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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Quilling, Fritz: Zur grossen Juppitersäule von Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0059

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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt

(Fortsetzung des Korr.-Bl. der Westd. Ztschr. f. Qesch. u. Kunst).

Nachrichten für die römisch-germamsche Altertumsforschung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Krüger, Museumsdirektor in Trier.

Das Korrespondenzblatt erscheint alle 2 Monate. — Bezugspreis für das Jahr 3 Mark.
Verlagsbuchhandlung von Jacob Lintz in Trier.

Juli u. August. Jahrgang VI, 1913. Nr. 4.

Inhalt: 26. Zur Juppitersäule von Mainz. Von. F. Quilling. — 27. Knorr. Sigillata-
gefässe mit dem Stempel CCSACRI. — 28. Bersu, Goessler, Hähnle, Schliz.
Grossgartach. Steinzeitliche Niederlassung. 29. Bremer. Gambach. Spät-
bronzezeitliches Brandgrab. 30. Behrens. Mainz. Depot spätrömischer Hen-
kelkrüge. 31. Körber. Mainz. Römische Inschriften. — 32. Blume, Die ger-
manischen Stämme zwischen Oder und Passarge (M. Schultze). 33. Curle,
A roman frontiers post and its people (Oelmann). 34. Cramer, Deutschland
in römischer Zeit (Riese). — 35. Archäol.-prähistorischer Kursus in Weissenburg-
Eichstätt.

Zur grossen Juppitersäule von Mainz*).

Von Dr. F. Quilling, Homburg v. d. H.

26. Die Darstellungen der Säule liaben, wie mir scheint, mit dem Schema der
wesensverwandten Monumente nichts zu tun, sondern sie heziehen sich durchweg auf
die persönlichen Verhältnisse und auf die Regierungshandlungen des Kaisers, für dessen
Wohlfahrt das Denkmal dem Juppiter gewidmet ist. Die Berechtigung zur Annahme
solcher Beziehnngen lässt sich schon daraus herleiten, dass Nero selbst auf der Säule
erscheint nnd sie erhält eine wirksame Stütze durch einen Vergleich der Reliefs mit
Keros Geschichte, die uns Schriftquellen und Münzen überliefern.

Am meisten leuchtet die Deutung des Apöllo als Anspielung auf Nero-Apollo
ein. Die Vorliebe des Kaisers für Spiel- und Theatemvesen, sein Auftreten als Kitharöde
ist hekannt; auf den Münzen ist er als Apollo dargestellt und hei seiner Rückkehr von
der griechischen Sangesreise hegrüsst ihn die Menge in der festlich geschmückten
Hauptstadt als Kero-Apollo.

Und als Nero-Hercules! Aucli ihm, dem Gott der Kampfspiele, fühlte er sicli
hesonders verwandt; auf den -— allerdings späten — Contorniaten wird er geradezu
als Hercules dargestellt. Nehen Apollo-Nero erscheint Iiercules-Nero auf unserer Säule
leiclit verständlicli.

Weniger nahe liegt die Identificierung Nero-Juppiter; es bedarf ihrer auch nicht,
sondern es genügt die Erklärung der Relief-Figur als Juppiter Custos oder Liber'ator,
der uns, mit Blitz und Scepter ausgestattet, wie auf der Säule, zuerst auf Münzen
Neros, wahrscheinlich mit Bezug auf die pisonische Verschwörung, begegnet. Immer-
hin aher darf darauf hingewiesen werden, dass Nero der erste Kaiser ist, der sich
anf Münzen mit der Aegis anf der Brust und sogar in ganzer Figur als Juppiter ah-
hilden lässt iCohen, Medailles imperiales I. S. 344 Anmerkung I zu den Nummern 372
his 374). Beide Erklärungen des Juppiter-Reliefs ergeben jedenfalls zu der die Säule
krönenden Statue eine willkommene Variante, ja die geradezu gehotene innere Differen-
zierung, wenn auch, schon aus künstlerischen Rücksichten, eine äusserliche Verschie-
denheit beider Darstellungen insofern anzunehmen ist, als die Statue in Kampfstellung
gehalten war.

Sonach wäre in dem Sockel-Relief vorne Juppiter Custos zu erkennen, auf der
Rückseite Hercules-Nero, rechts Fortuna und Minerva opfernd als Gegenstück zu Mercur
und Salus, der Verkörperung des inschriftlichen pro salute Neronis. Die Vereinigung

*) Eine neue Deutung der Götterbilder der Mainzer Säule wird hier veröffentlicht
trotz der grössten Bedenken gegen die Richtigkeit dieser Auffassung. Es mnss in dieser
schwierigen Frage jede Stimme gehört werden. Kr.
 
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