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Römisch-germanisches Korrespondenzblatt: Nachrichten für römisch-germanische Altertumsforschung — 6.1913

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Nr. 1 (Jan. u. Febr.)
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Ritterling, Emil: Zum Germanenkrieg d. J. 39-41 n. Chr.
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Bremer, Walther: Eberstadt (Kr. Giessen): steinzeitliche Ansiedlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25476#0014

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war. Die im Anschluss an diesen Feldzug und den Aufstand des Saturninus i. J. 89
ausgeführte weitergreifende Okkupation rechtsrheinischen Gebietes machte dann
einen besonderen militärischen Schutz des Rheinüberganges bei Weisenau mehr
und mehr entbehrlich.

* *

*

Durch die starke Truppenanhäufung amRhein von wenigstens iobis 11 Legionen,
welche durch die Unterbrechung der weitgreifenden Eroberungspläne des Caligula
hervorgerufen wurde, fällt neuesLicht auf die Vorgeschichte der britannischenExpedi-
tion des Jahres 43. Schon an sich bildete diese grosse, an wenigen Waffenplätzen ver-
einigte Truppenmasse eine ständige Gefahr für die neue Regierung, so dass letztere
darauf bedacht sein musste, diese Kräfte im Krieg gegen einen äusseren Feind
zu beschäftigen und zugleich auf weitere Gebiete zu verteilen. Auch waren die
militärischen und technischen Vorbereitungen für die Expedition schon zur Zeit
des Regierungswechsels anscheinend so weit gediehen, dass die Ausführung ohne
Schwierigkeit erfolgen konnte. Nur die zur Festigung der neuen Regierung not-
wendigen Massregeln während des Jahres 41 und die Beseitigung der inneren
Missstimmungen, welche mit der Verschwörung des Annius Vinicianus und dem
Aufstand des Camillus Scribonianus i. J. 42 sich verknüpften, verzögerten die Ver-
wirklichung des Unternehmens bis zum Frühsommer des Jahres 43.

Die starke Umwälzung, welche in der Zusammensetzung der beiden Rhein-
heere und in der Verteilung ihrer Legionen in claudisch-neronischer Zeit sich er-
kennen lässt, ist nicht allein, vielleicht nicht einmal vorwiegend auf diese britan-
nische Expedition des Claudius zurückzuführen. Ein grosser Teil der Truppen-
verSchiebungen wird bereits vorher in den Jahren 39—42 erfolgt sein. Aber diese
im Einzelnen nach genauem Zeitpunkt, Veranlassung und Absicht schärfer zu er-
kennen, wird nach der Art unseres QueUenmateriais nicht allzuviel Aussicht sein.
Ebenso wie die im Zusammenhang mit den Donaukriegen Trajans erfolgten
Truppenverschiebungen während der Jahre 101 —105 in ihrer Reihenfolge sich
genau wohl kaum je werden bestimmen lassen. Die zweite Rekrutenlegion des
Caligula, die XXII Primigenia scheint bereits i. J. 42 in Mainz gelagert (CXIII 6975),
die XV Primigenia, schon i. J. 43 oder 44 am Niederrhein gestanden zu haben (C XIII
8079. 8080)’). Die alte Mainzer Garnison wird daher wenigstens z. T. bereits vor
dem Feldzug des Claudius abgezogen sein.

NEUE EUNDE.

Eberstadt (Kr. Giessen). Steinzeitliche Ansiedlungen.

2. Im Sommer des Jahres 1911 wurden von dem Berichterstatter auf der

Höhe nordwestlich des Dorfes Eberstadt bei Münzenberg in derWetterau.
steinzeitliche Wohnplätze, die sich als schwarze Stellen vom Erdboden ab-
zeichneten, aufgefunden. Die Plätze liegen geschlossen zusammen auf einem
Plateau, das die ganze Umgegend beherrscht. Sie gehören nach dem Aus-
weis der auf den Ackern aufgelesenen Scherben der „Grossgartacher“ Kultur
an. Mit Mitteln des Oberhessischen Geschichtsvereins wurden im vorigen
Herbst und im Ietzten August und September hier Ausgrabungen veranstaltet,
bei denen drei dieser Wohnplätze vollständig aufgedeckt wurden. Von einer
Befestigung, die durch die Lage der Ansiedelungen wahrscheinlich wird, ist
bis jetzt noch keine Spur gefunden. Die Plätze selbst entsprechen in ihrem
Befund durchaus denen, dieWolff in der Südwetterau und Köhl in Rhein-
hessen untersucht haben. In dem Eberstädter Platz A aber kam man über
diesen Befund hinaus, und die Ergebnisse scheinen durch den Befund der

7) Stil und Dekoration der beiden Grabsteine scheinen nicht gegen diese Zeit-
ansetzung zu sprechen. Die Vollfigur des ersteren erscheint bereits auf verschiedenen
Steinen vorclaudischer Zeit und die Büste des zweiten begegnet am Rhein fast ausnahms-
los nur auf Steinen von Legionaren aus der Zeit des Augustus und Tiberius.
 
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