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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 5 (Sept. u. Okt.)
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Vasters, P.: Mülfort b. Rheydt: thronender Jupiter
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0078

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68

Die Höhe des oberen Bruchstückes beträgt 23 und die des unteren 22 cm,
so dass die ganze erhaltene Figur 45 cm hoch ist und für die ursprüngliche
Höhe noch einige cm hinzuzufügen sind. Kopf und Leib sind gut erhalten;
nur die rechte Augenbraue und Nasenhälfte ein wenig bestossen. Das Haar
umgibt nicht wie bei den meisten andern Statuetten in einem wulstigen
Kranze die Stirn, sondern ist in weichen Locken gleichmässig über den Kopf

gelegt (siehe die Seitenansicht
Abb. 27 b). Der Blick ist grade-
aus auf denBeschauergerichtet.
Der Kölner Jupiter vom Weyer-
tor, dessen Kopf abgebrochen
war, ist nicht richtig ergänzt
und sieht zu sehr nach oben;
der Mülforter zeigt die richtige
Kopfhaltung. Beide Arme und
Füsse sind weggebrochen. Die
Reste der rechten Hand befin-
den sich am rechten Ober-
schenkel und zeigen noch deut-
lich die Durchbohrung für den
Bronzeblitz, der bei einer
Trierer Statuette durch einen
günstigen Zufall noch erhalten
ist 5). Wie die Bewegung der
Arme ist auch die Haltung der
Beine die typische. Das rechte
Bein ist stark angezogen, wäh-
rend das linke lässig hingestellt
ist. Der Oberkörper ist wie
immer völlig nackt und das
Gewand um dieKniee geschlun-
gen. Meistens ist es hinter dem
Rücken über die linke Schulter
gezogen. Davon ist aber hier nichts zu erkennen. Dagegen ist die Thron-
lehne noch an mehreren Stellen deutlich sichtbar.

Wegen der Zierlichkeit der Statuette möchte ich dem ganzen Denkmal
denselben Unterbau geben, wie ihn das besser erhaltene, auch aus unserer
Gegend stammende grössere Monument von Klein-Bouslar (jetzt im Bonner
Prov.-Mus.) zeigt. Dieses hat aber denselben Unterbau, den wir auch bei der
eben erwähnten Mülforter Jupitergigantensäule, die darin wie in dem stehen-
den Jupiter einzig in ihrer Art ist, finden. Erinnern möchte ich auch mit
einem Worte an die bei Schloss Dyck ganz in der Nähe von Mülfort gefun-
dene Jupiterstatuette, die in der' Privatsammlung des Schlossherrn steht. Sie
hat als Unterbau nur einen viereckigen Sockel mit der Inschrift IOM. Es wäre
aber noch genauer zu untersuchen, ob das Denkmal richtig rekonstruiert ist 6).

Wenn es bei dieser Dutzendware überhaupt erlaubt ist von Stil zu
reden, so möchte ich noch bemerken, dass mir von allen in denselben
Massen gehaltenen Jupiterstatuetten, die ich in den Museen zn Köln, Bonn
und Trier gesehen habe, der Mülforter Jupiter die beste Arbeit zu sein scheint.

Die Funde der beiden letzten Jahre beweisen, dass in Mülfort eine
römische Niederlassung grösseren Umfanges bestanden haben muss. Da sich

5) s. Hettner, Illustr. Führer S. 73, Abb. 162.

6) Die Jupiterstatuette ist von C. Koenen abgebildet in Bonner Jahrb. 81 T. IV i,
dazu S. 154, vgl. auch Haug, Westd. Zeitschr. X S. 139 nr. 167.
 
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