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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Wagner, Ernst: Reichenau (Amt Konstanz): Brandgrab der Bronzezeit
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Vasters, P.: Mülfort b. Rheydt: thronender Jupiter
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0077

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Ringchen (Abb. 26, c u. d), zwei der letzteren mit einem Bändchen verbunden,
alle zusammen wohl einem Ringgeflechtangehörend, eine Nadel mit ver-
ziertem Kopf (Abb. 26, e), eine Armspange (Abb. 26, f), offen, mit doppeltem,
ausser beiden Endschleifen gezwirntem Ring, eine zweite solche mit End-
knöpfen, (einer fehlt) (Abb. 26, g) und eine dritte ganz glatte geschlossene
(Abb. 26, h).

* *

*

Von der Grabhügelgruppe im Wald „Ameisenberg“ bei Dettingen
Amt Konstanz (s. Wagner, Fundstätten und Funde in Baden I S. 18) wurden
1912 seitens des Konstanzer Rosgartenmuseums durch die Herren Leiner und
Strauss drei weitere Hügel untersucht. Aus den gefundenen Tonscherben
liessen sich 9 verzierte Gefässe ganz in der Art der aus dem Badischen
Oberland viel bekannten schönen Stücke der Hallstatt-Periode zusammen-
setzen, während Metallreste fast ganz fehlten. Die Gruppe, 39—40 Hügel
verschiedener Grösse enthaltend, erschien ausgedehnter, als man früher geglaubt
hatte; da eine weitere Untersuchung derselben für die nächste Zeit in Aus-
sicht genommen ist, so kann ein Bericht über sie bis dahin vorbehalten bleiben.

Karlsruhe. E. Wagner.

Mülfort b. Rheydt. Thronender Jupiter.

37. Das römische Steindenkmal (Abb. 27) wurde beim Lehmstechen auf
dem hinter der evangelischen Volksschule zu Mülfort gelegenen Grundstücke
der Ziegelei von Quack und Dassen zu Tage gefördert und zu den Steinen
geworfen. Schulkinder, die von Rektor Krampen Aufklärung und Verständnis
für derartige Dinge erhalten hatten, fanden anfangs Januar 1913 die Statuette
und brachten sie zu dem genannten Herrn, in dessen Besitz sie sich jetzt
befindet. Auf demselben Acker waren vorher schon drei Steinsärg’e, viele
Tongefässe, ein Glasfläschchen u. ä. gefunden worden. Über diese Funde
berichtet Schurz 2): ,,Zur Kultur der Rheinlande in vorrömischer und römischer
Zeit, zugleich Führer durch das städtische Museum in M.-Gladbach“ (1906)
S. 65 ff. Ein terra-sigillata Gefäss trägt den Töpferstempel BOVDVSFE.

Die Statuette ist wie die 1911 bei Ausschachtungsarbeiten an der katho-
lischen Schule — 4—500 m von der evangelischen entfernt — ausgegrabene
eigentümliche Jupitergigantensäule 3) gefertigt aus Liedberger Sandstein.

Die Statuette gehört dem im Rheinland häufigen Denkmälertypus des
thronenden Jupiter Capitolinus 4) an. Der Gott sitzt in majestätischer Ruhe
auf dem Throne, in der auf dem Knie aufliegenden Rechten den Blitz und
in der erhobenen Linken das Szepter haltend. Das erhaltene Denkmal ist.
in einer Linie oberhalb des Nabels durchgebrochen. (Abb. 27). Es besteht:
aus zwei Bruchstücken, deren Bruchflächen genau aufeinander passen. Da.
der Bruch glatt ist und dieselben Verwitterungsspuren wie die Oberfläche
des Denkmals selbst zeigt, ist anzunehmen,' dass die Statuette durch Hieb
oder Fall an dieser zerbrechlichen Stelle schon im Altertum zerstört wurde.

') Ein solches bei R. Henning, Denkmäler der Elsässischen Altertümer-Sammlung
zu Strassburg i. Els. 1912 Taf. VI, 22.

a) Er machte mich auf das hier veröffentlichte Denkmal aufmerksam, das -sich
wie Ieider so mancher andere römische Fund unserer Heimat in Privatbesitz der Öffent-
lichkeit entzieht. Ihm verdanke ich auch die Photographieen. Das städtische Museum
in M.-GIadbach hat sich ebenso wie bei der 1911 gefundenen Jupitergigantensäule ver-
geblich um den Erwerb des neuen Fundes bemüht.

3) s. Röm.-germ. Korr.-BI. V (1912) S. 23, S. 31 Anm. und S. 47.

4) Vgl. Klinkenberg: Das röm. Köln (1906) S. 220, der weitere Literatur angibt.
 
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