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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 4 (Juli u. August)
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Körber, Karl: Mainz: römische Inschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0072

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62

Die Inschrift lautet:

D M

N I C A S I

XibiiraXinvi D(is) M(anibus) Nicasi \ Liberalini Vic | toris

C.TORISVIRI

ciintiinari . ad «ri | eentenariii) ad \ sessoris fer | si

SIISSORIS FIIR

s i

Die Schrift ist noch gut lesbar, aber was sie besagen will, steht leider
nicht in allen Teilen fest, namentlich für die letzte Buchstabengruppe ist noch
keine einwandfreie Erklärung gefunden worden. Auch fragt es sich, wie die
drei Namen am Anfang aufzufassen sind. Ich dachte daran, dass es sich hier
um die Asche des Nicasius, eines Sklaven des Liberalinius Victor, handeln
könne, wobei dann — freilich eine gewagte Annahme — fersi für servi ver-
schrieben wäre. Dass Sklaven verhältnismässig prunkhaft bestattet wurden,
lässt sich gerade im Mainzer Museum an mehreren Beispielen nachweisen.
v. Domaszewski hält dagegen Nicasi für ein Signum des Liberalinius Victor,
Haug und Ritterling aber übersetzen: ,,des Nicasius, eines Adsessors des
Liberalinius Victor, der die Rangstufe eines Centenarius besass.“ Die Buch-
stabengruppe FIIRSI weiss auch von diesen Gelehrten Niemand zu deuten.
— Die Grabschrift ist aus ähnlichen Gründen wie der unter Nr. I veröfient-
lichte Grabstein in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts zu setzen.

Mainz. Körber.

LITERATUR.

32. Erich Blume: DiegermanischenStämme
und die Kulturen zwischen 0der
und Passarge zur römischen Iiai-
serzeit. Teil I: Text. YI u. 213 Seiten.
256 Abbildungen im Text und auf 6 Taf.
und eine Karte. Würzburg. C. Kabitzsch.
1912. 8 Mk. (Mannus-Bibl. Nr. 8.)

Ein wissenschaftlich hoch bedeutsames
Werk iiegt mit dieser Arbeit vor, die fast
das gesamte erreichbare Material, das fiir
das behandelte Thema in Frage kommt, ver-
arbeitet und eine Fülle neuer Ergebnisse
liefert. Inlialtlich gliedert sich die Arbeit
in zwei Teile. Der erste untersucht das
Kultur-Inventar des Oder-Passarge Gebietes
innerhalb der ersten vier nachchristlichen
Jahrhunderte typologisch und sucht es zeit-
lich der von Tischler und Almgren auf-
gestellten Chronologie anzugliedern, die
ihrerseits manche Ergänzung und Erweiterung
erfährt. ’ Bislang ist eine derartig zusammen-
fassende Bearbeitung eines solchen Zeit-
raum umspannenden Materials weder für dies
Gebiet noch sonstwo kaum versucht, ge-
hört doch auch dazu eine jahrelange, mühe-
volle, peinlich gewissenhafte Kleinarbeit
und ein innerliches geistiges Durchdringen
des Stoffes, den der Yerfasser in der Weise
zu meistern versteht, dass nirgends ihn die
Fiille des Materials erdrückt, sondern klar
und deutlich das Bild der jeweiligen Kulturen
und ihrer inneren Zusammenhänge hervor-
tritt. Besonders hervorgehoben sei das
Ivapitel über die Schlangenkopfarmbänder.
Hiei' verfolgt und entwickelt der Yerfasser

die typologischen Zusammenliänge in meister-
hafter Weise. Äusserst geschickt und über-
sichtlich ist die getroffene Anordnung der
Abbildungen. Auf je einer Tafel sind die für
eine Kulturstufe charakteristischen Typen
vereinigt, während im Text in zahlreichen
Abbildungen meist noch nicht publizierter
Altertümer die Sondertypen und Übergangs-
formen erscheinen. Der zweite Teil, das
letzte umfangreichste Kapitel der Arbeit, ver-
folgt die Geschichte der einzelnen in dem
Gesamtbilde sich abhebenden Ivulturgruppen
und versucht dieselben mit historischen
Stämmen in Verbindung zu bringen. In dem
ersten einleitenden Kapitel gab Yerfasser
bereits eine zusammenhängende Darstellung
der ethnographischen Methode, die allein hier-
bei zum Ziele führen kann. Angewandt
wurde diese Methode bekanntlich zuerst von
Kossinna, aus dessen Schule auch Blume
hervorgegangen ist. Angefeindet wurde die
Kossinnasche Forschungsweise vielfach, ja
auch von mancher Seite abgelehnt, selbst von
solchen, die, statt folgerecht nun jede ethno-
graphische Deutung abzulehnen, sich trotz-
dem in Zuschreibung gewisser Kulturen an
bestimmte Stämme gefielen. Hier hat jedoch
Verfasser gezeigt, wie bei Anwendung der
Kossinnaschen Methode sich selbst fiirkleine
Gehiete wichtige Resultate erzielen lassen
und dass nur clurch archäologische Befunde
sich historische Nachrichten kontrollieren und
erweitern wie berichtigen lassen. So kann
Verfasser feststellen, dass sich die Nachricht
des Jordanes, nach der die Goten zuerst die
 
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