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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Ritterling, Emil: Zum Germanenkrieg d. J. 39-41 n. Chr.
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0011

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).

Nachrichten fiir die römisch-germanische Altertumsforschung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis fiir das Jahr 3 Mark.

Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

ian. u. Febr. Jahrgang VI, 1913. Nr. 1.

Inhalt: i. Zum Germanenkrieg d. J. 39-41 n. Chr. Von E. Ritterling. — 2.

Bremer. Eberstadt, Steinzeitliche Ansiedlungen. 3. Kah. Haueneberstein,

O

Drei Gigantenreiter-Gruppen. — 3. Nils Aberg, Studier öfver den yngre

O

Stenalderen (Ebert). 5. Winkelmann, Die römischen Grenztruppen der
Provinz Rätien (Drexel). —6. Verband bayrischer Geschichts- u. Urgeschichts-
vereine, 6. Versammlung in Ingolstadt. 7. Berichtigung (Forrer). 8. Verbands-
tag in Göttingen.

Zum Germanenkrieg d. J. 39—41 n. Chr.

Von

K. Ritterling, Frankfurt a. M.

1. Mehrere in den letzten Jahren bei Weisenau oberhalb Mainz zu Tage ge-

kommene Soldatengrabsteine beanspruchen ein grösseres Interesse, als es im
Allgemeinen derartigen schlichten Denkmälern zukommt: sie gewähren, wenn nicht
alles täuscht, zum ersten Male klareren Einblick in gewisse geschichtliche Vor-
gänge, von denen bisher nur dürftige und mit Fleiss entstellte literarische Notizen
Kunde gaben. Die Texte der Inschriften werden der' Übersichtlichkeit wegen
hier wiederholt:

1. L. Comelius L. f(ilius) Colinus Pol(lia) Eporedia mi(les) leg(ionis) XV
an(noriim) XXII stip(endi) I Ti(ic) s(itus) e(st)

Mainz. Zeitschr. II S. 23 nr. 1 mit Abbildung.

2. L. Varius L. f(ilius) Ouf(entina) Sacco Med(iolanio) mil(es) Jeg(ionis) XV
Primig(eniae) an(norum) X X V stip(endi) I h(ic) s(itus) e(st)

Mainz. Zeitschr. Vli S. 3 nr. 6 mit Abbildung.

3. C. Cassius L. f(ilius) Geminus Ouf(cntina) Medio(lanio) mil(cs) leg(ionis) XV
Primigenia an(norum) XX stip(endi) I h(ic) s(itus) e(st)

\ Röm.-Germ. Korr.-Bl. 1912 S. 76 nr. 3.

4. Bruchstück.mil(es) leg(ionis) IF 1) Primi)geniae stip(encli) 1 h(ic)

s(itus) e(st) Röm.-Germ. Korr.-Rl. 1912 S. 76 nr. 2.

Die Legio XV Primigenia, welcher alle diese 2), sämtlich im ersten Dienstjahre

’) Diese Nummer darf mit Sicherheit ergänzt werden, weil dem Stein nicht nur
die Fundstelle, sondern auch die aussergewöhnliche Ausschreibung des Legionsbeinamens
und das sonst sehr seltene geringe Dienstalter des Verstorbenen mit den übrigen In-
schriften dieser Legion (nr. 1—3) gemeinsam sind.

2) Die Annahme Körbers (Mainz. Zeitschr. II S. 23, noch festgehalten VII S. 3), dass
der Stein nr. 1 der legio XV Apollinaris angehöre und aus der Zeit vor der Varus-
schlacht stamme, wird schon durch die Zufügung des Cognomens, die für diese Zeit auf
den Soldatengrabsteinen unerhört wäre, hinreichend widerlegt. Der Giebelschmuck des
Steines trägt allerdings, wie K. mit Recht geltend macht, einen etwas altertümlicheren
Charakter als der von nr. 2 und 3 und zeigt die Eigentümlichkeiten der jutischen Zeit.
In der Tat gehört er noch dieser Periode, wenn auch ihrem Ende, an, und die Ver-
wendung von Grabsteinen etwas äiteren und jüngeren Charakters nebeneinander erklärt
sich hinreichend daraus, dass derartige einfache Denkmäler offenbar auf Vorrat gearbeitet
und auf Lager gehalten wurden. Aber selbst bei schwereren, dem Stil zu entnehmen-
den Bedenken gegen die Gleichzeitigkeit dieser Steine ist es methodisch unberechtigt,
am gleichen Orte gefundene Denkmäler ein und derselben Legion, die sonst am Ober-
rhein überhaupt nicht begegnet, durch einen Zeitraum von mindestens 50 Jahren von
 
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