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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 2.1909

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Nr. 5 (Sept. u. Okt)
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Behn, Friedrich: Teller mit Innenrelief
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https://doi.org/10.11588/diglit.24879#0085

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L. hoch auf den Thyrsos gestützt (dessen Conture durch eingravierte Striche
wiedergegeben sind), die R. gesenkt mit einem undeutlichen Gegenstand
(Trinkschale oder Traube), zu dem der zu Füssen des Gottes liegende Panther
aufblickt. Das Gesicht des Gottes hat als hôchste Stelle des Reliefs natur-
gemâss am meisten gelitten durch Abreiben und Verstossen, es scheint nach
r. geneigt zu sein, der Richtung der r. Hand folgend. Neben dem r. Arm
ist auf dem Grunde eine Traube angedeutet.

Es sind zunächst Erwâgungen technischer Art, die eine Zusammen-
stellung des Mainzer Tellerbodens mit der Heddernheimer Form fordern:
der Teller besteht aus dem rôtlichen, glimmerhaltigen Ton, wie ihn die
Produkte aus den Tôpfereien der Wetterau, Heldenbergen und Heddernheim,

zcigen, und gerade dort muss ja nach
dem F.-O. auch die Form in Gebrauch
gewesen sein. Weitere Vergleichs-
punkte kommen hinzu, um die Ver-
mutung der Zusammengehôrigkeit
beider Stücke zu erhârten. Überein-
stimmend sind die Masse, soweit sie
noch kenntlich sind : der Durchmesser
betrâgt jedesmal ungefâbr 7 cm. Dar-
gestellt ist in beiden Fâllen eine Gott-
heit, und zwar nach einem statuari-
schen Vorbild : bei der Diana ist es
die capitolinische Statue (s. Pagen-
stecher a. a. O.), beim Bacchus ein sehr
hâufig verwendeter Typ, der Darstel-
lung unseres Tellers am âhnlichsten ist
eine Statue in Rom, Museo Capitol.
III 30, die nur darin abweicht, dass der
Gott ausser der Chlamys auch noch die
Nebris trâgt. Sehr verwandt ist auch
eine Statue in Neapel, Clarac-Reinach
Répert. de la stat. I 1576.

Am schwersten und m. E. entschei-
dend muss jedoch ins Gewicht fallen,
dass es sich um 2 Exemplare der im rômischen Germanien so überaus sel-
tenen Tellergattung mit Innenrelief handelt (s. die Zusammenstellung bei
Pagenstecher a. a. O. S. 101 *). Denn dass wir in dem Heddernheimer Fund-
stück nicht eine Applikenform zu erkennen haben für Gefâsse etwa von der
Art der spâten Rhonetalvasen (Déchelette, Cér. de la Gaule II, S. 235 ff. ;
Mestwerdt Rôm.-germ. Korr.-Bl. I 8, II 2) oder Feldflaschen (z. B. Mitt. aus
Heddernheim IV, Taf. IV 18), hat bereits Pagenstecher nachgewiesen und
konnte ich vor dem Original bestâtigen: das Medaillon zeigt nicht die ge-
ringste Krümmung, sondern ist vollkommen glatt.

Nicht zu übersehen, doch von relativ geringer Bedeutung sind die
Unterschiede der beiden Stücke: der Ausguss der Heddernheimer Form hat
ein weit flacheres Relief als der Mainzer Teller, und ferner ist bei jenem
der Rand des Medaillons gebildet durch mehrere concentrische Ringe von
verschiedener Stärke, beim Bacchusteller dagegen durch einen unregelmâssigen

Abb. 25. Boden eines Tellers.

>) Das Bodenstück eines grossen Sigillatatellers mit einem Vogel in sehr hohem
Barbotinerelief auf der Bodenmitte bewahrt das Mainzer Museum, doch dürfte weniger
ein besonderer Typ als vielmehr der Ausfluss einer Tôpferlaune vorliegen ; immerhin
ist das Stück bemerkenswert.
 
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