die eigentliche
Burg in einen fast rechteckigen und einen
kleineren dreieckigen Teil geteilt, durch
Graben getrennt. Ob zur Verteidigung ?

7. Professor Dr. A n t h e s - Darmstadt
macht, sie ausführlich besprechend, auf
mehrere neuentdeckte Ringwalle in Ober-
hessen aufmerksam (Vogelsberg usw.) und
regt zur gemeinsamen Weiterarbeit an.

Nachmittag: Besichtigung der Aus-
stellung neuerer Funde von Ausgrabungen
im Reg.-B. Kassel, besonders von der Milse-
burg und Altenburg (Holzfunde) und von Auf-
nahmen vorgeschichtlicher Befestigungen.

Abends: 8. Museumsdirektor Dr. Boeh-
lau-Cassel berichtet als Vorbereitung für
den Besuch der Altenburg über die dortigen
Ausgrabungen (vergl. den als Festgabe
überreichten ersten vorlâufigen Bericht von
H. Boehlau, G. Eisentraut, H. Hofmeister
und W. Lange mit 2 Piânen und 4 Tafeln
in der Zeitschr. d. Ver. f. hess. Gesch. und
Landeskunde, N. F. 33). Dass die Altenburg
zum Mattium des Tacitus gehôrte, ist nach
den bisherigen Funden sehr wahrscheinlich.

9. Geh.-Rat Prof. Dr. S c h r ö d e r-Gôt-
tingen bespricht die altdeutschen Bezeich-

I nungen für Quellen und Brunnen im An-
schluss an die auf der Altenburg gefundenen
Wassersammelstellen, deren Boden und
Wande mit Holz belegt und versteift waren.
Germanen nannten diese Anlagen mit rô-
mischem Lehnwort puteus = althochdeutsch
phuzzi (putti) — Pfütze. Nicht bloss das
Wort, auch die Bauform muss den Rômern
entlehnt sein. (Vergl. Festgabe S. 33 ff.).

10. Museumsdirektor Prof. Dr. Schuch-
hardt-Berlin berichtet über Grabungen auf
der Römer (=Râuber-) schanze bei Potsdam.
Die urspriingliche germanische Anlage wurde
spâter von Slaven umgebaut (vergl. den Be-
richt in der Zeitschr. f. Ethnologie, 1909,

I S. 127).

Donnerstag, 15. April : Besuch der
Altenburg bei Niedenstein. Ob die Wasser-
behalter, von denen einer noch offen lag,
zur Tonbereitung gedient haben und hier
eine germanische Tôpferei zu erwarten ist,
muss noch unentschieden bleiben (Fest-
gabe S. 21 ff.).

Nachste Tagung Ostern 1910 inBonn
(Xanten und Mayen).

Igeler Säule. Von allen Teilen der Igeler Sâule, den Einzelbildern, den Gesimsen,
dem Dach und der Bekrönung kônnen jetzt Abgüsse vom Provinzialmuseum in Trier
bezogen werden. Reflektanten werden gebeten, sich wegen nâherer Auskunft über
Prei'se und Lieferungsbedingungen dorthin zu wenden.

Buchdruckerei von Jacob Lintz in Trier.
 
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